Femini - Rockband aus Berlin

DDR 1982 Kurz-Dokumentarfilm

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Heinz17herne
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Im Sommer 1981 kommen Rainer Ackermann, Regisseur im Defa-Studio für Dokumentarfilme, und Petra Tschörtner, Regie-Studentin an der Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen der DDR (HFF), mit drei jungen Berliner Frauen zusammen, die für den ersten Bühnenauftritt ihrer neugegründeten Band „Femini“ mit West-Equipment (Yamaha & Co) proben: die Schlagzeugerin Christina „Tina“ Powileit, die Gitarristin Manuela Rehberg sowie die Keyboarderin und Sängerin Lieselotte „Liese“ Reznicek.

ACDC, Hardrock – beliebte Rock-Stilrichtungen in der DDR. Sie wollen sich davon absetzen, schon gar von der erfolgreichen Mucke der populären Gruppen wie „Puhdys“, die Liese verächtlich als „ein einziges Gerammle“ bezeichnet. „Femini“ soll sich absetzen von einer niveaulosen „Musik zum Mitgrölen“. Aber wie? Da gehen die Auffassungen noch stark auseinander.

Dagmar Mundts Kamera steht nun bei Tina daheim. Sie erzählt, wie sie generell zur Musik und, durch die Freundschaft zum Drummer der bekannten Band „City“, Klaus Selmke, zum Schlagzeug gekommen ist. Was ihr leid tut: im Gegensatz zur Frontfrau Liese oder der Gitarristin Manuela kann sie sich auf der Bühne nicht von ihrem Schlagwerk fortbewegen.

Erstes Treffen zur Feinabstimmung im Studio. Liese hat klassische Musik an der Dresdener Hochschule Carl Maria von Weber studiert samt Abschluss als Konzertpianistin und Klavierlehrerin. In Elbflorenz lernte sie ihren heutigen Gatten Hans-Jürgen „Jäcki“ Reznicek kennen, der Unterhaltungsmusik studierte und nun Bassist der Prenzlberger Gruppe „Silly“ ist. Der gemeinsame Sohn Sebastian sei, so Liese, das Beste, was sie je geschaffen hat. Bisher bestand ihre Welt aus Beethoven, Chopin und Liszt. Sie lernte sozusagen in der Kleinfamilie, das Konkurrenzdenken zwischen E- und U-Musikern abzulegen: „Es gibt nur gute und schlechte Musik.“

Eine Frage aber scheint ständig im (Probe-) Raum zu stehen: „Können Mädchen so ‘ne Mucke machen wie Jungs?“ New Wave und „Pankow“: „Das packen wir nie“, so die Selbsteinschätzung. Manuela Rehberg ist eher skeptisch, ob das Projekt Frauenband klappt. Sie steht auf den Planen einer gerade renovierten Wohnung und bekundet, dass sie ursprünglich Drummerin werden wollte, wie Tina. Doch dann hat sie sich einen Privatlehrer gesucht und ist auf Bassgitarre umgestiegen.

Der erste öffentliche Auftritt ist in einem Saal voller Volksarmisten irgendwo außerhalb Berlins. Denn „Femini“ wird als „Gruppe aus der Hauptstadt“ angekündigt, die sechs Titel im Gepäck habe. In der Garderobe ist die große Anspannung vor dem Debüt zu spüren, den Humor haben die drei Frauen über dem Stress aber nicht verloren: „Wenn wir schon beschissen spielen, müssen wir wenigstens gut aussehen.“ Die 20-minütige Kurzfilm endet abrupt vor dem Konzert. Was man auch so lesen kann, dass der Auftritt besser nicht dokumentiert worden ist. In der Tat blieb die Band nicht lange bestehen: Bereits 1982 stiegen Christina Powileit und Lieselotte Reznicek bei der vom „Pankow“-Manager Wolfgang Schubert gegründeten Frauenband „Mona Lise“ ein.

Petra Tschörtner setzt einmal mehr auf O-Töne und enthält sich jeglichen Kommentars, auch hierin ihrem großen Vorbild Jürgen Böttcher nacheifernd. Gegliedert wird ihr Hochschul-Leistungsnachweis (PL A. Vennwald) durch mit der subjektiven Kamera gedrehte Aufnahmen aus dem Führerstand der S-Bahn zwischen Ostbahnhof und Alexanderplatz. Wie bei internen, rein zu Ausbildungszwecken entstandenen HFF-Produktionen üblich war „Femini – Rockband aus Berlin“ nicht für eine öffentliche Vorführung vorgesehen. Termine sind in Berliner Kinos wie Brotfabrik und Babylon Mitte erst nach der Wiedervereinigung bekannt.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • Außenaufnahmen: aus der fahrenden S-Bahn zwischen Berlin Ostbahnhof und Bahnhof Berlin Alexanderplatz
Länge:
20 min
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Aufführung (DE): 10.05.2018, Berlin, Brotfabrik

Titel

  • Originaltitel (DD) Femini - Rockband aus Berlin

Fassungen

Original

Länge:
20 min
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Aufführung (DE): 10.05.2018, Berlin, Brotfabrik