Am liebsten wär' ich Kosmonaut. Gojko Mitić

Christiane Al-Janabi, Filmspiegel, Nr. 26, 1984

Daß Gojko Mitić ein außerordentlich populärer, (ge)- und beliebter Schauspieler ist, wissen seine unzähligen Fans in unserem Lande genauso wie seine riesengroße Verehrerschar in Bulgarien, der Sowjetunion, Ungarn oder in der Tschechoslowakei. Daß er als leidenschaftlicher Sportler –Taucher, Schwimmer, Surfer, Läufer, Reiter, Bogenschütze und Skifahrer – gilt, hat sich allerorts so langsam herumgesprochen. Aber wußten Sie schon, liebe "Filmspiegel-Leser, daß Gojko Mitić darüber hinaus noch ein hervorragender Hobby-Koch ist? Ein Blick in die gemütliche Junggesellen-Küche des Schauspielers würde jedes Frauenherz höher schlagen lassen. Doch schaut man erst in seine wohlgefüllte und vorbildlich geordnete Speisekammer, könnte man glatt vor Neid erblassen. Daß die Köstlichkeiten aus seiner serbischen Heimat auch noch selbst geerntet, eingekocht, eingelegt oder getrocknet sind, versetzt den Betrachter in arges Staunen. Und weil die Verfasserin dieser Zeilen ebenfalls passionierte Köchin ist, wen wundert"s da, daß das nachstehende Frage- und Antwortspiel bei einem original serbischen Bohnentopf "a la Mitić entstand.

Sportlehrer hatte er eigentlich werden wollen und so zog der junge Gymnasiast aus seinem Heimatstädtchen Leskovać ins ferne Belgrad und schrieb sich hier an der Hochschule für ein Sportstudium ein. Wie ist er aber nun Schauspieler geworden, so werden sich viele fragen: Rein zufällig machte er Bekanntschaft mit dem Medium Film als Statist und Double. Mit diesem "Job" besserten die Sportstudenten nämlich ihr Taschengeld auf, und weil Gojko besonders athletisch, gewandt, mutig war und natürlich auch blendend aussah, fiel die Wahl der Filmleute meistens auf ihn. Die ersten Profi-Rollen hatte er dann in englischen, italienischen und westdeutschen Abenteuer-Produktionen. Als die DEFA 1965 für ihren ersten Indianer-Film "Die Söhne der großen Bärin" einen geeigneten Hauptdarsteller suchte, fand sie ihn nach langem Suchen schließlich in Jugoslawien: Gojko Mitić hieß der junge Mann. Er war genau der Richtige, ja die Idealbesetzung für die Rolle des Häuptlings Tokaitho. In zwölf Babelsberger Filmen dieses Genres hat Gojko Mitić mittlerweile die Hauptrolle gespielt. So erwarb er sich schließlich den Titel "DEFA-Chefindianer".

"Jedes Kind", sagt Gojko Mitić heute, "hat eine Zeit, in der es für diese Helden schwärmt, mutige und tapfere Vorbilder sucht. Ich finde es wichtig, Kinder mit der Wahrheit vertraut zu machen, ihnen keine falschen Helden vorzuführen, die falsche Wünsche und Vorstellungen wecken. Das ist es, was mich an dieses Genre bindet, was mich mobilisiert und mir die Kraft gibt, weiterzumachen."

Nun hat sich Gojko Mitić natürlich auch in anderen Genres versucht. Denken wir nur an seinen Astronauten Terry in "Signale – Ein Weltraumabenteuer", an Filipe, den brasilianischen Gaucho in "Geheimnis der Anden", an den Monteur Maha in "Visa für Ocantros", an Pablo in "Front ohne Gnade", an seinen Sporttrainer Papenbold in "Zweite Liebe ehrenamtlich", an seinen Boris in "Archive des Todes", an Fabiano, den schönen, korrupten Günstling der Königin in "Maria Tudor" ["Die Liebe und die Königin"] oder an seinen Partisanen Muratow in Janos Veicis Schmenkel-Film "Ich will euch sehen".

Neben seiner Filmarbeit steht Gojko Mitić regelmäßig auf der Bühne des Harzer Bergtheaters in Thale und begeistert ein Millionenpublikum. So als Spartacus, D"Artagnan, Robin Hood, als Truffaldino und in der letzten Spielzeit als Renaldo Renaldini. Doch Gojko kann mehr: So schrieb und schreibt er Drehbücher und führt Regie. In der beliebten Fernseh-Serie "Jan und Tini" gab er sein erfolgreiches Debüt mit " und Tini im Zirkus". Diese Arbeit hat nicht nur ihm große Freude und viel Spaß gemacht, auch seiner gesamten Film-Mannschaft. Es wäre erfreulich, könnten wir auf einem Abspann bald wieder lesen: Regie - Gojko Mitić.

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