Das Gelübde

Deutschland 2007 TV-Spielfilm

filmportal.de TV-Tipp zu "Das Gelübde"

Anässlich der Ausstrahlung auf ARTE, 2008

"Graf entdeckt Gott": Dieser Gedanke mag sich spontan bei der Ankündigung von Dominik Grafs neuem Film "Das Gelübde" aufdrängen. Doch das vorschnelle Urteil greift viel zu kurz, denn der sonst für äußerst gegenwärtige Genrearbeiten gefeierte Regisseur kreist bei seiner Inszenierung der historischen  Begegnung zwischen dem Lyriker Clemens Brentano und der von christlichen Wundmalen gezeichneten Nonne Anna Katharina Emmerick nicht nur um die immerwährende Frage des Gottesbeweises.

Vielmehr überzeugt Grafs ungewöhnliche Exkursion ins frühe 19. Jahrhundert als vielschichtiges Drama, das neben den persönlichen Schicksalsmomenten seiner Protagonisten auch den Konflikt der Konfessionen, die Machtpolitik Preußens und nicht zuletzt die deutsche Literaturgeschichte in kunstvoller Form einschließt und zugleich verdichtet.

Gemeinsam mit Brentano – angenehm zurückgenommen gespielt von Mišel Matičević – gelangt der Zuschauer ins westfälische Dülmen, wo die bettlägerige Ordensschwester Anna Katharina Emmerick mit ihren auf unerklärliche Weise nie verheilenden Stigmata und den damit einhergehenden religiösen Visionen zur Lichtgestalt der verarmten Landbevölkerung wurde. Als selbsternannter "Schreiber der Wunder Gottes" beginnt der Literat in der kargen Bettkammer, die Worte Emmericks zu dokumentieren. Beide gelangen durch diesen intensiven, oft schonungslosen Austausch zu aufwühlenden Erkenntnissen, die nicht nur ihre eigenen Leben verändern werden, sondern auch die religiösen und staatlichen Autoritäten auf den Plan rufen.

Mišel Matičević zeigt vortrefflich die Zerrissenheit Brentanos, der sich nach geistlicher Erfüllung sehnt und doch auch immer romantischer Poet und von unerfüllten Begierden getriebener Frauenheld bleibt. An seiner Seite gelingt es Tanja Schleiff, die mit etlichen Bürden und Bedeutungen beladene Anna als wahrhaft glaubwürdige, junge Frau zu erden. Ohne sich letztlich ein Urteil über Religionsfragen anzumaßen und in klug reduzierter Ästhetik schildert "Das Gelübde" so eine packende historische Episode, deren Auswirkungen bis in unsere Gegenwart reichen: Am 3. Oktober 2004 wurde Anna Katharina Emmerich von Papst Johannes Paul II. in Rom seliggesprochen.

 

 

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