Viktoria und ihr Husar

Deutschland 1931 Spielfilm

Viktoria und ihr Husar


Kinematograph, Nr. 289, 16.12.1931


Das ist ein merkwürdiger Abend. Ein an sich höchst mittelmäßiger Film hat stärksten Erfolg. Ein Beweis, daß manchmal auch der Stoff an sich oder die Musik von ausschlaggebender, nachhaltigster Wirkung sein kann.

Die Fabel der Handlung darf als bekannt vorausgesetzt werden. (...) Oswald arbeitet die Geschichte um. Versieht sie richtig mit einem Vorspiel und verlegt alles, was an wirksamen Schlagern in dieser Operette vorhanden ist, in ein neues Milieu. Das ist sicher originell. Und es hätte vielleicht die Wirkung des ursprünglichen Librettos noch gesteigert, wenn nicht alles rettungslos verkitscht wäre. Die Dekorationen sind entweder zu voll gepfropft oder zu dürftig. Bei der Besetzung läßt den sonst gerade in dieser Beziehung so vorbildlichen und geschickten Spielleiter sein sicherer Instinkt vollständig im Stich.

Friedel Schuster, der man die Viktoria übergab und die bei Reinhardt in der "Schönen Helena" einen überraschenden Erfolg hatte, wirkt filmisch blaß und muß mehrfach durch Schleier photographiert werden. Michael Bohnen sieht gut und elegant aus, ohne unbedingt zu überzeugen. Ivan Petrovich kann auch nicht als ideale Besetzung für den Stefan Koltay angesehen werden. Von den Männern hat nur Verebes einen großen, starken, nachhaltigen Erfolg. Er ist der einzige, der immer wieder auf offener Szene lauten, ehrlichen, stärksten Applaus verzeichnen darf. (...)

Die Musik selbstverständlich zündend wie beim Original. Ein paar neue Chansons. Dafür aber Verzicht auf manches, was gerade auf der Bühne außerordentlich wirkungsvoll war.

Man schneidet in die manchmal geschickt nachempfundenen exotischen Bilder interessante Naturaufnahmen und gibt dadurch dem ganzen Film eine gewisse Größe und räumliche Ausdehnung in die Tiefe.

Alle diese Ausstellungen hindern das Publikum, wie schon eingangs gesagt, nicht daran, den Film wohlgefällig aufzunehmen.

Die ersten drei Vorstellungen zeigten ein ausverkauftes Haus. Der Vorverkauf läßt auf weiteres gutes Geschäft in Berlin genau so rechnen wie in den Provinzstädten, die den Film bisher zeigten.

Man wird auf die grundsätzliche Seite dieses einwandfreien Erfolges noch eingehend zurückkommen müssen.

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