Credits
Regie
Kamera
Schnitt
Produktionsfirma
Produzent
Alle Credits
Regie
Kamera
Schnitt
Ton
Produktionsfirma
Produzent
Länge:
20 min
Format:
16mm
Bild/Ton:
s/w
Aufführung:
Aufführung (DE): 28.04.1996, Oberhausen, IFF - Sonderprogramm [DEFA-Dokumentarfilme]
Titel
- Originaltitel (DD) Kinder kriegen?
Fassungen
Original
Länge:
20 min
Format:
16mm
Bild/Ton:
s/w
Aufführung:
Aufführung (DE): 28.04.1996, Oberhausen, IFF - Sonderprogramm [DEFA-Dokumentarfilme]
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Für ihre nicht für eine öffentliche Vorführung vorgesehene zwanzigminütige „dokumentarische Übung“ innerhalb ihres Studiums an der Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen hat Sybille Schönemann junge Mädchen und erfahrene Mütter befragt. Waren früher Verwandtschaft und Tradition entscheidende Faktoren für den Entschluss einer Schwangeren, ihr Kind auszutragen, so stehen heute im Sozialismus neben der Familie auch der Betrieb und letztlich der Staat dafür ein, dass Frauen weitgehend selbst entscheiden können.
Weitgehend deshalb, weil nach wie vor der Einfluss der potentiellen Väter ebenso ins Gewicht fällt wie der eigene Wunsch nach beruflicher Aus- und Fortbildung. Es gibt neben unterschiedlichen Lebenserfahrungen und divergierenden ethnisch-politischen Hintergründen, welche die Befragten vor Klemens Peiskers Kamera freimütig offenbaren, allerdings auch gesellschaftliche Hindernisse wie der Wohnraummangel gerade für junge Familien. Ein Arzt gibt an, jährlich rund zweihundert Schwangerschaftsunterbrechungen durchzuführen – hochgerechnet auf die DDR eine enorme Zahl.
Zwischen den Zeilen ist das Fragezeichen hinter dem Filmtitel mit einem Ausrufezeichen auszutauschen: Die 22-jährige Sybille Schönemann hält, unterlegt mit flotter West-Mucke, ein Plädoyer fürs Kinderkriegen. Das sicherlich im – hier unerklärten – Interesse eines Staates liegt, der nicht zuletzt deshalb die Gleichberechtigung der Frau propagiert, weil er auf ihre Arbeitsleistung angewiesen ist und überdies den Lebensweg seiner Bürger von der Wiege bis zur Bahre vollständig regeln kann.
Die erste bekannte öffentliche (Ur-) Aufführung war am 28. April 1996 bei den 42. Int. Kurzfilmtagen Oberhausen. „Kinder kriegen?“ ist zudem im Oktober 2022 innerhalb der Retrospektive „Die Dokumentaristinnen der DDR“ auf der 65. DOK Leipzig gezeigt worden.
Dabei berichtete Felix Mende, dass die HFF-Studentin zusammen mit Tamara Trampe einen Spielfilm zum Thema plante, der aber nicht realisiert wurde – vielleicht, weil Sibylle Schönemann 1984, damals Regieassistentin und Dramaturgin im Defa-Studio für Spielfilme, einen Ausreiseantrag gestellt hatte, verhaftet und später von West-Deutschland freigekauft wurde.
Wie Mathias Barkhausen, Filmwissenschaftler am Filmmuseum Potsdam und Ko-Kurator der Reihe „Ob Kinder oder Keine“ 2023 im Zeughauskino Berlin, mitteilte, befindet sich das Filmskript unter dem (Arbeits-) Titel „Interruption – die Unterbrechung“ im Archiv des Filmmuseums Potsdam.
Pitt Herrmann