Morphium

Deutschland 1919 Spielfilm

Morphium

L. Eg., Lichtbild-Bühne, Nr. 43, 25.10.1919

Wenn jemand zum ersten Male ein Dosis Morphium erhält, wird er – nach der sonst üblichen Auffassung – bald in einen tiefen Schlaf verfallen. In dem Filmwerk von Julius Urgiß und Max Jungk, dessen Uraufführung wir den Alfa-Lichtspielen verdanken, begibt sich der Kapellmeister Felix Malten unmittelbar nach der Morphium-Injektion zu einer gesellschaftlichen Veranstaltung und scheint im Gegenteil durch das Gift angeregt zu sein. Diesem ersten Fehler folgen im Verlauf der 6 Akte (4 hätten vollauf genügt) noch mehrere, die den gesamten Eindruck beeinträchtigen. Die Idee, daß jemand die ihm zur Prüfung, übergebene Tondichtung als eigene Komposition ausgibt, ist stark verbraucht. Sie wirkt hier überdies wenig glaubhaft, da der betreffende als großer Meister gefeiert ist, Hofkapellmeister wird und eine Oper schreibt, die mit großem Erfolge aufgeführt wird. Es ist auch nicht wahrscheinlich, daß ein Mann mit festen Grundsätzen von Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit dieselben Verbrechen begeht, deretwegen er sich von seiner Frau hat scheiden lassen. Das Schreiben im Film ist ein Kapitel für sich. Eine Aufzeichnung im Tagebuche ist nicht etwa eine Eintragung im Kassabuch. Das ist Stimmungssache nicht Komptoirarbeit. Es muß anerkannt werden, dass viel Mühe für die Ausarbeitung des Filmes aufgewandt ist. Manche hübsche Szene hat der Regisseur Bruno Ziener geschaffen, auch an eindrucksvollen Bildern fehlt es nicht. Die Gestalt des Helden ist jedoch verzeichnet. Bruno Decarli bemühte sich vergeblich, der Gestalt Leben zu geben. Schwächlich wie der Charakter, blieb auch die Wirkung dieses willensschwachen Mannes, dem man die großen künstlerischen Errungenschaften nicht ganz glauben kann. Olga Engl als würdige Fürstin und Margarete Kupfer in einer ihrer typischsten Episodenrollen befriedigten sehr. Die Direktion der Alfa-Lichtspiele verkauft zwar ein sogenanntes Programm mit großer Innenansicht des Theatersaales und des Foyes, (...), Ankündigung der Eröffnung einer Bar, Voranzeige des Films in der nächsten Woche usw. – aber das Personenverzeichnis fehlt.

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