Biografie
Jan Lustig wurde am 13. Dezember 1902 in Brünn als Hans G. Lustig geboren. Nach seinem Abitur ging er 1924 nach Berlin und fand Arbeit als Journalist bei den Ullstein-Verlagen. Hier wirkte er unter anderem als Redakteur der Zeitung "Tempo" und schrieb Filmkritiken, verfasste daneben aber bereits eigene Prosa. Er traf auch erstmals auf Billy Wilder, der ebenfalls dort tätig war, und schloss Freundschaft mit ihm.
1927 heiratete Lustig Charlotte Weinberg (*1897). 1933 flohen die beiden vor den Nazis und gingen ins Exil nach Paris. Im Hotel Ansonia, in dem das Paar unterkam, traf es auch wieder auf Billy Wilder sowie weitere Exilant*innen der Berliner Literaten- und Kunstszene, beispielsweise Friedrich Hollaender, Irmgard von Cube, Franz Wachsmann und Peter Lorre.
Lustig lernte recht schnell die französische Sprache, was ihm bald zu Arbeit verhalf. So landete er als Drehbuchautor beim französischen Film und schrieb mit Wilder und dem ebenfalls ins Exil geflohenen Max Kolpé das Drehbuch für Wilders "Mauvaise graine" (1934). Es folgte das Drehbuch für Marc Allégrets "Gribouille" ("Der Dickschädel", 1937), das er gemeinsam mit Marcel Achard schrieb.
Nach weiteren Arbeiten war "Le Corsaire" (1939), ebenfalls in der Regie von Marc Allégret, seine letzte Arbeit in Frankreich. Im Jahr darauf flohen Lustig und seine Frau vor der anrückenden deutschen Armee zunächst in den Süden Frankreichs, dann über Spanien und Portugal schließlich in die USA. Die Überfahrt gelang ihnen nur, weil ein Angestellter des US-Konsulats in Portugal so beeindruckt von einer von Lustig geschriebenen Szene aus Allégrets "Orage" (1938) war, dass er ihnen Visa ausstellte.
In den USA bekam Lustig eine Anstellung bei MGM und schrieb Drehbücher und Adaptionen. Zu dieser Zeit entstanden unter anderem Charles Vidors "The Lady in Question" (1940, basierend auf "Gribouille), "Reunion in France" (1942) von Jules Dassin mit Joan Crawford und John Wayne und Clarence Browns "The White Cliffs of Dover" ("Die weißen Klippen", 1944). In den folgenden Jahren wirkte er an Klassikern wie John Fords "They Were Expendable" ("Schnellboote vor Bataan", 1945) und Richard Thorpes "Knights of the Round Table" ("Die Ritter der Tafelrunde", 1953) mit. Für den Film "Moonfleet" ("Das Schloss im Schatten", 1955) arbeitete er mit Fritz Lang zusammen, der wie er in die USA emigriert war.
1959 starb Lustigs Ehefrau Charlotte, was ihn noch im selben Jahr dazu veranlasste, nach Deutschland zurückzukehren. Er ließ sich in München nieder und beteiligte sich nun an Drehbüchern für deutsche bzw. in Deutschland gedrehte Produktionen wie etwa "Stadt ohne Mitleid" (1961), mit der jungen Christine Kaufmann an der Seite von Barbara Rütting und Kirk Douglas, oder "Elf Jahre und ein Tag" (1963) mit Ruth Leuwerik und Bernhard Wicki. Beide Male führte Gottfried Reinhardt Regie, wie auch bei der US-Produktion "Situation Hopeless – But Not Serious" ("Lage hoffnungslos – aber nicht ernst", 1965) mit Alec Guinness und dem noch kaum bekannten Robert Redford.
1965 heiratete Lustig die Dramaturgin Elisabeth "Liesl" Frank, die er einige Zeit nach seiner Rückkehr nach Deutschland kennengelernt hatte. Sie war die Tochter der Sängerin Fritzi Massary und Witwe des Schriftstellers Bruno Frank.
Jan Lustig starb am 24. April 1979 in München.
Autor: Rüdiger Erdmann