Sommer in Mezra

Deutschland 1991 TV-Spielfilm

Erstlingsübung

"Sommer in Mezra", Fernsehspiel von Hussi Kutlucan


Wilfried Geldner, epd Kirche und Rundfunk, Nr. 89, 13.11.1991

Die Story klang vielversprechend, gelöst und heiter. Ein Türke, der mal keine "Reise der Hoffnung" ins gelobte West-Land macht, sondern umgekehrt, hier – in Berlin – die Nase voll hat und sich auf Zeit zurückzieht in die sonnige Türkei. Die Asylproblematik ist trübe genug. Ein frisches Lüftchen zu später Stunde, denkst du dir, tut gut.

Der Anfang war denn auch vielversprechend, mit einer lapidar abgehakten Wohngemeinschaft und eben zu Ende gegangener Beziehungskiste, mit dem Ad-hoc-Entschluß, in die Türkei zu fahren und der Drohung, von dort gleich die anatolische Großmutter mitzubringen, nebst Schaf- und Ziegenherde. Süleyman heißt der junge Held, der seit achtzehn Jahren in Deutschland lebt und laut Verwandtenauskunft ein begnadetes Mechanikerhändchen hat. Andere als etwa Doris Dörries türkischer Detektiv, der soeben bei den Hofer Filmtagen das Licht der Welt erblickte ("Happy Birthday, Türke") und kein Wort türkisch kann, hat sich Süleyman mitsamt Großfamilie nicht assimiliert. Man spricht türkisch und Untertitel übersetzen es uns. Man wird hineingezogen ins Milieu, auch von der Kamera, die immer ganz nah dran ist an den Gesichtern, vor allem dem des Hauptdarstellers Hussi Kutlucan (auch Regie).

Doch – nun muß es raus – die anfänglich geschürte Neugierde, die Hoffnung auf unterhaltsam Tragikomisches fällt bald zusammen. Ein Road-movie in gestochen scharfen Postkartenbildern setzt ein (Kamera: Lars Barthel), kein Dunst, kein Wölkchen im Bild. Breit werden Badehausmassagen und Bauchtanzszenen (mit den Dankgeldern im unruhigen Oberteil) zelebriert – fast touristisch werbewirksam. Zu selten sind die witzigen Sentenzen, etwa wenn später im Heimatdorf Mutterstolz von den Erfolgszeiten schwärmt, als der Sohn mit dem Motorrad aus dem Dorfe fuhr ("Danke, Mama, gern geschehen").

Einige Brisanz erhält die Geschichte einer Reise in die Heimat durch eine seltsame Schatzsuche, zu der unser Held von seinem zwielichtigen Onkel angeleitet wird. In der Nähe eines Dorfes, angeblich vom Erdbeben zerstört, soll ein Schatz verborgen sein. Von einer blutigen Vertreibung schließlich erfährt man ganz zuletzt. Das Dorf soll armenisch, demnach wohl christlich gewesen sein. Aber das alles bleibt im dunkeln, will zur lustigen Reise nicht recht passen. Eine Erstlingsübung, der größere dramaturgische Anstrengung sicher gutgetan hätte.

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