Die Architekten

DDR 1989/1990 Spielfilm

Ruinierte Träume



Henryk Goldberg, Filmspiegel, Berlin/DDR, Nr. 16, 1990




Jetzt bald 38 und Architekt. Er hat zwei Bushaltestellen gebaut, zwei Trafohäuschen und drei Sero-Annahmestellen. Ein Haus noch nicht. Seine ehemaligen Kommilitonen hüten Schafe, betreiben Kneipen, verstauben in Archiven oder wohnen in Köln. Da kommt die große Chance, die komplexe Gestaltung eines Neubaugebietes. Und Daniel Brenner träumt von Gras auf Dächern und vietnamesischen Restaurants …


Architekt, das ist eine weit in die Gesellschaft ausgreifende Metapher, die mehr meint als Statik und Beton. Architektur, das ist Entwurf von Lebens-Räumen und Lebens-Möglichkeiten, Architektur, das ist die verdinglichte Struktur eines Lebensgefühls, und so hat das polemische Potential von "Franziska Linkerhand´" dereinst als Buch, Film und Theaterstück nicht von ungefähr allerlei Aufruhr gestiftet.



Dereinst. Und nun? Nun ist der Film "Die Architekten" ein Flop. Denn was nun passiert, ist eine Art von natürlicher Zuchtwahl, gleichsam der ästhetische Darwinismus. Unnatürlich war der, nicht von den Filmleuten zu verantwortende Zustand, Film, Kunst überhaupt, als Publizistik, als rare öffentliche Mitteilung zu nehmen, der Grad der künstlerischen Vollkommenheit gab nur bedingt ein Maß für öffentliche Wirkung. Was Thomas Knauf schrieb, was Peter Kahane inszenierte, ist derart unbelastet von künstlerisch-individueller Eigentümlichkeit, von jeglicher Überraschung, von jeglichem Interesse, das sich nicht nur an der Sachlichkeit der Story orientiert, daß wenig Chancen zum Wirken verbleiben. Rita Feldmeier übrigens, als Wanda Brenner, gefiel mir recht gut, sie spielt auch dann noch, wenn ihr kein Text mehr auf die Gesten hilft, sie spielt – im Bett, bei der ersten Begegnung mit dem künftigen Liebhaber – mit Untertext, was sonst nicht stattfindet.

Ein Film, vielleicht der Film über das Scheitern des Landes DDR. Über ruinierte Träume, die Trümmer eines Lebensgefühls, unter denen vieles begraben ist. Künftig werden hier Archäologen nicht weniger zu tun haben als Architekten. Es liegt viel im Dreck. Lassen wir es liegen?

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