Abgründe

BR Deutschland 1990 TV-Spielfilm

Kommentare

Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!

Heinz17herne
Heinz17herne
In der romantischen Felsenlandschaft des Elbsandsteingebirges führt Max Haase eine Wandergruppe mit den sachkundigen Erläuterungen eines geschichtsbewussten Heimatforschers. Gerade als der junge Felsenkeller-Wirt Gengheim die Gruppe joggend passiert, ist ein schriller Schrei zu hören, der vom tiefen Sturz einer vermutlich männlichen Person kündet.

„Wie aus dem Lehrbuch mit Abschiedsbrief“ stellt Oberleutnant Jürgen Hübner fest, als er sich über die männliche Leiche mit kahlgeschorenem Kopf beugt und statt Ausweispapieren eine Art Selbstbekenntnis entdeckt: „Ich büße freiwillig – unbeweint, unbekannt“ heißt es darin, was dem bald um Oberleutnant Lutz Zimmermann verstärkten Kriminalisten erst einmal nicht weiterhilft: starker Regen verhindert einen Einsatz der Fährtenhunde.

Anderntags wird bekannt, dass der Tote, der sich selbst nur „Backmann“ genannt hat, mehrfach im Felsenkeller zu Gast war. Zuletzt mit einer jungen blonden Frau, als Gengheim sich in einem Travestie-Künstler verwandelt hat gemäß seiner Maxime, dass in einem Restaurant alle Sinne zu beteiligen sind: „Die ganze Seele isst mit.“

Die Befragung der Stammgäste, unter ihnen die Honoratioren des Ortes wie der Uhrmacher Reichard, der Friseurmeister Ernst Siebert (Lothar Förster) und der Holzbildhauer Gerd Wolf, können ebenso wenig zur Identifikation der beiden beitragen wie der Förster August (Wolfgang Sörgel) und der Abschnittsbevollmächtigte, Leutnant Kube (Andreas Haase). Letztere sind dem Paar unabhängig voneinander binnen einer kurzen Zeitspanne begegnet und können genaue Angaben machen, die für ein Phantombild reichen.

Max Haase, zum Ende der Weimarer Republik ein Genosse im Untergrund, führt Hübner und Zimmermann in ein Kellergewölbe, das einst den Kommunisten als Versteck gedient hat und heute als Lager genutzt wird. Fündig werden sie jedoch erst im Karl-Moor-Gang, einer unterirdischen Verbindung des längst aufgelassenen Waldtheaters für die Laiendarsteller, zu denen einst auch Gerd Wolf und Max Haase gehörten. Hier wird nicht nur eine Jacke des unbekannten blonden Mädchens gefunden, sondern auch der Deckel einer Zuckerdose, die, wie sich bald herausstellt, aus einem wertvollen Porzellanservice stammt, das aus dem Dornburger Schlossmuseum gestohlen worden ist.

Über die Kartei der Bibliothekarin Johanna Wegner (Liane Düsterhoff) führt die Spur nach Magdeburg, wo Leutnant Eva Babenschneider herausfindet, dass es sich bei der blonden Unbekannten um Anja Ludwig handelt, die Freundin von Ferdinand Usch, der bei seiner Mutter, der Fotografin Ute Usch, polizeilich gemeldet ist. Diese glaubt nicht an einen Selbstmord ihres Sohnes, bestätigt aber die Authentizität der handschriftlichen Abschiedsworte und führt die Polizisten zu einer an der Elbe gelegenen Mühle, in der sich Ferdinand und Anja eine Wohnung mit Atelier eingerichtet haben.

Als unter dem Dach weitere Gegenstände aus dem Museumsraub gefunden werden, mutiert Ferdinand zum Hauptverdächtigen. Doch zur Tatzeit geben ihm seine Mutter, die an diesem Tag Geburtstag feierte, und die Neurologin Dr. Seyer (Gesine Laatz) ein Alibi: die Ärztin hält ein Täuschungsmanöver des Toten für wahrscheinlich - „wie eine große Show.“ Weil der Kellnerin Käte Münch (Eva Bergert) eine rote „Kutte“ aus dem Spind gestohlen wurde, mit der Anja Ludwig gesehen worden ist, und bei Gerd Wolf eine Dessertschale aus dem Raub auftaucht, die er angeblich auf einem Flohmarkt erworben hat, erweitert sich der Kreis der Verdächtigen beträchtlich. Erst als Anja Ludwig vom Kinderferienlager auf Usedom zurückkehrt, kommt Licht in das Dunkel: Auf einem Bulgarien-Urlaub habe Ferdinand einen Komplizen kennengelernt, der den Einbruch verübt haben soll. Um sich allen Nachforschungen zu entziehen, habe Ferdinand den Plan gefasst, nach einem simulierten Selbstmordversuch an der Weberschanze in einer Psychiatrische Anstalt unterzutauchen, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Doch jemand muss die Bank an der Absturzstelle verschoben haben, sodass die geplante weiche Landung tödlich endete…

Um Habgier – und ums Überleben in der neuen kapitalistischen Wirtschaftsordnung - geht es im unmittelbar in der Wendezeit entstandenen Krimi „Abgründe“ aus der Adlershofer Reihe „Polizeiruf 110“, der im Vorspann noch als „ein Film des Fernsehens der DDR“ bezeichnet wird. Von Genossen ist ebenso wenig mehr die Rede wie von Volkspolizei, den ABV aber gibt es noch – nur ohne SED-Parteiabzeichen am Revers. Der Felsenkeller wird nun privat geführt vom jungen, umtriebigen Genghein, dem eine regionale Frischeküche mit angeschlossener Gärtnerei und Bäckerei vorschwebt. Da wirkt der alte Haudegen Max Haase wie aus der Zeit gefallen…

Pitt Herrmann

Credits

Drehbuch

Kamera

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Drehbuch

Szenarium

Kamera

Szenenbild

Kostüme

Schnitt

Darsteller

Produktionsleitung

Länge:
75 min
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Aufführung:

TV-Erstsendung (DE): 19.08.1990, ARD/DFF1

Titel

  • Originaltitel (DE) Abgründe
  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110

Fassungen

Original

Länge:
75 min
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Aufführung:

TV-Erstsendung (DE): 19.08.1990, ARD/DFF1