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Der Film unterlegt die im Radio übertragene Abschiedsrede Salvator Allendes während des Putsches am 11. September 1973 mit deutschen Untertiteln, Fotografien und archivarischen Filmaufnahmen. Im Hintergrund sind die Schüsse und Explosionen der angreifenden Putschisten deutlich hörbar und verleihen den pathetischen Worten Allendes, der seinen Tod bereits voraussieht, zusätzliche Dramatik. Aus dem Chile-Zyklus von Walter Heynowski und Gerhard Scheumann.
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Er bekräftigt, nicht von sich aus zurückzutreten, weiß aber um seine Machtlosigkeit gegenüber der von den USA unterstützten Militärjunta: „Ich habe die Gewissheit, dass die Saat, die wir in das Bewusstsein Tausender und Abertausender Chilenen gepflanzt haben, nicht herausgerissen werden kann. Sie haben die Gewalt, sie können uns unterjochen. Aber die sozialen Prozesse kann man weder durch Verbrechen noch durch Gewalt aufhalten. Die Geschichte ist unser, sie wird von den Völkern geschrieben.“
Salvador Allende beklagt den Verrat des Militärs und der Interessenverbände in weiten Teilen der Gesellschaft, die ihre Privilegien zurückhaben wollen. Und bedankt sich im gleichen Atemzug für die Treue der Werktätigen, der Bauern und Landarbeiter, der Jugend und der Intellektuellen, macht ihnen Mut: „Ich habe die Gewissheit, dass mein Opfer nicht umsonst sein wird. Ich habe die Gewissheit, dass es zumindest eine moralische Linke sein wird, die den Treuebruch, die Feigheit und den Verrat strafen wird.“
Der knapp achtminütige Dokumentarfilm, der sich jeglichen eigenen Kommentars enthält, unterlegt die Radioansprache Salvator Allendes mit entsprechenden Bildern, welche zum einen die aktuelle militärische Situation offenbaren, den durch Bombardement und Beschuss an mehreren Stellen brennenden Präsidentenpalast. Und zum andern die Aussagen Allendes verifizieren, wie er als frisch gewählter Präsident in der Menge begeisterter Chilenen badet, wie Freiwillige beim Straßenbau und in sozialen Bereichen helfen, wie Frauen mit Kochtöpfen gegen Lebensmittelknappheit protestieren, in ganz Lateinamerika Cacerolazo genannt, wie brutal Polizisten gegen Demonstranten vorgehen.
Der suggestiv collagierte Kurz-Dokumentarfilm aus dem Chile-Zyklus von Walter Heynowski und Gerhard Scheumann ist am 1. Februar 1974 als Beiprogramm in den Kinos angelaufen und am 25. Juni 1974 erstmals im Fernsehen der DDR gesendet worden. Nach der bundesdeutschen Erstaufführung bei den 20. Westdeutschen Kurzfilmtagen Oberhausen (22. bis 27. April 1974) gabs den Hauptpreis der Internationalen Jury des Deutschen Volkshochschul-Verbandes und, zusammen mit „Der Krieg der Mumien“, einem weiteren H & S-Film zum Militärputsch, den Fipresci-Preis der Filmkritiker.
Pitt Herrmann