Hydra - Sage und Wirklichkeit

DDR 1962 Kurz-Dokumentarfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Ihren Namen haben die kleinen Süßwasserpolypen von dem gewaltigen vielköpfigen Ungeheuer aus der griechischen Mythologie: Die Hydra, eine Wasserschlange, die in den schwer zugänglichen Sümpfen von Lerna im Süden Griechenlands haust. Von Hera, der Göttin der Frauen, der Ehe und der Familie, aufgezogen, verlässt die Schwester der Chimäre und der Sphinx ihr feuchtes Refugium nur, um Viehherden zu zerreißen und Felder zu verwüsten.

Die Hydra zu erlegen war die zweite der insgesamt zwölf Aufgaben, die der auch Herkules genannte Halbgott Herakles im Dienste des Königs Eurystheus vollbrachte, um zu sühnen, dass er seine Frau Megara und seine Kinder in einem Wahnsinnsanfall ermordet hatte. Doch diese war schwieriger als gedacht: Schlug Herakles der Hydra einen ihrer neun Köpfe ab, wuchsen sofort zwei neue nach…

Wie ihr Namensvetter sind auch die kleinen Nesseltiere mit wissenschaftlichem Namen Hydra kaum totzukriegen. Süßwasserpolypen werden seit 300 Jahren wissenschaftlich untersucht, weil man erhofft, von ihnen das Geheimnis ewigen Lebens zu erfahren. Die Polypen werden je nach Art bis zu drei Zentimeter groß und besiedeln vor allem Süß- und Fließgewässer. Sie vermehren sich meist ungeschlechtlich, indem sie Knospen bilden, die sich zu neuen Tieren entwickeln und sich schließlich ablösen und selbst zu einem vollständigen Tier heranwachsen. So entstehen Kolonien mit dem gleichen genetischen Material.

Unter idealen Rahmenbedingungen besitzen Süßwasserpolypen eine Lebenserwartung von mehreren Jahrhunderten. Was auch daran liegt, dass sie über eine im wahren Wortsinn sagenhafte Regenerationsfähigkeit verfügen: Beschädigte Zellen werden durch Teilung von Stammzellen ersetzt. Innerhalb von fünf Tagen kann sich so ein Süßwasserpolyp vollständig erneuern. Seine Fähigkeit, sogar Nervenzellen ersetzen zu können, gilt als einzigartig im Tierreich.

Süßwasserpolypen reagieren auf chemische, mechanische und elektrische Reize, sowie auf Licht und Temperatur. Für den 1932 in Dresden geborenen (und 2021 verstorbenen) Dokumentaristen Siegfried Bergmann, einem gelernten Gärtner, examinierten Gartenbau- (Dresden), Biologie- (Jena) und Filmstudenten (Babelsberg), besonders wichtig: Sie vertragen nur geringe Konzentrationen von Schwermetallen wie etwa Cadmium und andere Schadstoffe in ihrer Umgebung, weshalb sie als Anzeiger für Gewässerverunreinigungen Verwendung finden.

Bergmann hat sich stets für die Erhaltung des biologischen Gleichgewichtes als Grundlage der Artenvielfalt in Flora und Fauna eingesetzt, nicht zuletzt in Schulen, wo er Vorführungen seiner Filme begleitete. Mit spezieller Technik ist es Bergmann und seinem Kameramann Heinz Lühmann gelungen, den winzigen Tierchen ganz nahe zu kommen. Klaus Feldmann und Reinhard Michalke sprechen den Text von Rudolf Schmal über Ursachen und wissenschaftliche Zusammenhänge der Regenerationsfähigkeit der Polypen aus Sicht der Zellbiologie.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Länge:
265m, 10 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Agfa Wolfen, Ton
Aufführung:

Erstaufführung (DD): 31.08.1962

Titel

  • Originaltitel (DD) Hydra - Sage und Wirklichkeit
  • Arbeitstitel (DD) Süßwasserpolyp

Fassungen

Original

Länge:
265m, 10 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Agfa Wolfen, Ton
Aufführung:

Erstaufführung (DD): 31.08.1962

Auszeichnungen

Internationales Festival für den wissenschaftlich-technischen Film Belgrad 1962
  • Ehrendiplom
Internationales Festival für den wissenschaftlich-technischen Film Budapest 1961
  • Ehrendiplom