Die große Fahrt

Deutschland USA 1930 Spielfilm

Kommentare

Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!

fedora2018
Die große Fahrt
„ Die große Fahrt“ wurde am 04.April 1931 im Mozartsaal am Nollendorfplatz in Berlin uraufgeführt. Bei dem Film handelt es sich um die deutschsprachige Version des Films „The Big Trail“ in dem John Wayne sein Filmdebüt gab.
„The Big Trail“ wurde in mindestens fünf Sprachversionen mit unterschiedlichen Darstellern gedreht. Neben der amerikanischen Fassung entstanden parallel eine spanische, französische, italienische und eine deutsche Fassung.
Als der Film Ostern 1931 in die deutschen Kinos kam, gab es zustimmende Kritiken was die Darstellung der Naturgewalten betraf. Allerdings wurde das übertriebene Spiel der Hauptdarsteller bemängelt. So war in der Morgenausgabe der Dortmunder Zeitung vom 13.April 1931 in einem mit Fred Ritter gezeichneten Artikel zu lesen : .... „ Die Handlung tritt dem Naturgeschehen gegenüber fast völlig in den Hintergrund. ..... nur den Naturgewalten ist breitester Raum gegönnt, so rein bildhaft in grandiosen Wolkenballungen über der geheimnisvollen Fläche unbetretenen Landes, tonisch in einem faszinierenden Gewitter. Ein wahrhaft sehenswerter Film ...... . Arnold Korff, der einen allzu biederen Trapper auf die Beine stellen wollte, hätte sich vor Übertreibungen hüten sollen.“1
Das Fachblatt „Der Kinomatograph“ bemerkte in seiner Ausgabe vom April 1931: „Packend und zum Miterleben zwingend sind die Mühsale geschildert, die die Pioniere des Westens zu überwinden hatten. Durch vegetationsarme Wüsten im glühenden Sonnenbrand geht der Zug, ...... riesige Granitgebirge müssen überklommen werden, .... durch endlose Sümpfe arbeitet sich die Karawane hindurch. .... Gewitter und Schneestürme bedrohen die Vorwärtsdringenden .... bis das Land der Verheißung erreicht ist. Die an sich nebensächliche Spielhandlung ist für den deutschen Geschmack etwas zu primitiv und in der Darstellung häufig theatralisch.“2
In der Ausgabe der „Vossischen Zeitung“ vom 05.April 1931 schaltete der Filmverleih Fox eine großformatige Anzeige mit dem Zusatz: „Jugendliche haben Zutritt“ trotz Jugendverbots der Filmprüfstelle.
„Die große Fahrt“ galt jahrzehntelang als verschollen und wurde vor einigen Jahren in staatlichen Filmarchiv Gosfilmofond in Moskau wiederentdeckt. Möglicherweise gelangte die erhaltene Kopie 1945 als Kriegsbeute nach Russland. Betrachtet man den Film aus heutiger Sicht fallen einige signifikante Unterschiede zur amerikanischen Version auf. Wird in der amerikanischen Version der Pioniergeist der Siedler allgemein hervorgehoben, gibt man sich in der deutschen Fassung betont nationalistisch. Wie im Schulunterricht wird die Handlung auf einer Landkarte erläutert. Mit einer Länge von 75 Minuten ist die deutsche Version erheblich kürzer als die amerikanische mit 108 bzw. 122 Minuten. Die Handlungsstränge sind arg verkürzt, so dass auslösende Momente einzelner Situationen oft kaum nachvollziehbar sind. Die ohnehin nicht gerade anspruchsvolle Handlung wird dadurch noch mehr vereinfacht, was ja auch schon zeitgenössischen Rezensenten auffiel. Ob die entsprechenden Szenen gedreht und dann, aufgrund des finanziellen Misserfolgs des Films in den USA nicht nicht verwendet wurden lässt sich heute kaum mehr feststellen.
Das übertriebene Spiel der Darsteller wirkt auf den heutigen Zuschauer teils unfreiwillig komisch. Der Stummfilm war noch nicht weit weg. Hauptdarsteller Theo Shall, der die Rolle von John Wayne in der deutschen Fassung spielt überzieht die Dialoge zum Teil kräftig. Im Gegensatz zu seinem amerikanischen Kollegen, der sein Filmdebüt wesentlich entspannter angeht.
Über die Hauptdarstellerin Marion Lessing beklagte sich 1967 der notorisch gehässige Regisseur John Ford, der zur selben Zeit mit ihr den Film „Seas Beneath“ gedreht hatte in einem Interview : „.... at the last moment, the head of the studio put a girl who'd never acted before in as the lead because he thought she spoke a few words of German - which she didn't. .... She just couldn't act.“
„.... Im letzten Moment engagierte der Studioleiter ein Mädchen als Hauptdarstellerin, dass überhaupt keine Erfahrung hatte, weil sie dachten sie spräche ein wenig Deutsch, was sie nicht konnte. .... Sie konnte einfach nicht spielen“
Zu Marion Lessings Ehrenrettung muss hier gesagt werden, dass sie durchaus spielen konnte. Ein deutscher Kritiker bezeichnete ihr Spiel sogar als anmutig. Außerdem spricht sie in „Die große Fahrt“ akzentfrei Deutsch.
Eine stark beschädigte Kopie von „Die große Fahrt“ wurde 2013 als Bonus auf der DVD Ausgabe von „The Big Trail“ veröffentlicht.
Da die amerikanische Fassung des Films heute in digital restaurierter Fassung vorliegt, ist die „Die große Fahrt“ eher aus filmhistorischer Sicht interessant.

1 https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/1091057
2 https://archive.org/details/kinematograph-1931-03
3 https://en.wikipedia.org/wiki/Seas_Beneath

© 2022 Thomas Kunze

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • 20.04.1930 - 20.08.1930
Länge:
2157 m, 79 min
Format:
35mm, 1:1,20
Bild/Ton:
s/w, Mono
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 17.03.1931, B.28497, Jugendverbot;
Zensur (DE): 02.04.1931, B.28614, Jugendverbot

Aufführung:

Uraufführung (DE): 04.04.1931, Berlin

Titel

  • Originaltitel (DE) Die große Fahrt

Fassungen

Original

Länge:
2157 m, 79 min
Format:
35mm, 1:1,20
Bild/Ton:
s/w, Mono
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 17.03.1931, B.28497, Jugendverbot;
Zensur (DE): 02.04.1931, B.28614, Jugendverbot

Aufführung:

Uraufführung (DE): 04.04.1931, Berlin