Among Peasants
The film version of Marga Spiegel′s autobiographic book "Retter in der Nacht". Germany in 1943: In order to escape the deportation and killing by the Nazis, the Jewish horse trader Siegmund Spiegel flees his Westphalian hometown Ahlen together with his family. The Spiegel family takes shelter with several peasant families who risk their own lives by hiding the Jewish family. From then on, the Spiegels have to endure a grueling time in the constant fear of detection – and with the hope that the Nazi reign will someday come to an end.
Gallery
All Pictures (5)Credits
Director
Screenplay
Director of photography
Editing
Music
Cast
- Marga Spiegel
- Menne Spiegel
- Anni Aschoff
- Karin Spiegel
- Heinrich Aschoff
- Frau Aschoff
- Josefa
- Klemens Aschoff
- Herr Pentrop
- Florian Aschoff
Production company
All Credits
Director
Assistant director
Script supervisor
Screenplay
Translation
Director of photography
Set design
Property master
Construction manager
Make-up artist
Costume design
Editing
Casting
Music
Cast
- Marga Spiegel
- Menne Spiegel
- Anni Aschoff
- Karin Spiegel
- Heinrich Aschoff
- Frau Aschoff
- Josefa
- Klemens Aschoff
- Herr Pentrop
- Florian Aschoff
- Emmerich Aschoff
- Frau Pentrop
- Paula Wacker
Production company
in co-production with
Producer (TV)
Executive producer
Unit production manager
Location manager
Production assistant
Production manager
Original distributor
Shoot
- 18.08.2008 - 08.10.2008: Dülmen, Wadersloh, Lippstadt (Westfalen)
Duration:
2749 m, 100 min
Format:
35mm, 1:1,85
Video/Audio:
Farbe, Dolby
Censorship/Age rating:
FSK-Prüfung (DE): 11.08.2009, 119023, ab 12 Jahre / feiertagsfrei
Screening:
Uraufführung (CH): 06.08.2009, Locarno, IFF - Wettbewerb;
Erstaufführung (DE): 07.10.2009, Münster, Filmfest;
Kinostart (DE): 09.10.2009
Titles
- Originaltitel (DE) Unter Bauern
- Arbeitstitel (DE) Retter in der Nacht
- Weiterer Titel (DE) Unter Bauern - Retter in der Nacht
- Weiterer Titel (ENG) Among Peasants
Versions
Original
Duration:
2749 m, 100 min
Format:
35mm, 1:1,85
Video/Audio:
Farbe, Dolby
Censorship/Age rating:
FSK-Prüfung (DE): 11.08.2009, 119023, ab 12 Jahre / feiertagsfrei
Screening:
Uraufführung (CH): 06.08.2009, Locarno, IFF - Wettbewerb;
Erstaufführung (DE): 07.10.2009, Münster, Filmfest;
Kinostart (DE): 09.10.2009
Awards
FBW 2009
- Prädikat: besonders wertvoll
Comments
You have seen this movie? We are looking forward to your comment!
Login or register now to write a comment.
20.05.2025 | 07:30 Uhr
Heinz17herne
Heinz17herne
Erster Weltkrieg. Ein 17-Jähriger meldet sich freiwillig zum Fronteinsatz für Deutschland, sein Heimatland: Siegmund „Menne“ Spiegel, ein münsterländischer Jude. Als Träger des Eisernen Kreuzes kehrt er zurück, wird in Ahlen ein erfolgreicher Pferdehändler und bleibt selbstverständlich im Kreis seiner Kameraden, die mit ihm den mörderischen Stellungskrieg in den Schützengräben überstanden haben, allesamt bodenständige Bauern und gläubige Katholiken, auch als die Nazis an die Macht gekommen sind.
25 Jahre später, 1943, Heimatfront Münsterland. Statt des „EK“ muss Menne Spiegel nun den Judenstern tragen und jederzeit den Abtransport seiner Familie in den Osten befürchten – ohne Aussicht auf Wiederkehr. Menne kann seine Gattin Marga und seine kleine Tochter Karin bei Heinrich Aschoff unterbringen. Der Hof seines Kriegskameraden beherbergt zahlreiche Fremdarbeiter, da fällt eine angeblich ausgebombte Dortmunderin nicht weiter auf – außer dass sie blond, attraktiv und gebildet ist, eigentlich viel zu fein für das Leben auf dem Lande.
