Marie Nejar gestorben

Die Schlagersängerin und Schauspielerin Marie Nejar ist gestorben. Sie wurde 95 Jahre alt.

 

Marie Nejar, Tochter einer deutschen Mutter und eines aus Ghana stammenden Vaters, wuchs während der NS-Zeit in Hamburg auf und war aufgrund ihrer dunklen Hautfarbe bereits als Kind von Ausgrenzung und Diskriminierung betroffen. Mit 12 Jahren wurde sie als Schauspielerin für den Hans-Albers-Abenteuerfilm "Münchhausen" (1943) engagiert – in einer kleinen Rolle als afrikanische Dienerin. Kurz darauf hatte sie an der Seite von Heinz Rühmann einen Auftritt in "Quax in Afrika" (1944), der rassistische Kolonialbilder von Afrikaner*innen als unzivilisierten, aber freundlichen "Wilden" bediente.

Auch Nejars Nachkriegskarriere als kindlich anmutende Schlager- und Schnulzensängerin (auf der Bühne und in Schlagerfilmen) macht sie rückblickend zu einer markanten Symbolfigur für stereotype Darstellungen dunkelhäutiger Personen im deutschen Film- und Showgeschäft: niedlich, naiv, harmlos und verkitscht-exotisierend. Nejar selbst sagte später, dass sie sich mit den für sie geschriebenen Liedtexten und ihrem Bühnenimage des "süßen Schwarzen Mädchens" nie identifizieren konnte. Ihre frühen Filmrollen betrachtete sie mit nüchternem Realismus: "Damals war ich ein Kind, ich fand das toll, und außerdem hatte ich zwei Wochen schulfrei."

1957 zog Marie Nejar sich aus dem Showbusiness zurück und arbeitete als Krankenschwester. Am 11. Mai 2025 starb sie in ihrer Heimatstadt Hamburg.