Anna, genannt Humpelbein

DDR 1989/1990 Kurz-Animationsfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Sieben Hasensprünge hinter dem Ende der Welt in einem Wald, wo die Kiefern weiße Blätter und die Birken schwarze Nadeln tragen“, weiß der Erzähler aus dem Off, schlafen die Hexen – und ihre Kinder – am Tag, weil sie, wie jeder weiß, nur in der Nacht ihr Unwesen treiben. Doch das Hexenmädchen Anna, das als Humpelbein verspottet wird, weil ihr rechtes Bein etwas länger ist als ihr linkes, stiehlt sich heimlich aus ihrem Bett.

Anna durchmisst mit ihren wilden Haarschopf und neugierig-forschen Augen (Figuren und Dekoration: Sybille Härtel, Peer Rudolph, Eva-Maria Štolba und Sabine Wittig) die aus Würfeln, Zylindern und anderen Kuben bestehende Landschaft, um für das Sportfest der Hexenschule am ersten Neumond nach Walpurgis zu trainieren, was die anderen nicht mitbekommen sollen. Anna fällt immer wieder hin, rappelt sich aber unverdrossen immer wieder auf: „Am besten lacht, wer zuletzt lacht“ lautet ihre Devise.

Mit der Zeit gelingt es Anna, auf ihrem längeren Bein richtig schnell voranzukommen, während sie mit dem kürzeren allerhand artistische Kunststücke vollbringen und bald sogar auf ihren Händen gehen kann. Als sich Anna an der Startlinie zum Sieben-Meilen-Wettlauf anstellt, traut der Hexenturm-Lehrer seinen Augen nicht. Beim Startschuss muss Anna aber erst einmal auf die Toilette und lässt sich soviel Zeit, dass die anderen Hexenkinder schon einige Runden Vorsprung haben.

Die Anna aber bald locker überholt auf ihrem schnellen längeren Bein, sodass der Lehrer, der den Verdacht der „Mogelei“ äußert, ihr dennoch den Siegerkranz umhängen muss. Nun will die selbstbewusste Anna einmal das Ende der Welt sehen, was streng verboten ist. Sie schwebt geradezu durch eine Feuerwand und trifft im Wald auf zwei sich gewalttätig streitende Riesen. Als sie schlichten will, verbünden sich die Streithähne, um Anna zu fangen, diese aber ist zu flink unterwegs. Als sie nach diesem glücklich überstandenen Abenteurer nach Hause zurückkehrt, wird sie von den anderen Hexenkindern gefragt: „War’s lustig am Ende der Welt?“ Annas kurze Antwort lautet: „Eigentlich nicht.“

Rolf Hofmanns Dresdener Kurz-Animationsfilm (PL Helga-Maria Uhlig) basiert auf der Erzählung „Anna, genannt Humpelhexe“, die Franz Fühmann 1982 in seiner Sammlung „Märchen auf Bestellung“ veröffentlichte. Diese Texte, die zu den schönsten der DDR-Kinderliteratur gehören, sind tatsächlich auf Bestellung verfasst worden: Es war Franz Fühmanns Enkelin Marsha, die ihn zu einer Lesung in ihrer Schule einlud und seinen Einwand, dass er für Neunjährige nichts hätte, mit der Bemerkung erledigte, dann möge er eben etwas für sie schreiben, zum Beispiel über eine feuerspeiende Fee, über Anna Susanna Lachdochmal oder Doris Zauberbein.

Hofmann hat die Vorlage für seinen Puppentrickfilm (Animation: Thomas Stephan), der am 21. September 1990 als Begleitfilm zum Kino-Hauptprogramm angelaufen ist, etwas entschärft. Bei Fühmann wird Anna nur „Humpelhexe“ genannt, die so lange trainiert, bis sie sowohl im Wettrennen als auch im Wettschleichen allen anderen um Längen überlegen ist. Weil die berühmte Hexenmutter Rapunzel ihrer Tochter Anna geraten hat, zum Doktor zu gehen, um sich das eine Bein ein wenig kürzer hobeln lassen: „Und wenn du aufwachst, hast du zwei gleiche Beine, wie die anderen Hexenkinder auch.“ Doch Anna will nichts abgeben von ihrem Bein und es beim Siebenmeilenstiefel-Rennen den „Gleichbeinern“ zeigen, sodass diese nicht mehr über sie spotten.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Länge:
655 m, 24 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Erstaufführung (DD): 21.09.1990;
Aufführung (DE): 29.10.2009, Leipzig, IFF

Titel

  • Originaltitel (DD) Anna, genannt Humpelbein
  • Weiterer Titel (DD) Anna, die Humpelhexe
  • Weiterer Titel (DD) Die verbotene Reise

Fassungen

Digitalisierte Fassung

Länge:
24 min
Format:
DCP 2k, 1:1,37
Bild/Ton:
Farbe, Mono

Original

Länge:
655 m, 24 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Erstaufführung (DD): 21.09.1990;
Aufführung (DE): 29.10.2009, Leipzig, IFF