Und nächstes Jahr am Balaton
Leichte Kost für heiße Tage
Das ist ein unterhaltsamer Sommer-Film, ab und an ein wenig philosophierend, mit beträchtlichem Schauwert, leichter Episoden-Dramaturgie, einem von Günther Fischer komponierten, ins Ohr gehenden Mundharmonika-Blues, etwas Liebe und Nacktheit und viel Lebensfreude: das Publikum wird"s danken, wie schon vordem bei Sieben Sommersprossen – das ist die gleiche Wellenlänge, wahrscheinlich ein Kassenschlager der DEFA mehr.
Und doch bin ich nicht ganz glücklich über diesen Film – vor allem deshalb nicht, weil die literarische Vorlage, Joachim Walthers "Ich bin nun mal kein Yogi", mitreißender und tiefgründiger ist.
Das Buch schildert einen Reifeprozeß, aber ohne Zeigefinger-Didaktik, ohne "Besserungs-Dramaturgie". Dem Helden Norman Bilat, neunzehn Jahre, begegnet während einer Auslandstramptour so Widersprüchliches, daß er ganz von selbst seine Lebenshaltung, die Beziehungen zu seiner Heimat und den Mitmenschen überprüft, rationaler denken lernt, Träume aber nicht aus den Augen verliert. Eine Wandlung findet statt – politisch wie moralisch. (…)
Das wird, wie gesagt, nicht mit erhobenem Zeigefinger erzählt, sondern sehr anschaulich, realistisch und ehrlich. Norman Bilat, ein Altersgefährte Sabine Wulffs und Peter Seidels – ein über sich und die Umwelt Reflektierender, einer, der nicht nur fordert, sondern auch geben will und über weite Strecken überlegt, was er und wie er geben kann – so in den Film übernommen, hätte eine neue Qualität des jugendlichen DEFA-Helden herauskommen können, aber…
Jonas steigt also aus; Ines" Mutter kauft Zeitungen an einem kleinen Bahnhofskiosk, derweil fährt der Zug weiter, sie bleibt ebenfalls "auf der Strecke"; der Vater wird an der Grenze wegen der verdächtig vielen Frauensachen in seinem Gepäck aus dem Zug geholt; Ines reist allein nach Bulgarien – die anderen ihr nach. Die Mutter wird mitgenommen von einem Mann in den besten Jahren, einem Tausendsassa mit mal sächsischem, mal mecklenburgischem Dialekt, gespielt von Fred Delmare, der die Liste seiner skurrilen Nebenfiguren um eine Belanglosigkeit erweitern kann.