Rote Sonne

BR Deutschland 1969 Spielfilm

filmportal.de TV-Tipp zu "Rote Sonne"

Anässlich der Ausstrahlung auf ARTE, 2007

Die neuzeitlichen Töchter der Sirenen leben in Schwabing: Vier Frauen in einer Münchner Altbauwohnung teilen ein Geheimnis – hat eine von ihnen einen Liebhaber, so muss dieser nach fünf Tagen getötet werden.
Viel mehr als diese reißerische Prämisse brauchte Regisseur Rudolf Thome nicht, um mit "Rote Sonne" eine faszinierende Spätsechziger-Fantasie zu entwerfen, die schwerelos zwischen Novelle Vague- Reminiszenz  und Popart-Theaterlaienspiel oszilliert. Für das Minimum an Plot in dem hochstilisierten Reigen sorgen derweil Sixties-Ikone Uschi Obermaier als verführerische Kommunardin Peggy und der unverwechselbare Marquard Bohm in der Rolle des designierten Liebesopfers Thomas. Und nicht nur weil der im vergangenen Jahr verstorbene Schauspieler mit dem markanten Gesicht den spröden Sex-Appeal eines hanseatischen Jean-Paul Belmondo verströmt, gemahnt die amour fou im bayerischen Szenemilieu in manchen Momenten an Godards "Außer Atem".

Wie dort ist auch hier der Tod ständiger Begleiter eines unmöglichen Liebespaars, dessen Beziehung nicht anders als tragisch enden darf. Wenn bei Thome schließlich die titelgebende Sonne über den Starnberger See scheint, verwischen endgültig die ohnehin fließenden Grenzen zwischen schwelgendem Kitsch und ironischer Künstlichkeit.

Mit seinen hochstilisierten Vignetten, gebrochenen Genrezitaten und dem ungebremsten Stilwillen bleibt Thomes Film aus dem Jahr 1969 bis heute eine aufregende Episode in der deutschen Filmgeschichte. Zudem zeichnet er bei aller artifiziellen Entrücktheit ein beunruhigend treffendes Phantombild des "Sommers der Liebe": Symbolisch wird noch einmal vorgeführt, wie strukturelle und physische Gewalt das schockierende Ende aller Hippieträumen bedeutete und sich das vormals sonnengelbe Glück blutrot färbte.

 

 

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