Ulzana
Abenteuer und Historie. "UIzana"
Der Indianerfilm der DEFA nahm seinen Anfang mit einer Verfilmung des Romans "Die Söhne der großen Bärin" von Liselotte Welskopf-Henrich. Diese Adaption ließ zwar einiges von den Qualitäten der literarischen Vorlage vermissen, doch spiegelte sich noch deren dichterischer Gehalt, die Phantasie und psychologische Vertiefung der Figuren wider. Inzwischen liegen mit "Ulzana", dem neuesten Film dieser Richtung neun Titel vor, die insgesamt von der Sorgfalt zeugen, die die DEFA aufgewandt hat. Das trifft sowohl auf die Auswahl der Schauspieler, als auch auf die Bildgestaltung, die ausgesuchten Landschaften, die Dekorationen und die Kostümentwürfe zu. Bedeutende Filmkomponisten erprobten sich in indianischer Folklore und Westernmelodien. Das Publikum, dem abenteuerlichen Genre entsprechend vorzugsweise junge Menschen, füllte die Kinos, der Schauspieler Gojko Mitić wurde und blieb einer der populärsten Schauspieler, und die Kritik konstatierte wohlwollend das Positive, das ja auch rechtens angemerkt werden konnte. Sie erwähnte aber auch oft genug am zutreffenden Gegenstand das soziologisch-historisierende Herangehen an die Filmfabeln sowie die mangelnde stilistische Ausprägung in der Gesamtgestaltung.
Blickt man heute zurück, so hat die DEFA mit Kontinuität ein Kapitel – und zwar eines der finstersten – der amerikanischen Geschichte mit künstlerischen Mitteln dokumentiert. Sie hat den imperialistischen Völkermord, als dessen jüngstes mahnendes Beispiel der Vietnamkrieg in bedrückender unauslöschlicher Erinnerung ist, durch Exkurse in die indianische Geschichte entlarvt und so eine wichtige aufklärende Funktion erfüllt.
Dem Vernehmen nach ist "Ulzana" der zunächst letzte Indianerfilm aus Babelsberg. Sicherlich wird nach neuen dramaturgischen Formen gesucht werden müssen, Versuche wie zum Beispiel Arthur Penns "Little Big Man" sind zu analysieren, und auch im eigenen Lande gibt es Romanautoren, denen es gelang, Indianerschicksale über die Jahrzehnte hinweg bis in die fast jüngste Gegenwart zu führen mit Spannung und psychologischem Reichtum. Auch diese Erfahrungen wird es zu verwerten gelten, wenn die Serie der Indianerfilme eines Tages wieder aufgenommen werden sollte.