Die Häupter meiner Lieben

Deutschland 1998/1999 Spielfilm

Die Häupter meiner Lieben


Maria Capponi, epd Film, Nr. 8, August 1999

Ein Reisebus fährt durch die Toskana. Auf dem Dach liegt Heike Makatsch, die Arme ausgestreckt wie eine Heilige (die sie natürlich nicht ist); in Verbindung mit der "Gute-Laune-Musik", die dazu erklingt weiß man sofort: Hier sehen wir eine junge Frau, die "frei" ist, "unbekümmert", "lebenslustig", eine Frau, die "tut, wozu sie Lust hat". Wenn sie kurz darauf wie Bonnie Parker in Zeitlupe auf die Kamera zuläuft, lässig eine Kippe im Mund hängend, wissen wir: diese Frau ist auch noch tough, und sie ist cool.

Wird man gleich in den ersten fünf Minuten eines Films mit so vielen Klischees von "moderner Weiblichkeit" bombardiert, inszeniert ohne spürbare Ironie, möchte man eigentlich umgehend das Kino verlassen. Man bleibt dann doch, denn Heike Makatsch ist ja schon sehr sexy, und die beiden anderen Hauptdarstellerinnen, Christiane Paul und Andrea Eckert, besitzen ebenfalls eine beachtliche Präsenz. Nur haben alle drei nicht besonders viel zu tun in diesem Film, dessen Geschichte sich in einem Satz zusammen fassen lässt: Nachdem Maja (Makatsch) und ihre Freundin Cora (Paul) Majas Bruder umgebracht haben, weil er Cora vergewaltigen wollte, ziehen sie nach Italien, töten dort Coras reichen Freund und genießen fortan mit der cleveren Haushälterin Anna (Eckert) ihr glückliches Leben in einer Art toskanischem Mädchenhimmel; Männer dienen nur als Sexobjekte, die umgebracht werden, sobald sie den drei Mädels auf die Nerven gehen.

90 Minuten lang passiert in "Die Häupter meiner Lieben" immer wieder das Gleiche: Ein Mann taucht auf, wird als liebenswert eingeführt, dann als nervtötend oder primitiv oder beides entlarvt und schließlich entsorgt. Das wäre vielleicht der Stoff für spaßigen, anarchisch-feministischen Trash. Nicht so unter der Regie des Kameramannes Hans-Günther Bücking ("Todesspiel"): Maja, Cora und Anna kaufen sich schicke Kleidchen, wohnen in einer pittoresken Villa, fahren ein exklusives Cabriolet und lesen morgens die "Süddeutsche Zeitung" – brav-bürgerlicher geht es kaum noch.

Oder soll aus dieser Tatsache das (für Männer) unbehagliche Gefühl erwachsen, dass selbst in solchen Frauen eine Killerin stecken kann? Aber letztlich gebärden sich hier drei Frauen schlichtweg ebenso sexistisch und gefühlskalt, wie es Macho-Männern gewöhnlich nachgesagt wird – und das macht sie weder bedrohlich für ein vermeintlich männliches Selbstverständnis, noch besonders aufregend, sondern eher ziemlich langweilig.

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