Dabei bleibt jedes Gespräch, ob auf einer kurzen Eisenbahnfahrt oder im Kreis der Familie Aschoff, gefährlich, weil sich die kleine Karin schnell einmal verplappern kann, denn nur Heinrichs Frau Maria ist eingeweiht. Auch ihre Gastgeber könnte ein falsches Wort Karins um Kopf und Kragen bringen etwa bei ihren neuen Spielkameraden Emmerich und Florian Aschoff, dem Ältesten Klemens, der freilich bald an die Ostfront abkommandiert wird, und der einzigen Tochter Anni, die dem Bund Deutscher Mädchen (BDM) angehört und mit einem fanatischen Hitlerjugend-Gruppenführer befreundet ist, der geschickt ihr Misstrauen gegen die Neuankömmlinge schürt.
Menne Spiegel versucht derweil, in unmittelbarer Nähe des Aschoff-Hofes zu bleiben, um seine Lieben nicht aus den Augen zu verlieren. Er übernachtet in Scheunen oder im Freien, aber lange kann das natürlich nicht gut gehen: Zunächst gewährt ihm Hubert Pentrup Unterschlupf, obwohl dessen Frau die Geburt des Stammhalters kaum überleben dürfte. Als es zu gefährlich wird, weil besagter HJ-ler Erich, der als Hilfskraft bei Pentrop wohnt, Lunte gerochen und die Polizei alarmiert hat, sperrt ihn Heinrich Silkenböhmer (Heinrich Pachl) kurzerhand in seine Räucherkammer.
Und dann passiert es doch: Paula Wacker, die Wirtin des Gasthofes, erkennt Marga Spiegel und spricht in der ersten Verwirrung auch ihren richtigen Namen aus. Eine Szene, bei der Anni Aschoff Zeugin ist. Wird sie, die immer noch an den Endsieg der Deutschen Wehrmacht glaubt und an die Alleinschuld der Juden am Zweiten Weltkrieg, Marga und Karin an die Polizei verraten? Marga packt bereits ihre wenigen Habseligkeiten zusammen...
Es ist eine wahre Geschichte, die Marga Spiegel 1964 zu Papier gebracht hat, die im Jahr darauf in Fortsetzungen im Münsteraner Bistumsblatt „Kirche und Leben“ und 1969 unter dem Titel „Retter in der Nacht. Wie eine jüdische Familie überlebte“ auch in Buchform erschien. Und am 20. Juli 1969 dazu führte, dass die fünf an der Rettung beteiligten Familien Aschoff (Herbern), Pentrop (Nordkirchen), Sickmann (Werne), Silkenböhmer (Nordkirchen) und Südfeld (Südkirchen) von der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in das Gedächtnis der „Edlen aller Völker“ aufgenommen wurden.
Der vor allem als Dokumentarfilmer bekannte und international ausgezeichnete holländische Regisseur Ludi Boeken wollte den Stoff ursprünglich mit Laien als Dokumentation drehen, entschloss sich dann aber glücklicherweise doch zu seinem dritten Spielfilm nach „Deadlines“ und „Zug des Lebens“. Denn sein israelischer Kameramann Daniel Schneor konnte mit einem hervorragenden Ensemble drehen, in dem sich mit Anna Ehrichandwehr als Oma Aschoff, die nach dem sog. Heldentot ihres Enkels Klemens das Hitler-Porträt von der Wand der guten Stube nimmt, nur eine Laiendarstellerin befindet – aber was für eine! Gerade die oben beschriebene, stumme Szene gehört zu den Höhepunkten eines großartigen Films, der das Grauen des Holocaust konkret werden lässt, erfahrbar, erfühlbar macht.
