Freundinnen & andere Monster

Deutschland 1997/1998 Spielfilm

Freundinnen und andere Monster


Claudia Schülke, epd Film, Nr. 7, Juli 1998

Wie leben die Teenies von heute? Womöglich wie Miriam, Nie, Doro und Anika. Die vier Mädchen haben sich zur "Fun-Gang", der berüchtigsten Girlie-Bande der Schule, zusammengeschlossen: Auf Rollerblades machen sie Essens Fußgängerzone unsicher, falls sich nicht wieder einmal eine wie Anika blutend unters Auto des Direktors legt. Und dann kommt dieses Landei und verdirbt den Streich. Katja hat eben nichts kapiert. Gerade ist sie noch auf dem Rücken ihres Pferdes über die heimischen Wiesen gesprengt, nun muß sie sich plötzlich im Ruhrpott zurechtfinden. Als sie die Rollschuh-Amazonen aber vor einem Polizisten rettet, hat sie das Vertrauen der Mädchenbande gewonnen. Mitglied soll sie werden. Aber ist sie auch eine richtige Frau, wie die Bandengesetze es vorschreiben?

Dann muß sie es eben werden. Aber den passenden Jungen für die erste Liebesnacht ausfindig zu machen, ist gar nicht so einfach. Joschka hat es zu eilig, Jürgi liebt den Fußball, Sven verliert die Nerven, und Gero sammelt Mädchen wie Trophäen. Bleibt Marc, aber in den ist Anika verliebt, auch wenn es niemand weiß. Um Katja zu helfen, heuert ihn die Bande für einen Hunderter an. Nur eines hat keiner bedacht: daß sich Marc in Katja verlieben könnte. Die eifersüchtige Anika intrigiert zwar erfolgreich gegen das Liebespaar, aber Katja hat plötzlich andere Sorgen: Ihr Pferd frißt nicht mehr, weil es sie so vermißt.

Wie sprechen die Teenies von heute? Wahrscheinlich wie im Drehbuch von Produzent Thomas Springer und seiner Co-Autorin Katya Kleiner. Soll man es eher spritzig, pfiffig oder fetzig nennen? Jedenfalls ist es gespickt vom Jugendjargon der neunziger Jahre, den die Verfasser diversen Girlie-Banden in Vorgesprächen zu den Dreharbeiten abgelauscht haben. Eine Frau war auch zur Stelle, um die Mädchen zu inszenieren. Mika Kallwass, gebürtig in Köln und wohnhaft in London, konnte ihre Erfahrungen als Regie-Assistentin bei der "Lindenstraße" jetzt zum Debüt als Spielfilm-Regisseurin erweitern: mit einer Teenager-Komödie zwischen Musik und Tanz, Pferden und Jungens. Ein quirliges Vergnügen für Leute um die 15 oder 16, ein bunter, ja greller Augenschmaus für Beobachter des modischen Trends. Für Kritiker eher eine Nullnummer, weil er mit ästhetischen Mitteln geizt, künstlerisch nicht viel hergibt – sieht man einmal von den paar weich und rosa gefilterten Flashbacks ab.

Immerhin haben es Ina Bahnt (Miriam), Jasmin Schöler (Doro) und Stefanie Mühlhan (Nie) geschafft, sich als Laien unter Profis und Nachwuchstalenten zu behaupten. Die Anika von Ivonne Schönherr prädestiniert das Fernseh-Model geradezu für die nächste Seifenoper. Auch Wolke Hegenbarth hat schon Fernsehserien-Erfahrungen, die ihren darstellerischen Mitteln allerdings noch nichts anhaben konnten: Ihre Katja fällt nicht nur laut Drehbuch aus dem Rahmen, sondern macht sich auch als schauspielerischer Charakter selbständig. Dagegen hat sich bei dem schönen Dirk Meier bereits die Routine eingeschlichen: Dieser Marc hat das glatte Profil eines Fernseh-Profis, der jetzt aber an seiner Bühnenkarriere bastelt. Eines jedenfalls macht der Film klar: Die Teenies von heute sind wie die Teenies von dazumal nur daß sie jetzt auch noch mit Kondomen spielen.

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