Hans Trutz im Schlaraffenland


Argus, Der Kinematograph, Nr. 569, 21.11.1917


Auf den neuen Paul Wegener-Film "Hans Trutz im Schlaraffenland" war man nach desselben Verfassers "Rübezahl" mit Recht sehr gespannt. Auch hier geht Wegener seine eigenen Wege. In das Gewand des Märchens kleidet er Lebensweisheit, und er macht so seine Arbeiten auch für die Erwachsenen mehr als nur interessant. In seinem neuen Film behandelt er die Sehnsucht, ohne Arbeit Früchte des Lebens zu genießen, jene Sehnsucht, deren Erfüllung bald die Sehnsucht nach Arbeit erweckt. Also ein Tendenzstück! Wegener arbeitet auch hier wieder mit der Verwendung von Tricks, bei deren Erfindung er wieder außerordentlich glücklich war. So mancher derselben rief auch beim Fachmann helles Entzücken hervor. Man muss es den Bestrebungen Wegeners lassen, sie sind ehrlich gemeint und dienen einem erzieherischen Zweck. Wegener als Darsteller ist eine Erquickung für sich. Wie er seine Persönlichkeit nicht in den Vordergrund stellt, wie er dem Ganzen dient, ist geradezu vorbildlich. Dazu gehört auch, dass er nur seine Idee kennt und die hübschesten Szenen anderen Mitspielenden leiht, wodurch dem Ganzen jede Selbstverherrlichung genommen ist. Dazu sind alle die Szenen zu rechnen, die im Schlaraffenland spielen. Wieviel Humor steckt in ihnen! Dazu gehört aber auch die Figur des Bösen, des Teufels, den er Ernst Lubitsch hat spielen lassen. Eine Riesenleistung bezüglich der künstlerischen Wiedergabe, für den Darsteller gleichzeitig eine Preisgabe der persönlichen Schönheit. Will man das Urteil über die neue Wegneresche Schöpfung zusammenfassen, dann muss man sagen, hier ist ein weiterer Schritt zur Veredelung der Kinokunst getan, hier ist eine tiefe Idee dem Verständnis auch des Kindes nahe gebracht, eine Idee, die auch dem Erwachsenen viel gibt. Rein technisch betrachtet, bietet dieser Hans Trutz die gelungene Lösung manch interessanter neuer Aufgabe. Neben Paul Wegener und Ernst Lubitsch spielen noch Lyda Salmonowa und Paul Diegelmann mit allerbestem künstlerischen Gelingen grössere Rollen. Photographisch ist der Film einwandfrei und es darf auch nicht Rochus Gliese, der für die Bildstellung verantwortlich zeichnet, vergessen werden. Der Film verdient die denkbar weiteste Verbreitung und jede nur mögliche Anerkennung, die ihm hoffentlich auf seinem Wege nicht fehlen wird. Bei einer Aufführung anlässlich einer Wohltätigkeitsvorstellung des unter dem Protektorat Ihrer Exzellenz v. Ihne stehenden Kriegsblindenheims wurde der Film nach jedem Akt sehr lebhaft beklatscht.

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