Theo gegen den Rest der Welt

BR Deutschland 1979/1980 Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Kurz vor der Autobahnraststätte Stuckenbusch, 4 Uhr früh. Bedrohlich schlingert ein schwerer Sattelschlepper in der Morgendämmerung über die Autobahn. Theo Gromberg aus Herne kämpft gegen die Straße. Noch dreißig Kilometer bis zuhause, da pennt er in seinem 38-Tonnen-Volvo bei hundert Sachen ein. Sein Kopf knallt auf die Hupe, eine aufgeschreckte 2 CV-Ente flieht auf die Überholspur. Im letzten Augenblick kriegt Theo den Diesel wieder in seine Gewalt, donnert mit Karacho in die Raststätte und lässt sich erschöpft aus dem Führerhaus fallen – zur teuersten Pinkelpause seines Lebens. Als Theo vom Klo kommt, ist sein LKW weg.

Jahrelang haben Theo und sein Kompagnon Enno Goldini aus Mailand für den nagelneuen Schnauzenvolvo-Brummi geschuftet, und jetzt das, wo Theo gerade dabei war, mit schwarzer Fracht schnelle 10.000 Mark zu machen, um den Kredithai zu beruhigen. Morgen um 12 Uhr wären beide aus dem Schneider gewesen. Mit einem Schlag ist Theo hellwach. Für ihn gibt es nur einen Gedanken: Den Dieben hinterher. Die Schweizer Medizinstudentin Ines Röggeli ist doppelt vom Pech verfolgt. Nach dem verpatzten Physikum endet ihre Heimreise dort, wo Theo ohne lange zu fragen ihren 500er Fiat schnappt und versucht, seinen entführten PS-Koloss auf der Autobahn zu stoppen. Ihre Proteste sind so vergeblich wie Theos halsbrecherische Aktionen: in Rauch gehüllt bleibt der Fiat auf der Strecke.

Für Ines’ Zorn bleibt keine Zeit, denn im gleichen Augenblick kommt Enno mit einer geliehenen Karre angerauscht, voller gackernder Zuchthühner, auf dem Weg zu einer Ausstellung. Bevor er die Hände über dem Kopf zusammenschlagen kann, jagen sie schon in Richtung Aachener Grenze. Dort will Theo den Volvo abfangen, bevor er den LKW-Schieberplatz Lüttich erreicht. Tatsächlich entdeckt Theo seinen Wagen, hechtet am Führerhaus hoch, kriegt einen Feuerlöscher an den Schädel und landet auf dem Asphalt.

In Lüttich presst Theo aus dem Schieber-König „Doppel-Dieter“ Maurice Moreau nur das Wort „Marseille“ heraus und fängt sich vom Kredithai ein blaues Auge, weil er seine Schnauze wieder ’mal nicht halten kann. Ab sofort sind die Verfolger auch Verfolgte. Ines und Enno wollen zurück, doch Theo denkt an Marseille und den LKW. Während beide schlafen, fährt er nach Frankreich und jagt mit der Karre todmüde durch eine Reklametafel – mitten ins Idyll, wie sie am nächsten Morgen feststellen.

Doch der malerische Wasserfall und die gegrillten Hühner bleiben ein kurzer Genuss, denn im gleichen Augenblick, als Theo die Reize von Ines entdeckt, bringt der Kredithai mit seinem roten Mustang ihre Schrottkiste wieder auf Touren. In zehn Minuten sind 10.000 Mark fällig! Eigentlich wollen sie Ines in der nahen Schweiz abliefern. Vor der elterlichen Villa bricht der Wagen endgültig zusammen und dann bringt Ines auch noch Theos Gefühlsleben durcheinander, was ihn freilich nicht aufhalten kann, mit seinen Zockertricks die anwesende Hautevolee zu verblüffen und die Kasse aufzubessern.

Währenddessen hört Enno etwas über eine LKW-Schieberbande in Mailand und Ines beschließt, ihren langweiligen Verlobten zu verlassen. Ines und Enno machen sich auf den Weg nach Italien, Theo folgt als blinder Passagier. Mit Hilfe von Ennos Bruder stöbert das Trio die Baffos auf, zwei Kerle wie Kleiderschränke, die wissen könnten, wo der Volvo ist. Aber genau in dem Moment, wo man sich einig ist, muss Theo wieder ’mal die Schnauze aufreißen. Der Kredithai verhindert das Schlimmste und die drei fahren weiter nach Genua, wo der LKW angeblich verschifft werden soll. Theo bleiben noch 48 Stunden…

„Theo gegen den Rest der Welt“ wurde am 25. September 1980 parallel zum Bundesstart im Herner „Lichtburg“-Kino erstaufgeführt, weil Drehbuchautor Matthias Seelig, 1949 in Marburg/Lahn geboren, in Herne aufwuchs und hier auch sein Abitur gemacht hatte und sich weiterhin mit der Revierstadt verbunden fühlte. Der Film begeisterte nicht nur das Ruhrgebietspublikum mit Spannung, Tempo, schönen Bildern und überraschenden Wendungen der Story. Ein komödiantisches „Road Movie“ mit einem überragenden Marius Müller-Westernhagen als Zocker, Träumer und Alltags-Anarchist, als nie aufgebende Kämpfernatur mit Kodderschnauze und arg gebrochenem Verhältnis zur Realität. Der Antiheld Theo stand schon 1975 im Mittelpunkt des Bringmann-Films „Aufforderung zum Tanz“: Ein schnoddriges Stehauf-Männchen im ungleichen Kampf mit der Umwelt wie mit sich selbst. Der Club der Filmjournalisten Berlin verlieh Marius Müller-Westernhagen 1981 für die Darstellung des Titelhelden den Ernst-Lubitsch-Preis und die Filmzeitschrift „Cinema“ in der Kategorie „Bester Darsteller“ den Jupiter-Award.

Der Action-Film einer Verfolgungsjagd quer durch Europa produziert freilich auch Klischees am laufenden Band – von dummen bundesdeutschen Touristen, verschlagenen Italienern, einem knochenbrechenden Versicherungsagenten, reizenden Girls für die schnelle Nummer im Wohnwagen bis hin zu vornehm-zurückhaltenden Schweizern, Ines’ Eltern. „Theo gegen den Rest der Welt“ erhielt eine „Goldene Leinwand“ als mit mehr als drei Millionen Kinobesuchern größter deutscher Filmerfolg der Jahre 1980/81. Zum 75. Geburtstag Marius Müller-Westernhagens kehrt er Anfang Dezember 2023 in einige Kinos zurück.

Pitt Herrmann

Credits

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Shoot

    • 30.07.1979 - 05.10.1979: Ruhrgebiet, Lüttich und Umgebung, Lothringen, St. Isidus (Schweiz), Mailand, Genua, Neapel
Duration:
2888 m, 105 min
Format:
35mm, 1:1,66
Video/Audio:
Eastmancolor, Ton
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 24.07.1980, 51696, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

TV-Erstsendung (DE): 18.01.1987, ARD

Titles

  • Originaltitel (DE) Theo gegen den Rest der Welt

Versions

Original

Duration:
2888 m, 105 min
Format:
35mm, 1:1,66
Video/Audio:
Eastmancolor, Ton
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 24.07.1980, 51696, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

TV-Erstsendung (DE): 18.01.1987, ARD