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Produktionsleitung
Erstverleih
Länge:
1126 m, 41 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Ton
Aufführung:
Uraufführung (DD): 19.08.1960, Berlin
Titel
- Originaltitel (DD) Kosmos - Erinnerungen an Alexander von Humboldt
Fassungen
Original
Länge:
1126 m, 41 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Ton
Aufführung:
Uraufführung (DD): 19.08.1960, Berlin
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Humboldt, das zeigen die (Trickfilm-) Gestirne im Weltall wie die sich in Blitz, Donner und Sturm auslebenden Naturgewalten, war nicht nur ein botanischer Sammler und Forscher, sondern in den unterschiedlichsten Gebieten der Wissenschaften tätig. Historische Stiche von Landkarten und Stadtsilhouetten, auch Veduten, illustrieren den von Wolfgang Langhoff und Hilmar Thate gesprochenen Kommentartext, der den Forscher immer wieder in den Kontext der Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Französischen Revolution stellt.
Humboldt, mühsam in der über Stock und Stein rumpelnden Kutsche unterwegs, muss die gut bewachten Grenzen Dutzender deutscher Kleinstaaten passieren, um bis nach Preußen, zum „Bordell Potsdam“, durchzudringen: Ernst Oeltzes Kamera fängt die dekadente Adelsgesellschaft aus der Froschperspektive ein. Aber nicht, um die blaublütigen Herrschaften nobilitierend auf einen Sockel zu heben, sondern um ihre Verschwendungssucht und Libertinage lächerlich zu machen.
Karl Gass stellt Humboldt in eine Reihe mit zeitgenössischen Erfindern wie Watt, Volta und James Cook, die Humboldt wie in einer Porträtgalerie rahmen. Sie haben einerseits die Mechanisierung im Handwerk vorangebracht und damit die industrielle Revolution ermöglicht, und andererseits der Schifffahrt und damit dem Handel neue Routen und Möglichkeiten eröffnet. Humboldt hat sich als Universalwissenschaftler diesen technischen Fortschritt und stetigen Erkenntnisgewinn zunutze gemacht, hat etwa im Freiberger Bergbau die Chemische Physiologie der Pflanzen untersucht, während sein Bruder, der Staatsmann und Bildungsreformer Wilhelm von Humboldt, als Weltreisender Pflanzen und Tiere von den europäischen Alpen bis zum südamerikanischen Regenwald erforschte.
In nachgestellten Spielszenen werden die Mühen solcher Expeditionen offenbart, aber auch Alexander von Humboldts klares Bekenntnis gegen den Sklavenhandel und die Ausbeutung der Naturvölker. Seine Klimaforschung durch Temperaturmessungen in den Ozeanen gilt heute als wegweisend. In seinen Kosmos-Vorträgen in der Berliner Singakademie, dem heutigen Maxim Gorki Theater, hat Alexander von Humboldt praktisch umgesetzt, was er in seinen Schriften zur Volksbildung theoretisch postulierte: uneingeschränkter Bildungszugang für alle Schichten des Volkes. Eine Forderung, die, so der Kommentar, in der DDR Wirklichkeit geworden ist: Das sozialistische Deutschland bekennt sich zur Tradition des großen Humanisten Humboldt. Mit Aufnahmen der Totenmaske und einer Begas-Statue schließt ein in erster Linie biographischer, dabei aber auch sehr politisch-ideologischer Film.
Karl Gass, 1917 in Mannheim geboren und 2009 in Kleinmachnow bei Berlin gestorben, siedelte 1948 von Köln nach Ost-Berlin ins neue, aus seiner Sicht bessere Deutschland um. Über Andrew Thorndike 1950 zur Defa gekommen, war er Präsidiumsmitglied des Verbandes der Film- und Fernsehschaffenden der DDR und dabei bis 1978 Vorsitzender der Sektion Dokumentarfilm. „Kosmos – Erinnerungen an Alexander von Humboldt“ entstand in seinem letzten Jahr als Leiter des Defa-Studios für populärwissenschaftliche Filme, das er 1954 übernommen hatte. Sein Dramaturg – und späterer Regieassistent - war übrigens Winfried Junge, der zusammen mit Barbara Junge mit den „Kindern von Golzow“ die bisher längste Langzeitfilmdokumentation der Filmgeschichte vorlegte – zwanzig zwischen 1962 und 2008 entstandene Filme mit zusammen rund 45 Stunden Laufzeit.
Der Kameramann Ernst Oeltze, nach dem in Karlovy Vary und Tours sowie mit dem Heinrich-Greif-Preis ausgezeichneten „Parlamentarier“ von 1958 zum 150. Geburtstag Honore Daumiers inzwischen Spezialist auf dem Gebiet der Insert-Technik und des sogenannten Multiplan-Verfahrens für Trickfilme und 3-D-Effekte in analogen Zeiten, wurde vom Thorndike-Studio für das zweiteilige Großprojekt „Das russische Wunder“ (1963) abgeworben und durfte mit einer der ersten Cinemascope-Kameras der Defa drehen.
Pitt Herrmann