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Nach einer Umweltkatastrophe breitet sich der (fiktive) bolivianische Salzsee Diablo Blanco immer weiter aus und bedroht die Lebensräume von Menschen und Tieren. Im Auftrag der Vereinten Nationen soll die deutsche Wissenschaftlerin Professor Laura Sommerfeld gemeinsam mit ihren Kollegen Dr. Cavani und Dr. Meier die Lage vor Ort begutachten und einen Lagebericht erstellen. Allerdings werden die drei direkt nach ihrer Ankunft entführt und in ein Versteck im bolivianischen Hochland gebracht. Dahinter steckt Matt Riley, der CEO des für die Katastrophe verantwortlichen Firmenkonsortiums. Er will die Wissenschaftler außer Gefecht setzen, da er einen eigenen Plan im Umgang mit der Katastrophe geschmiedet hat.
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Sie finden sich auf einer Hazienda wieder, wo sich ihr Entführer als Matt Riley, CEO des Konsortiums, das für die Umweltkatastrophe am Diablo Blanco verantwortlich ist, zu erkennen gibt. Riley hat die Seiten gewechselt und unternimmt mit der Deutschen eine abenteuerliche Fahrt durch einsame Landschaften mit vor sich hin rostenden Eisenbahnzügen und verlassenen Geisterstädten: Es handelt sich um die Gegend rund um den schlafenden Vulkan Uturunku. Bräche sein Feuer aus, hätte dies ähnlich verheerende Folgen wie die Ausbreitung der Salzwüste – Gefahr durch Salz und Feuer.
In dieser gigantischen, toten Landschaft, von Kameramann Peter Zeitlinger einschließlich des geradezu umwerfend klaren nächtlichen Sternenhimmels in faszinierenden Bildern eingefangen, lässt Riley seine „Geisel“, an der er sichtlich Gefallen findet, auf einer nur von Kakteen bewachsenen „Insel“ abrupt zurück – mit zwei beinahe blinden Jungen, die alte, symbolträchtige Inka-Namen tragen: Huascar und Atahuallpa. Für das Trio ist auf der Felsinsel ein kleines Lager errichtet worden, dessen Vorräte sie etwa eine Woche ernähren können.
„Der Mond ist aufgegangen“: Laura Sommerfeld singt ihre beiden Schützlinge, die über einen ausgeprägten Gehörsinn verfügen, in den Schlaf. Spielerisch überwindet das aufeinander angewiesene Trio die enorme Sprachbarriere: Während Laura ihre mütterlichen Instinkte aktiviert und so umsichtig wie liebevoll die beiden offenbar einheimischen Jungen dazu bringt, mit den Ressourcen so sparsam wie möglich umzugehen, revanchieren sich die Kinder, deren Mutter an Umweltgiften gestorben ist und die selbst in etwa drei Jahren vollständig erblindet sein werden, indem sie die akustischen Sinne der Wissenschaftlerin schärfen: Mit dem Ohr auf der Salzkruste sind die unterirdischen Aktivitäten des Vulkans wahrnehmbar.
Am Ende rollt eine Magnum-Flasche Champagner auf besagtem Rollstuhl in die endlose Weite der Salzwüste – als Zeichen für die Aliens, die einst hier landen werden: Werner Herzogs zunächst onkelhaft-betulicher, dann immer spannender werdender Öko-Thriller, bis auf wenige Ausnahmen bei Gesprächen der drei Deutschen untereinander in englischer Sprache gedreht, begeistert durch seine grandiosen Bilder. Und überrascht durch immer neue Wendungen einer unter dem Strich hanebüchenen und schließlich gar schnulzigen Story, die Laura und Matt wohl First Class nach Rom führen wird, die verheerende Umweltkatastrophe aber ebenso völlig aus den Augen verloren hat wie beide Begleiter Laura Sommerfelds.
Werner Herzog über sein am 8. August 2019 auf Arte erstausgestrahltes Opus: „Die Story 'Aral' von Tom Bissell hat mich sofort beeindruckt, auch wenn im Film nur die Ausgangssituation übrig geblieben ist: Eine mysteriöse Aktion, bei der drei Wissenschaftler entführt werden. Die Kurzgeschichte bezieht sich auf den Aralsee, der völlig ausgetrocknet ist und eigentlich gar nicht mehr existiert. Ganze Fischereiflotten sitzen auf dem Sand und rosten vor sich hin. Das alleine fand ich faszinierend, ansonsten geht Bissell in seiner Erzählung lange nicht so weit, wie ich es für den Film gedacht habe.“
Der Münchner Regisseur mit Wohnsitz Los Angeles hat die Rolle des undurchsichtigen Aristidis mit einem Laien besetzt: Lawrence Krauss ist Professor für Kosmologie und Theoretische Physik an der Arizona State University. An der Seite des smarten Michael Shannon macht Veronica Ferres eine recht gute Figur, auch wenn das die Dauernörgler in den deutschen Feuilletons anders sehen. Werner Herzog im Presseheft: „In ihrer Rolle als Wissenschaftlerin fühlt sie sich plötzlich einer Grenzsituation ausgesetzt, in der ihr ihre Daten nicht mehr weiter helfen können. Damit versetzt der Film sie und auch die Zuschauer in eine völlig neue Situation. In der Salzwüste, wo sie mit zwei blinden Jungen ausgesetzt ist, wird ihr klar, dass nicht alles organisier- und regelbar ist. Überhaupt kann man nie vorhersehen, was als nächstes passiert. Bei Hollywoodfilmen ist von der fünften Minute an klar, wie sich die Story entwickeln wird. 'Salt and Fire' ist schwer ausrechenbar – das wollte ich bereits mit seiner Struktur zeigen.“
Pitt Herrmann