Toronto zeigt Weltpremieren deutscher Filme

Schwentke, Wenders, Akin, Zabeil, Grisebach, Odar, Tabak - das Toronto International Film Festival (7. – 17. September 2017) hat weitere Teile seines Programms bekanntgegeben.

Darunter eine Reihe von Welt- und Nordamerikapremieren für deutsche FilmemacherInnen und vier Beiträge in den prestigeträchtigen Special Presentations.

In der exklusiven Red-Carpet-Sektion Gala Presentations läuft "55 Steps" von Bille August (DE/BE), hauptverantwortlich von der deutschen Elsani Film produziert, als Weltpremiere.

Die Special-Presentations-Sektion ist herausragenden Filmen profilierter RegisseurInnen vorbehalten. Aus Deutschland eingeladen wurde "Der Hauptmann" (D/FR/PL, Filmgalerie451) von Robert Schwentke und wird in Toronto seine Welturaufführung erleben. Der Filmemacher feierte zuvor in den USA mit u.a. "R.E.D." mit Bruce Willis Blockbuster-Erfolge. Eine weitere Weltpremiere ist – wie schon bekanntgegeben -  Wim Wenders neuester Spielfilm "Submergence" (DE/FR/ES, Neue Road Movies) mit den internationalen Stars Alicia Vikander und James McAvoy in den Hauptrollen. Damit ist Wim Wenders, nach "Everything Will Be Fine" 2015 und "Die Schönen Tage von Aranjuez" 2016 in den Masters, zum dritten Mal in Folge beim TIFF zu Gast. Er ist in diesem Jahr auch Mitglied der Jury in der Wettbewerbssektion Platform.

Ihre erfolgreichen Festivalkarrieren mit Start im Cannes-Wettbewerb beziehungsweise der Piazza Grande in Locarno setzen "Aus dem Nichts" von Fatih Akin (DE/FR, bombero international, corazón international, Warner Bros. Entertainment) und "Drei Zinnen" von Jan Zabeil (DE/IT, Rohfilm Productions) in den Special Presentations fort.

Auch aus dem Cannes-Hauptprogramm kommt Valeska Grisebachs "Western" (DE/BG/AT, Komplizen Film) in die Sektion Contemporary World Cinema des bedeutendsten Festivals für den nordamerikanischen Markt.

Zum dritten Mal zeigt das TIFF in Primetime hochklassiges internationales TV und zum ersten Mal ist eine Produktion aus Deutschland eingeladen: Baran bo Odar war schon mit seinem letzten Langfilm "Who Am I
 – No System Is Safe
" in Toronto zu Gast und kehrt jetzt mit "Dark" (Wiedemann & Berg Television, Dark Series), der ersten deutschen Netflix-Serie, zurück.

Der junge deutsch-türkische Filmemacher Hüseyin Tabak wurde für seine zwei vorhergehenden Langfilme mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Sein Dokumentarfilm "The Legend of the Ugly King" (DE/AT, mîtosflm) beschäftigt sich mit dem kurdischen Filmemacher Yilmaz Güney und feiert – wie schon bekanntgegeben -  seine Weltpremiere in TIFF Docs.

Starke Präsenz zeigen die Gesichter der "Face to Face with German Films" Kampagne: Alexander Fehling ist sowohl in "Drei Zinnen" als auch "Der Hauptmann" zu sehen, Louis Hofmann spielt die Hauptrolle in "Dark".

Alle bisher bekanntgegebenen deutschen Filme und Koproduktionen in Toronto 2017 finden sie hier.

Die komplette Filmauswahl, darunter dann auch die Filme der Debütfilm-Sektion Discovery, wird am kommenden Dienstag, 22. August veröffentlicht.