Zwei sehr zurückgenommene Protagonisten, Armin Rohde und Veronica Ferres, tragen zu dieser „geerdeten“, glaubhaft-authentischen Geschichte ebenso bei wie Martin Horn und das überaus gelungene Kinodebüt der 1982 in Bremen geborenen Lia Hoensbroech. Die Absolventin der renommierten Otto Falckenberg-Schule legt, neben kleineren Fernsehrollen, ihren Schwerpunkt auf die Theaterbretter. In einer Schlüsselszene spielt auch Lina Beckmann eine bedeutende Rolle: Die Wirtin Paula erkennt beim Eierholen auf dem Hof Aschoff Marga Spiegel – und „bekehrt“ in einem sich wenig später daran anschließenden Gespräch die überzeugte BDM-Aktivistin Anni – durch eine ungeschönte Schilderung der Ereignisse der sog. Reichskristallnacht: „Ich habe mich geschämt, eine Deutsche zu sein.“
Die schönsten Bilder aber sind erst im Abspann zu sehen: Marga Spiegel, mit 96 Jahren hochbetagt, aber mit ganz wachen Augen, am Set, Hand in Hand mit ihrer Freundin Anni Aschoff. Es sind zugleich auch sehr wehmütige Bilder, denn Marga hat inzwischen durch Krankheit nicht nur ihren Mann, sondern auch ihre Tochter verloren. Die Free-TV-Premiere erfolgte am 26. Oktober 2012 auf Arte.
Pitt Herrmann
25 Jahre später, 1943, Heimatfront Münsterland. Statt des „EK“ muss Menne Spiegel nun den Judenstern tragen und jederzeit den Abtransport seiner Familie in den Osten befürchten – ohne Aussicht auf Wiederkehr. Menne kann seine Gattin Marga und seine kleine Tochter Karin bei Heinrich Aschoff unterbringen. Der Hof seines Kriegskameraden beherbergt zahlreiche Fremdarbeiter, da fällt eine angeblich ausgebombte Dortmunderin nicht weiter auf – außer dass sie blond, attraktiv und gebildet ist, eigentlich viel zu fein für das Leben auf dem Lande.
Dabei bleibt jedes Gespräch, ob auf einer kurzen Eisenbahnfahrt oder im Kreis der Familie Aschoff, gefährlich, weil sich die kleine Karin schnell einmal verplappern kann, denn nur Heinrichs Frau Maria ist eingeweiht. Auch ihre Gastgeber könnte ein falsches Wort Karins um Kopf und Kragen bringen etwa bei ihren neuen Spielkameraden Emmerich und Florian Aschoff, dem Ältesten Klemens, der freilich bald an die Ostfront abkommandiert wird, und der einzigen Tochter Anni, die dem Bund Deutscher Mädchen (BDM) angehört und mit einem fanatischen Hitlerjugend-Gruppenführer befreundet ist, der geschickt ihr Misstrauen gegen die Neuankömmlinge schürt.
Menne Spiegel versucht derweil, in unmittelbarer Nähe des Aschoff-Hofes zu bleiben, um seine Lieben nicht aus den Augen zu verlieren. Er übernachtet in Scheunen oder im Freien, aber lange kann das natürlich nicht gut gehen: Zunächst gewährt ihm Hubert Pentrup Unterschlupf, obwohl dessen Frau die Geburt des Stammhalters kaum überleben dürfte. Als es zu gefährlich wird, weil besagter HJ-ler Erich, der als Hilfskraft bei Pentrop wohnt, Lunte gerochen und die Polizei alarmiert hat, sperrt ihn Heinrich Silkenböhmer (Heinrich Pachl) kurzerhand in seine Räucherkammer.
Und dann passiert es doch: Paula Wacker, die Wirtin des Gasthofes, erkennt Marga Spiegel und spricht in der ersten Verwirrung auch ihren richtigen Namen aus. Eine Szene, bei der Anni Aschoff Zeugin ist. Wird sie, die immer noch an den Endsieg der Deutschen Wehrmacht glaubt und an die Alleinschuld der Juden am Zweiten Weltkrieg, Marga und Karin an die Polizei verraten? Marga packt bereits ihre wenigen Habseligkeiten zusammen...
Es ist eine wahre Geschichte, die Marga Spiegel 1964 zu Papier gebracht hat, die im Jahr darauf in Fortsetzungen im Münsteraner Bistumsblatt „Kirche und Leben“ und 1969 unter dem Titel „Retter in der Nacht. Wie eine jüdische Familie überlebte“ auch in Buchform erschien. Und am 20. Juli 1969 dazu führte, dass die fünf an der Rettung beteiligten Familien Aschoff (Herbern), Pentrop (Nordkirchen), Sickmann (Werne), Silkenböhmer (Nordkirchen) und Südfeld (Südkirchen) von der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in das Gedächtnis der „Edlen aller Völker“ aufgenommen wurden.
