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In Wiesenwalde, einem heruntergekommenen Dorf in Brandenburg, passiert wenig bis gar nichts. Die einzige Sehenswürdigkeit ist ein Brunnen-Denkmal des Komponisten Georg Philipp Telemann, der hier angeblich durch das örtliche Wasser von einer schweren Krankheit geheilt wurde. Doch plötzlich keimt Hoffnung auf: Eine US-Filmproduktion hat Wiesenwalde als Drehort für einen Weltkriegs-Blockbuster auserkoren. Bürgermeisterin Susi hofft auf einen Tourismusboom, während Wirtin Jenny erstmals alle Zimmer ihrer "Telemann Klause" vermieten kann. Susis Sohn Tobi bekommt einen Job als Fahrer, weil er verschweigt, dass er gerade durch die Führerscheinprüfung gefallen ist. Sein Freund Wolffi ergattert derweil eine Statistenrolle und träumt von Hollywood. Während die Dreharbeiten voranschreiten, taucht plötzlich Susis Ex-Lover Bert nach fast 20 Jahren wieder auf. Und dann strandet auch noch ein Panzer mitten im Dorf - und niemand fühlt sich zuständig, ihn abzuholen.
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„Wer bist du geworden und warum hast du nichts dagegen getan?“ sinniert ein Mann, der offenbar gerade erst angekommen ist und beim Brunnen stehen bleibt. Bert Hinze heißt er und schließt die Tür einer nach erstem Augenschein abbruchreifen Bude auf: „Wiesenwalde hat mich wieder“. Was die gerade vorbeikommende Susanne „Susi“ Pauli solchermaßen quittiert: „Der Träumer ist in 20 Jahren 30 Jahre gealtert.“ Sie muss es wissen, handelt es sich doch bei dem Möchtegern-Investigativ-Journalisten um ihren „Ex“.
Die beiden Rentner Silke und Martin, die scheinbar den ganzen Tag aufs Kissen gestützt aus dem Fenster schauen, kommen aus dem Staunen nicht heraus, was in ihrem abgeschiedenen Dorf passiert: Eine US-amerikanische Filmcrew will ausgerechnet in Wiesenwalde eine Serie über den Zweiten Weltkrieg drehen. Weshalb die Casterin Caro (Muriel Jana Supka) und ihre Assistentin (Gabriela Eva Lindl) von Hof zu Hof ziehen, um die norddeutschen Sturköppe als Statisten zu gewinnen.
Feuer und Flamme für das Filmprojekt ist vor allem Bürgermeisterin Susanne, die ihre Heimat endlich auf die Touristen-Landkarte bringen und damit dem demografischen Wandel trotzen will. Als es mit der Stromversorgung hapert und auch die Elektrikerin (Gabriele Völsch) nichts machen kann, will sie Generatoren bei der Filmcrew besorgen. Ihr versponnen-nerdiger Gamer-Sohn Tobi muss hart angegangen werden, bevor er sich als Fahrer für die Crew anheuern lässt. Dabei ist er durch die Führerscheinprüfung gerasselt, was aber niemand weiß: Den Mercedes-Van bewegt er nur im Schneckentempo fort.
Bert, der kaum ein paar Euro in der Tasche hat, gibt sich als weitgereister Reporter aus und hofft, von der Nähe Tobis zu den amerikanischen Schauspielern profitieren zu können, um endlich mit einer Boulevardstory groß herauskommen zu können. Denn mit dem Security-Mann Georg ist nicht zu spaßen: der lässt keinen Unbefugten ans Set. Von Gabi, die seinen Eltern einst alles abgekauft hatte, besorgt sich Bert einen alten Campingbus, nachdem er die Zimmermiete in der „Telemann-Klause“ bei Wirtin Jenny („Alles ist vergänglich, nur der Durst bleibt lebenslänglich“) nicht mehr aufbringen kann. Was Tobi tunlichst verschweigt: beim angeblichen Hollywood-Star James G. Johnson handelt es sich lediglich um das Licht-Double Jojo.
Auch Wölffi, Sohn der Lebensmittelhändlerin Heidi Wolff, träumt in der Dorfkneipe bei Jenny davon, von Hollywood entdeckt zu werden. Und dann steht plötzlich ein Ungetüm von Panzer-Transporter mitten im Ort. Den die Bürgermeisterin pflichtschuldig auf ihr Hofgrundstück lenkt mit dem Versprechen, ihn rund um die Uhr zu bewachen, bis er abgeholt wird. Aber irgendwie klappt die Kommunikation mit den Amis nicht…
Jannis Alexander Kiefer weiß, wovon sein in Maßen schwarzes und bisweilen regelrecht zu Herzen gehendes komödiantisches Langfilmdebüt mit dem langen Titel handelt, ist er doch auf dem Bauernhof seiner Familie aufgewachsen, bevor er nach diversen Praktika „Audiovisuelle Medien“ an der Berliner Fachhochschule für Technik sowie Regie an der Filmuniversität Babelsberg studierte. Sein dortiger Erstjahresfilm „Comments“, der einen Blick auf den ausufernden Hass im Internet wirft, lief auf über 80 Festivals weltweit.
Jannis Alexander Kiefer im Filmperlen-Presseheft: „In ‚Another German Tank Story‘ prallen persönliche Träume und dörfliche Realitäten aufeinander: Die verschlafene Dorfgemeinschaft wird plötzlich mit der (vermeintlich) aufregenden Welt von Hollywood konfrontiert. Mir ging es darum, die Absurditäten und Nöte des ‚kleinen Mannes‘ in der beschaulichen Provinz, die mitten im Niemandsland der ehemaligen DDR liegt, einzufangen. Es ist kein Film über eine Hollywood-Produktion, sondern ein Film über ein vergessenes Dorf und eine ungesehene Gesellschaft, über die Ängste, Hoffnungen und Sehnsüchte der Bewohner:innen. Ich wollte diese deutlich überzeichnete Geschichte, die in meinen Augen einen märchenhaften Touch hat, in einer besonderen visuellen Gestaltung als einen Mikrokosmos präsentieren, der irgendwie realistisch, aber auch unmöglich ist - und ein bisschen witzig.“
Pitt Herrmann