Nachttresor

DDR 1973 TV-Film

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Heinz17herne
Heinz17herne
Michael Wormser (Frank Krüper) staunt nicht schlecht, als ihm Oberleutnant Jürgen Hübner (Jürgen Frohriep) in seinem Büro einen Teller mit Brötchen und eine Club-Cola vorsetzt. Schließlich ist der 16-Jährige zusammen mit seinem gleichaltrigen Freund Hans Wökke (Mario Müller) vor einer Woche aus einem Jugendwerkhof abgehauen. Der offizielle Name dieser berüchtigten Einrichtung für schwererziehbare Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren klingt nach Jugendherberge, in der Realität zeichnete sich die „Kollektiverziehung“ nach dem Konzept des sowjetischen Pädagogen Anton Semjonowitsch Makarenko durch Zwang und Repression aus.

Michael ist gefasst worden und wird nun nach dem Verbleib von Hans befragt. Ein „oller Kopp aus der Mitropa“ habe ihn im Bahnhof angesprochen, ein Mann so um die Dreißig namens Freddy. Mit ihm sei Hans mitgegangen, weiter wisse er nur, dass dieser seinen Freund immer nur „Moses“ genannt hat. Freilich nicht nach „diesem Typ aus der Bibel“, sondern nach der Bezeichnung für den Jüngsten in einer Schiffsmannschaft.

Rückblick. Freddy (Ezard Haußmann) zeigt Hans die tägliche Leerung des Nachttresors durch Mitarbeiter einer Bank, welche die Säcke in einem Barkas abtransportieren. Zwischen zwei Ladevorgängen vergehen in der Regel zwölf Sekunden – Zeit genug für einen raschen Zugriff durch die offene Hecktür des Fahrzeugs. Der Raub wird mit dem ausgebauten Türgriff eines Nachbarhauses und einer langen Leiter an dessen Rückwand minutiös vorbereitet.

In der Tat gelingt es Hans, einen Sack zu ergreifen und seine Verfolger, den Barkas-Fahrer Berndt (Horst Weinheimer) und den Bankangestellten Franz Schramm (Herbert Köfer), zunächst abzuschütteln, während die beiden hinzukommenden Sicherheitsleute (Günter Maaß/Peter Kreusel) nur noch die Rücklichter des Transporters sehen. Doch weil die Leiter nicht mehr an der Mauer steht, wird Hans geschnappt.

„Ich sitze in der Patsche. Bin ein Produkt meiner Umwelt“: Nicht um Ausreden verlegen verrät er seinen Anstifter nicht, obwohl ihm Hübner klar macht, dass er für Freddy nur der Lockvogel war, damit dieser den größeren Teil der Beute an sich reißen kann. Mit einigen Bauchschmerzen genehmigt der Staatsanwalt (Hans Pietzsch) das „Experiment“, Hans scheinbar entkommen zu lassen. Doch der angebliche Freddy erscheint nicht im abbruchreifen Altbau.

Währenddessen wird der Barkas gefunden – mit einem Viertel der potentiellen Beute, die der Täter, akkurat mit Schifferknoten verschnürt, zurückgelassen hat. Weil sowohl Berndt als auch Schramm der Betriebs-Sportgemeinschaft Segeln angehören, geraten sie in den Fokus der Ermittler. Die nun, vom erneut stirnrunzelnden Staatsanwalt genehmigt, den offenbar von Freddy schnöde im Stich gelassene „Moses“ in die Ermittlungen einbinden – u.a. mit einem sehr realistischen Porträt seines väterlichen „Freundes“.

Bei der Befragung der Nachbarschaft führt Frau Meißner (Lieselott Baumgarten) Leutnant Vera Arndt (Sigrid Göhler) in das Zimmer der aus ihrer Sicht allzu promiskuitiven Untermieterin Schimke (Monika Woytowicz): Von dort aus kann der Tatort bestens eingesehen werden. Als Letztere in eine handgreifliche Auseinandersetzung zwischen ihrem Begleiter und einem Berufsfotografen (Victor Deiß) verwickelt wird, kommt der Stein endlich ins Rollen. Entpuppt sich dieser angebliche Schiffsmakler Hans-Ulrich Pepping (Ezard Haußmann), der in Wirklichkeit nur Decksmann beim Binnenschiffer Petrach (Werner Senftleben) ist, doch als der gesuchte „Freddy”. Auch die Beute wird gefunden – allerdings nicht bei diesem Hochstapler…

„Nachttresor“, ein 71-minütiger Krimi von Helmut Krätzig (Szenarium, Buch und Regie)
aus der populären „Polizeiruf 110“-Reihe des Fernsehens der DDR (PL Heinz Wennemers), ist von März bis Mai 1973 in Berlin-Köpenick und Brandenburg/Havel gedreht worden. Er streift, wenn auch nur am Rande, gern unter der Decke gehaltene Methoden im Umgang mit nicht regelkonformen Jugendlichen in den republikweit dreißig gefängnisähnlichen Einrichtungen. Hans, der am Ende bei der Verfolgung Freddys höchst umsichtig gehandelt hat, weiß, dass er nach Verbüßung seiner Strafe zwar volljährig, aber kein freier Mensch ist: die „Berufslenkung“ entscheide über seine Zukunft, gibt er den beiden mit ihm hochzufriedenen Ermittlern Hübner und Arndt zu verstehen.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Aufführung:

Uraufführung (DD): 30.09.1973, DDR-TV

Titel

  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110
  • Originaltitel (DD) Nachttresor

Fassungen

Original

Aufführung:

Uraufführung (DD): 30.09.1973, DDR-TV