Der vor allem als Dokumentarfilmer bekannte und international ausgezeichnete holländische Regisseur Ludi Boeken wollte den Stoff ursprünglich mit Laien als Dokumentation drehen, entschloss sich dann aber glücklicherweise doch zu seinem dritten Spielfilm nach „Deadlines“ und „Zug des Lebens“. Denn sein israelischer Kameramann Daniel Schneor konnte mit einem hervorragenden Ensemble drehen, in dem sich mit Anna Ehrichandwehr als Oma Aschoff, die nach dem sog. Heldentot ihres Enkels Klemens das Hitler-Porträt von der Wand der guten Stube nimmt, nur eine Laiendarstellerin befindet – aber was für eine! Gerade die oben beschriebene, stumme Szene gehört zu den Höhepunkten eines großartigen Films, der das Grauen des Holocaust konkret werden lässt, erfahrbar, erfühlbar macht.
Zwei sehr zurückgenommene Protagonisten, Armin Rohde und Veronica Ferres, tragen zu dieser „geerdeten“, glaubhaft-authentischen Geschichte ebenso bei wie Martin Horn und das überaus gelungene Kinodebüt der 1982 in Bremen geborenen Lia Hoensbroech. Die Absolventin der renommierten Otto Falckenberg-Schule legt, neben kleineren Fernsehrollen, ihren Schwerpunkt auf die Theaterbretter. In einer Schlüsselszene spielt auch Lina Beckmann eine bedeutende Rolle: Die Wirtin Paula erkennt beim Eierholen auf dem Hof Aschoff Marga Spiegel – und „bekehrt“ in einem sich wenig später daran anschließenden Gespräch die überzeugte BDM-Aktivistin Anni – durch eine ungeschönte Schilderung der Ereignisse der sog. Reichskristallnacht: „Ich habe mich geschämt, eine Deutsche zu sein.“
Die schönsten Bilder aber sind erst im Abspann zu sehen: Marga Spiegel, mit 96 Jahren hochbetagt, aber mit ganz wachen Augen, am Set, Hand in Hand mit ihrer Freundin Anni Aschoff. Es sind zugleich auch sehr wehmütige Bilder, denn Marga hat inzwischen durch Krankheit nicht nur ihren Mann, sondern auch ihre Tochter verloren. Die Free-TV-Premiere erfolgte am 26. Oktober 2012 auf Arte.
Pitt Herrmann
Comments
You have seen this movie? We are looking forward to your comment!
Login or register now to write a comment.
25 Jahre später, 1943, Heimatfront Münsterland. Statt des „EK“ muss Menne Spiegel nun den Judenstern tragen und jederzeit den Abtransport seiner Familie in den Osten befürchten – ohne Aussicht auf Wiederkehr. Menne kann seine Gattin Marga und seine kleine Tochter Karin bei Heinrich Aschoff unterbringen. Der Hof seines Kriegskameraden beherbergt zahlreiche Fremdarbeiter, da fällt eine angeblich ausgebombte Dortmunderin nicht weiter auf – außer dass sie blond, attraktiv und gebildet ist, eigentlich viel zu fein für das Leben auf dem Lande.
Dabei bleibt jedes Gespräch, ob auf einer kurzen Eisenbahnfahrt oder im Kreis der Familie Aschoff, gefährlich, weil sich die kleine Karin schnell einmal verplappern kann, denn nur Heinrichs Frau Maria ist eingeweiht. Auch ihre Gastgeber könnte ein falsches Wort Karins um Kopf und Kragen bringen etwa bei ihren neuen Spielkameraden Emmerich und Florian Aschoff, dem Ältesten Klemens, der freilich bald an die Ostfront abkommandiert wird, und der einzigen Tochter Anni, die dem Bund Deutscher Mädchen (BDM) angehört und mit einem fanatischen Hitlerjugend-Gruppenführer befreundet ist, der geschickt ihr Misstrauen gegen die Neuankömmlinge schürt.
