goEast Wettbewerbsfilme stehen fest

Das Wettbewerbsprogramm von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films ist mit zehn Spielfilmen und sechs Dokumentarfilmen komplett.

 Der rumänische Regisseur Cristi Puiu ist Vorsitzender der internationalen Jury. Sie entscheidet über die Vergabe der vier mit insgesamt 29.500 Euro dotierten Preise. goEast, veranstaltet vom Deutschen Filminstitut, präsentiert in seiner zwölften Ausgabe vom 18. bis 24. April 2012 in Wiesbaden, Frankfurt und erstmals auch in Mainz die neuesten Werke arrivierter Autoren wie Bohdan Sláma und Marcel Lozinski aber auch von Newcomern wie Vasiliy Sigarev oder Srdan Keca.

Aus den mehr als 300 Einreichungen wurden 16 Werke für den goEast-Wettbewerb ausgewählt: Bewegende, eigenwillige und wegweisende Beiträge fügen sich zu einem beeindruckenden Kaleidoskop des osteuropäischen Autorenfilms. Geografisch spannt sich der Bogen von der Tschechischen Republik und Polen über den Balkan, Bulgarien und Rumänien, Russland, der Ukraine und Georgien bis nach Kasachstan und Usbekistan. "Es fällt auf, dass viele Filme Eltern-Kind-Beziehungen verhandeln, auch sind jugendliche Figuren sehr häufig zentral. Dementsprechend kreisen die Handlungen um Generationenkonflikte und Aufbrüche, um Sehnsucht nach Geborgenheit, Anerkennung und Liebe", so Festivalleiterin Gaby Babic. "Die Dokumentarfilme erzählen dagegen vielmehr vom Erinnern, als einem oft schmerzlichen Prozess, der aber gleichzeitig befreiend und seelisch unabdingbar für das Weiterleben ist."

Der Wettbewerb – Herzstück des Festivals
Den tief-tragischen und gleichzeitig komischen Alltag einer Patchworkfamilie schildert der neue Film von Bohdan Sláma, "Vier Sonnen" (Tschechische Republik 2011), der als erster Beitrag des goEast Spielfilmwettbewerbs am Mittwoch, 18. April, auch das Festival eröffnet. Gleich zwei Wettbewerbsfilme begleiten Jugendliche auf der Suche nach ihrem Weg im Leben: das Roadmovie "Avé" (Konstantin Bojanov, Bulgarien 2011) und das Coming-of-Age-Drama "Gamer" (Oleg Sentsov, Ukraine 2011). Auch existenzielle Themen stehen auf dem Wettbewerbsprogramm: Die Liebe in der romantischen Komödie "Reiseführer durch Belgrad mit singen und weinen" (Bojan Vuletic, Serbien 2011), der Umgang mit dem Tod ("Leben", Vasiliy Sigarev, Russland 2012), die schwere Erkrankung eines Kindes ("Beduin", Igor Voloshin, Russland 2011) oder der alltägliche Existenzkampf in "Für Mutter der Himmel" (2011) von Aktan Arym Kubat. Vor dem Hintergrund von Einzelschicksalen beleuchten die weiteren Wettbewerbsbeiträge die Geschichte ihres Landes: "Róza" (Wojciech Smarzowski, Polen 2011) stellt sich dem Thema der Vertreibung der Masuren, "Blei" (Zulfikar Mussakov, Usbekistan 2011) erzählt von der Zerrissenheit eines Stalin-Schergen in den 50er Jahren und "Adalberts Traum" (Gabriel Achim, Rumänien 2011) zeigt den Resignationszustand im sozialistischen Rumänien der 80er Jahre.

Die kritische Befragung der Vergangenheit und der Geschichten, die über sie kursieren, zieht sich als roter Faden durch den goEast Dokumentarfilmwettbewerb. So gibt Srdan Keca in seinem "Brief an Papa" (Serbien, Großbritannien 2011) ein vielschichtiges Bild der Verheerungen der jugoslawischen Zerfallskriege und der Verantwortung des Einzelnen. "Revision" (Philip Scheffner, Deutschland 2012) rollt den 20 Jahre zurückliegenden Tod zweier rumänischer Staatsbürger nahe der deutsch-polnischen Grenze auf. Nana Janelidze inszeniert in "Wird es dort oben ein Theater geben?!" (Georgien 2011) die Familienchronik des berühmten georgischen Schauspielers, Kachki Kavsadze, und zeigt dabei ein Porträt der wechselvollen Geschichte des Landes. "Der Junge, der König war" (Andrey Paounov, Bulgarien, Deutschland 2011) wiederum betrachtet das Leben von Simeon von Sachsen-Coburg und damit ein Stück der Geschichte Bulgariens. In "Tonia und ihre Kinder" (Marcel Lozinski, Polen 2011) arbeiten die Geschwister Werka und Marcel das Schicksal ihrer Mutter auf, die 1949 als polnische Jüdin im Verdacht antikommunistischer Spionage verhaftet wurde. Und Šimon Špidla begibt sich in "Totes Gleis" (Tschechische Republik 2011) auf eine Reise entlang der auf Stalins Befehl gebauten, aber nie fertig gestellten Eisenbahnstrecke durch Sibirien.

