Der junge Medardus

Österreich 1923 Spielfilm

Der junge Medardus


Pr., Lichtbild-Bühne, Nr.75, 16.6.1925


(...) Dieser historische Problemfilm führt in das Wien zur Zeit der Schlacht bei Aspern. Im Mittelpunkt steht Helene von Valois, eine ehrgeizige Royalistin, die mit kalter Leidenschaft Medardus Klähr liebt. Beider Liebe ist aus dem Haß geboren. Medardus wollte an Helene den Tod seiner Schwester rächen, aber aus der Rache wird Leidenschaft. Helene sucht Medardus zur Ermordung Napoleons zu verleiten. Er aber glaubt sich mißbraucht und lehnt ab. Also beschließt sie, es selber zu tun. Flirtet mit Napoleon, gilt offiziell als seine Geliebte, und will ihn im Schönbrunner Schloß besuchen, um ihn zu töten. Der eifersüchtige Medardus aber hindert sie daran und ermordet sie. Napoleon will den Mörder, der dadurch sein Leben rettete, begnadigen. Aber Medardus lehnt ab. Er wird hingerichtet, und an seiner Leiche erklärt ihn Napoleon als den letzten Helden. Dieser in vielen Einzelheiten ausgezeichnete Film bleibt letzten Endes ein verfilmtes Drama (Arthur Schnitzler), ein verfilmter Dialog. Trotz aller Feinheiten fehlt das rein Motorische der Handlung, es bleiben ausgezeichnet gesehene Momentbilder und Milieuschilderungen. Die Regie von Michael Kertesz leistet in den Aufnahmen des alten Wien, in einer Hoffestlichkeit im Schönbrunner Park und namentlich in den Schlachtschilderungen ganz Hervorragendes. Die Gräfin Agnes Esterhazy als Helene von Valois zeigt Feinheiten der Charakterisierung und der Verinnerlichung, wie man sie selten bei ihr in solcher Vollendung gesehen hat. Michael Varkony als Medardus Klähr zeigte eine Mischung von begeistertem Jüngling und gefestigtem Mann mit einer erstaunlichen Beherrschung der Gesten und des Mienenspiels. Etwas verfehlt und auch als Maske schlecht getroffen war der Napoleon Michael Xanthos. Die Photographie war gut. Alles in allem ein als Zeitdokument interessanter und in seiner Aufmachung durchaus würdiger Film.

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