Ich bin nicht meine Tante

DDR 1977/1978 TV-Film

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Heinz17herne
Heinz17herne
Karla Geißler (vielbeschäftigte Muttern vonne Kompanie: Marianne Kiefer) hat ein flottes Mundwerk, das Herz auf dem rechten Fleck – und immerhin den „Gelben Gürtel“ einer fernöstlichen Kampfsportart. Eigentlich ist die Erdgeschoss-Mieterin die Seele der ganzen Hausgemeinschaft, die für jeden ein offenes Ohr, bisweilen aber auch die Klempner-Zange bereit hat. Uneigentlich ist Karla Tante eines immerhin schon 32-jährigen, aber noch ledigen und daher noch möbliert zur Untermiete wohnenden Geologen beim Volkseigenen Betrieb Baugrün. Dieser Neffe Karl (Günter Schubert) hat es faustdick hinter den Ohren: Immer wieder mittwochs lädt er sich auf Kaffee und Kuchen bei Tante Geißler ein, angeblich, um in Ruhe geologische Studien treiben zu können.

Was bei der Quasselstrippe von Anni Hüffke (Ingeborg Krabbe), seiner Vermieterin, nicht möglich sei, die außerdem, obwohl Witwe seit immerhin 15 Jahren, mehr als nur einen Blick auf ihn geworfen habe. Nun, da mag tatsächlich auch etwas dran sein, Karl ist schließlich ein stattliches Mannsbild. Und als ein solches heilfroh, dass Tante Karla immer wieder mittwochs etwas vorhat. Und ihm so eine sturmfreie Bude ermöglicht – für Uschi Trost (Helga Piur). Der dieses bürokratische Sexualleben nach Kalender inzwischen stinkt, sodass Uschi gar nicht traurig ist, dass Tante Karla eines Mittwochs viel zu früh heimkommt und die Liebenden inflagranti auf dem Sofa erwischt. Nun aber Nägel mit Köppen gemacht: Sie zieht ins Gartenhäuschen und überlässt ihnen ihre Wohnung, wenn geheiratet wird - binnen Wochenfrist!

Karl und Uschi schweben im siebten Himmel, noch vor dem Polterabend steht ihre Brigade auf der Matte, um die Wohnung zu renovieren. Aber auch sonst steht die Türklingel kaum still, schließlich haben die beiden mit Tantes Wohnung auch ihre Pflichten übernommen: Die Mitbewohner Glühkragen (Paul Arenkens) und Przybula (Hans-Joachim Preil) sind alles andere als friedlich. Schafft sich der eine Mopshund Cäsar an, kontert der andere mit der Karthäuserkatze Cleopatra. Was wiederum durch eine Trompete und einen Papagei gekontert wird...

Günter Stahnke hat Hans Krauses Ost-Version der Boulevardkomödie „Tratsch im Treppenhaus“ als Fernseh-Theater inszeniert – mit seiner Gattin Helga Piur als attraktivem Mittwochs-Studienobjekt des Schwerenöters von Neffen. Eine harmlose TV-Unterhaltung mit kleinen Spitzen wie folgendem Dialog zwischen Karla Geisler und Anni Hüffke: „Kaffee komplett?“ - „Nicht ganz, aber bitte mit Sahne.“ Anno 1977 Udo Jürgens zu zitieren in der DDR-Fernsehunterhaltung war offenbar möglich.

Unmöglich dagegen für Günter Stahnke, außerhalb dieser Nische, er inszenierte mehr als einhundert Komödien (im SED-Deutsch: „Heitere Dramatik“) für das Fernsehen der DDR und zahlreiche Operetten- und Unterhaltungs-Produktionen für das (Ost-) Berliner Metropoltheater, seinem eigentlichen Beruf als Filmregisseur („Peter und das Einmaleins mit der Sieben“, „Vom König Midas“, „Fetzers Flucht“, „Der Frühling braucht Zeit“) nachzugehen. Immer wieder war dem 1928 in Berlin geborenen Assistenten von Konrad Wolf („Sonnensucher“) der „Formalismus“-Vorwurf gemacht worden, bis er Ende 1965 bei der Defa herausflog.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Länge:
85 min
Aufführung:

Uraufführung (DD): 22.01.1978, DDR-TV

Titel

  • Originaltitel (DD) Ich bin nicht meine Tante

Fassungen

Original

Länge:
85 min
Aufführung:

Uraufführung (DD): 22.01.1978, DDR-TV