Menne Spiegel versucht derweil, in unmittelbarer Nähe des Aschoff-Hofes zu bleiben, um seine Lieben nicht aus den Augen zu verlieren. Er übernachtet in Scheunen oder im Freien, aber lange kann das natürlich nicht gut gehen: Zunächst gewährt ihm Hubert Pentrup Unterschlupf, obwohl dessen Frau die Geburt des Stammhalters kaum überleben dürfte. Als es zu gefährlich wird, weil besagter HJ-ler Erich, der als Hilfskraft bei Pentrop wohnt, Lunte gerochen und die Polizei alarmiert hat, sperrt ihn Heinrich Silkenböhmer (Heinrich Pachl) kurzerhand in seine Räucherkammer.
Und dann passiert es doch: Paula Wacker, die Wirtin des Gasthofes, erkennt Marga Spiegel und spricht in der ersten Verwirrung auch ihren richtigen Namen aus. Eine Szene, bei der Anni Aschoff Zeugin ist. Wird sie, die immer noch an den Endsieg der Deutschen Wehrmacht glaubt und an die Alleinschuld der Juden am Zweiten Weltkrieg, Marga und Karin an die Polizei verraten? Marga packt bereits ihre wenigen Habseligkeiten zusammen...
Es ist eine wahre Geschichte, die Marga Spiegel 1964 zu Papier gebracht hat, die im Jahr darauf in Fortsetzungen im Münsteraner Bistumsblatt „Kirche und Leben“ und 1969 unter dem Titel „Retter in der Nacht. Wie eine jüdische Familie überlebte“ auch in Buchform erschien. Und am 20. Juli 1969 dazu führte, dass die fünf an der Rettung beteiligten Familien Aschoff (Herbern), Pentrop (Nordkirchen), Sickmann (Werne), Silkenböhmer (Nordkirchen) und Südfeld (Südkirchen) von der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in das Gedächtnis der „Edlen aller Völker“ aufgenommen wurden.
Der vor allem als Dokumentarfilmer bekannte und international ausgezeichnete holländische Regisseur Ludi Boeken wollte den Stoff ursprünglich mit Laien als Dokumentation drehen, entschloss sich dann aber glücklicherweise doch zu seinem dritten Spielfilm nach „Deadlines“ und „Zug des Lebens“. Denn sein israelischer Kameramann Daniel Schneor konnte mit einem hervorragenden Ensemble drehen, in dem sich mit Anna Ehrichandwehr als Oma Aschoff, die nach dem sog. Heldentot ihres Enkels Klemens das Hitler-Porträt von der Wand der guten Stube nimmt, nur eine Laiendarstellerin befindet – aber was für eine! Gerade die oben beschriebene, stumme Szene gehört zu den Höhepunkten eines großartigen Films, der das Grauen des Holocaust konkret werden lässt, erfahrbar, erfühlbar macht.
Zwei sehr zurückgenommene Protagonisten, Armin Rohde und Veronica Ferres, tragen zu dieser „geerdeten“, glaubhaft-authentischen Geschichte ebenso bei wie Martin Horn und das überaus gelungene Kinodebüt der 1982 in Bremen geborenen Lia Hoensbroech. Die Absolventin der renommierten Otto Falckenberg-Schule legt, neben kleineren Fernsehrollen, ihren Schwerpunkt auf die Theaterbretter. In einer Schlüsselszene spielt auch Lina Beckmann eine bedeutende Rolle: Die Wirtin Paula erkennt beim Eierholen auf dem Hof Aschoff Marga Spiegel – und „bekehrt“ in einem sich wenig später daran anschließenden Gespräch die überzeugte BDM-Aktivistin Anni – durch eine ungeschönte Schilderung der Ereignisse der sog. Reichskristallnacht: „Ich habe mich geschämt, eine Deutsche zu sein.“
Die schönsten Bilder aber sind erst im Abspann zu sehen: Marga Spiegel, mit 96 Jahren hochbetagt, aber mit ganz wachen Augen, am Set, Hand in Hand mit ihrer Freundin Anni Aschoff. Es sind zugleich auch sehr wehmütige Bilder, denn Marga hat inzwischen durch Krankheit nicht nur ihren Mann, sondern auch ihre Tochter verloren. Die Free-TV-Premiere erfolgte am 26. Oktober 2012 auf Arte.
Pitt Herrmann