Zu den Filmgesprächen mit RegisseurInnen, ProduzentInnen oder DarstellerInnen lädt das Festival alle Interessierten von Donnerstag, 19. April, an täglich um 22 Uhr ins Festivalzentrum im Gebäude der Wiesbadener Casino-Gesellschaft ein.

Die Preise des Wettbewerbs
Alle Wettbewerbsbeiträge konkurrieren um den ŠKODA-Preis "Die Goldene Lilie" für den Besten Film in Höhe von 10.000 Euro. Nikolaus Reichert, Leiter der Unternehmenskommunikation beim Preisstifter ŠKODA AUTO Deutschland betont die Besonderheit von goEast: "Mit seinen Filmen bringt goEast die aktuelle gesellschaftspolitische Entwicklung und die Kunst Mittel- und Osteuropas einem größeren Publikum näher. Dies ist auch für ŠKODA als Automarke aus einem Kernland europäischer Kultur ein wichtiges Anliegen."
Die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" stiftet den ebenfalls mit 10.000 Euro dotierten Dokumentarfilmpreis "Erinnerung und Zukunft". Dr. Ralf Possekel, Programmbereichsleiter der Stiftung EVZ, verweist auf den gesellschaftlichen Beitrag, den Dokumentarfilme leisten: "Dokumentarfilme bieten die Chance unsere Vorurteile zu erschüttern und die Wirklichkeit zum Sprechen zu bringen. Die Stiftung EVZ möchte die jungen Filmschaffenden für ihr kritisches Engagement auszeichnen und zu weiteren Dokfilm-Projekten anstiften."

Darüber hinaus stiftet die Landeshauptstadt Wiesbaden den Preis für die Beste Regie (7.500 Euro) und das Auswärtige Amt den Preis "für künstlerische Originalität, die kulturelle Vielfalt schafft" (2.000 Euro). Über die Vergabe der hoch dotierten Preise entscheidet eine internationale Jury. Als Präsident konnte einer der anerkanntesten Autorenfilmer Europas, der rumänische Regisseur Cristi Puiu, gewonnen werden. Mit dem mehrfach preisgekrönten "Der TOd des Herrn Lazarescu" gelang ihm 2005 der internationale Durchbruch, 2010 erschien sein neuester Film, "Aurora". Eine Jury der FIPRESCI vergibt den Preis der Internationalen Filmkritik.

Filmaufführungen im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt und im Kino Palatin in Mainz
Auch in diesem Jahr präsentiert sich goEast in Frankfurt. Das Festival und sein Veranstalter, das Deutsche Filminstitut freuen sich, dem Frankfurter Publikum die Spielfilme des Wettbewerbs und aus der Festivalsektion "Beyond Belonging" den Filmklassiker "Der Mann aus Eisen" von Andrzej Wajda im Kino des Deutschen Filmmuseums zu zeigen. Erstmals werden auch dem Mainzer Publikum, dank der Zusammenarbeit von goEast und dem Mainzer Programmkino PALATIN, zwei Filme des Festivalprogramms auf heimischem Terrain geboten: "Mein Glück" aus der Porträtreihe über Sergei Loznitsa und "Susa" von Rusudan Piveli aus dem goEast Special zum aktuellen georgischen Kino.

goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films wird von zahlreichen Partnern unterstützt: Hauptförderer sind das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und die Landeshauptstadt Wiesbaden, ŠKODA AUTO Deutschland, die Robert Bosch Stiftung, die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft", die BHF-BANK-Stiftung, die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen sowie die Nassauische Sparkasse.

Der Ticket-Vorverkauf beginnt am Montag, 2. April 2012 bei der Tourist Information in Wiesbaden (Telefon 0611 / 172 978-0). Das Programmheft zur zwölften Ausgabe von goEast liegt von Freitag, 23. März, an zur Mitnahme aus und steht Anfang April auf der goEast-Website zum Download bereit.

Quelle: goEast-Filmfestival