Mehr zu den deutschen Weltpremieren:

Wim Wenders' "Submergence" ist eine Liebesgeschichte, die uns in die extrem unterschiedlichen Welten unserer beiden Hauptfiguren entführt. Danny Flinders (Alicia Vikander) und James More (James McAvoy) begegnen sich zufällig in einem abgeschiedenen Hotel in der Normandie, wo sich beide auf eine gefährliche Mission vorbereiten. Fast gegen ihren Willen verlieben sie sich ineinander und begreifen bald, dass sie die Liebe ihres Lebens gefunden haben. James ist für den britischen Geheimdienst auf einem Einsatz in Somalia, um eine Ausbildungsstätte aufzuspüren, von der aus Selbstmordattentäter nach Europa eingeschleust werden sollen. Danny ist Biomathematikerin und arbeitet an einem Tiefseetauch-Projekt, das ihre Theorie über den Ursprung des Lebens auf unserem Planeten untermauern soll. Schon bald trennen Welten die beiden voneinander. James ist von Dschihadisten als Geisel genommen worden und hat keine Möglichkeit mehr, mit Danny in Kontakt zu treten, und sie muss in ihrem Unterseeboot hinab auf den Meeresboden, in der Ungewissheit, ob James überhaupt noch am Leben ist…

"Der Hauptmann" von Robert Schwentke ist eine abgründige Köpenickiade aus dem Jahr 1945. Das Ende des zweiten Weltkriegs ist abzusehen, die soziale Ordnung in Deutschland liegt in Trümmern. Die Anzahl der Fahnenflüchtigen in der Wehrmacht steigt derart dramatisch, dass versprengte Soldaten automatisch als Deserteure erschossen werden. Eine Gruppe betrunkener Hauptmänner macht erbarmungslos Jagd auf den 19-jährigen Gefreiten Willi Herold. Wie durch ein Wunder entgeht Herold seinen Jägern und irrt nun - verfolgt von Bauern, die er bestiehlt, um zu überleben und der eigenen Truppe, die ihn für einen Deserteur hält - durch die unerträgliche Einöde des Emslandes. Durchnässt, verschlissen und halbverhungert und kurz vor dem Erfrierungstod, macht Herold einen folgenschweren Fund: Eine mit Orden behangene Hauptmanns Uniform der Luftwaffe. Herold zögert nicht lange und tauscht seine einfache Uniform gegen die nagelneue des Hauptmanns.

Schöpfer und Showrunner von "Dark", der ersten Netflix Original Serie, die komplett in Deutschland produziert und gedreht wurde, sind Baran bo Odar und Jantje Friese. Im Zentrum der Serie stehen vier Familien in einer deutschen Kleinstadt. Als zwei Kinder auf mysteriöse Weise verschwinden, wird die vermeintlich heile Welt dieser Familien aus den Fugen gerissen und ein Blick hinter die Fassaden offenbart die dunklen Geheimnisse aller Beteiligten. Im Verlauf der zehn einstündigen Folgen bekommt die Tragweite der Ereignisse eine neue Dimension als die Ermittlungen zurück ins Jahr 1986 führen und die Schicksale der vier Familien auf tragische Weise verknüpft werden.

Wer war Yilmaz Güney? Ein begabter Regisseur? Ein Revolutionär? Ein Mörder? Ein Genie oder ein Wahnsinniger? Hüseyin Tabak sucht in "The Legend of the Ugly King" nach Antworten. Der kurdische Filmemacher Yilmaz Güney wurde zu mehr als 100 Jahren Gefängnis verurteilt – aus politischen Gründen und weil er einen Richter ermordet hatte. Er fing im Gefängnis an Filme zu machen und sein berühmtestes Werk "Yol" gewann 1982 die Palme d'Or. Tabak bereist verschiedene Länder, wo er Güneys Familie, seine Schauspieler, berühmte Filmemacher wie Michael Haneke oder Costa Gavras, ehemalige Häftlinge und Menschen auf der Straße, für die Güney immer noch ein Held ist, trifft. Aber je tiefer er gräbt, umso mehr erscheint der legendäre "hässliche König" menschlich und verwundbar.

Quelle: www.german-films.de