Spuk im Hochhaus - Teil 2: Abschied wider Willen

DDR 1982 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
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Nach dem Intro des Zweiteilers, ein im Stil des 18. Jahrhunderts uniformierter Reiter bahnt sich den Weg durch parkende Trabis und Wartburgs vor den Arbeiter-Schließfächern des sozialistischen Deutschland, fällt der Rückblick auf das bisherige Geschehen gebührend knapp aus: Weil das Wirtspaar Jette und August Deibelschmidt vor zweihundert Jahren auf der Durchreise befindliche Kaufleute um ihre Barschaft gebracht hat, ist es von Friedrich Wilhelm Licht, Polizeikommissarius seiner Majestät, mit einem Fluch belegt. Danach finden sie erst Ruhe im Grab, wenn sie sieben gute Taten vollbracht und anschließend jeweils den Erlösungsgong gehört haben.

Nach besagten zwei Jahrhunderten sind die beiden im Heizungskeller eines Plattenbau-Hochhauses (gedreht wurde in Berlin-Friedrichshain, alle Innenaufnahmen im Babelsberger Studio) aufgetaucht, um den Bann loszuwerden. Im ersten, „Feuer und Wasser“ betitelten Teil, der die Folgen eins bis vier des TV-Siebenteilers auf 92 Minuten komprimiert, erklang der Gong bereits viermal. Nun nehmen sich die auf den Geschmack gekommenen guten Geister die fünfköpfige Jugendgang um Jan Kegel (Wadim Gratschow), den Sohn des Hausmeisters, vor. Der neben Ronny (Henning Lehmbäcker), Eddy (Reiner Sternkopf) und Knobi (Frank Diersch) mit Schnecke (Brit Teutoburg-Weiß) auch ein Mädchen angehört.

Die Halbstarken veranstalten auf ihren Mopeds Rennen auf dem Parkplatz: Erst traut sich Elfi Vogel (Heide Kipp) gar nicht aus dem Haus, dann wird ihr Kleid von Wasserspritzern aus einer Pfütze verdreckt. Und wenn die Rowdys mit Kofferradio und Kippe auch noch das Treppenhaus besetzt halten, ist der Weg in den Wäschekeller versperrt. Was tun? Hausmeister Kegel kann sich auf die höchst divergierenden Vorschläge der Mieter keinen Reim machen: während „Kollege“ Zappe (Hilmar Baumann) für ein hartes Eingreifen plädiert und die Volkspolizei rufen will, wirbt „Kollege“ Kummer für Verständnis: Schließlich seien alle doch ‘mal jung gewesen. Weil Gewalt immer Gegengewalt provoziert, führt Jettes Rezept zur einvernehmlichen Lösung: Frauen sind doch die besten Friedensstifter.

Die sechste gute Tat hat mit Augusts unstillbarem Hunger zu tun. Der nimmt bereits im Flur Witterung nach seinem über alles geliebten Honigmandelkuchen auf. Den hat Oma Kroll gebacken, da sich zu ihrem Geburtstag nach längerer Zeit ‘mal wieder ihr Sohn mit Gattin und den beiden Kindern Jürgen (Andreas Franik) und Carola (Susanne Schulze) angesagt haben. Das Geburtstagskind hat vor geraumer Zeit ihr Einfamilienhaus dem Sohn für seine Familie zur Verfügung gestellt und ist selbst in die „Platte“ gezogen. Von Dankbarkeit keine Spur, selbst die Enkel offenbaren die offenbar erbliche Raffke-Mentalität. Kein Wunder, dass sich Jette und August einen Denkzettel ausdenken, der zugleich die ganze Hausgemeinschaft zusammenschweißt – und Oma Kroll sogar ein Telefon in der Wohnung beschert. Zuvor aber ist Egon Zappe schon wieder einer Verschwörung auf der Spur und fordert seinen Sohn Olaf (Mario Wilke) auf, Beweismaterial zu sichern.

Als der Archivar Licht, Ur-ur-ur-ur-Enkel des damaligen Kommissarius, den beiden Geistern verkündet, nun sei nur noch eine letzte gute Tat zu absolvieren, bekommen es Jette und August mit der Angst zu tun. Es geht ihnen derzeit richtig gut, auch wenn sie noch immer im düsteren Kellerverschlag hausen und August von all‘ den Köstlichkeiten, die Jette einst in ihrer Fuhrmannsschenke zubereitete an dem Ort, wo jetzt die Hochhaus-Siedlung steht, nur träumen kann. Da kommt es den beiden sehr gelegen, dass im einzigen gastronomischen Betrieb des Neubauviertels, der Räuberschenke, gerade Personalmangel herrscht: „Wegen Mittagspause von 12 bis 15 Uhr geschlossen.“ Binnen kurzer Zeit bringen sie die Gastwirtschaft dermaßen auf Vordermann, dass das Wirtspaar Bock (Angela Brunner und Arnim Mühlstädt) eine Urkunde der Handelsorganisation (HO) als „ausgezeichnetes Gaststättenkollektiv“ in Empfang nehmen kann. Sollen die Deibelschmidts nun, wo es am schönsten ist, wieder gehen? Der siebte Erlösungsgong muss mit allen Mitteln verhindert werden…

Claus Ulrich Wiesner und Günter Meyer haben in „Abschied wider Willen“ die Folgen fünf bis sieben des von der Defa (PL Oscar Ludmann) für das Fernsehen der DDR produzierten und vom 25. Dezember 1992 bis zum 5. Februar 1983 ausgestrahlten Siebenteilers „Spuk im Hochhaus“ für den Kino-Zweiteiler auf 78 Minuten eingedampft. Alle durchaus nicht nur zwischen den Zeilen heraushörbare Kritik an der DDR-Mangelwirtschaft, an der grassierenden Bürokratie („Sie werden plaziert“) wie an mangelndem Gemeinschaftssinn in einer zum Kollektiv geformten normierten Gesellschaft unter dem Banner der Solidarität ist erhalten geblieben.

„Spuk im Hochhaus“, als Bühnenfassung von Anne Diedering im Dezember 2013 im Atelierhaus Prenzlauer Berg in Berlin auf die Bretter gestellt, fand in der neunteiligen TV-Serie „Spuk von draußen“ einen Nachfolger, ausgestrahlt zwischen Dezember 1987 und Januar 1988. Regisseur Günter Meyer (in: „Die Geister, die ich rief. Von dem Vergnügen, Filme zu drehen“, Defa-Stiftung 2011): „Ich bin kein Filmemacher, der ein theoretisches Programm abgearbeitet hat. Jeder Film, ob Spiel- oder Dokumentarfilm, war für mich eine Reise in ein neues Land, war ein Abenteuer.“

Pitt Herrmann

Credits

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Screenplay

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Cast

All Credits

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Director of photography

Prop master

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Cast

Format:
35mm
Video/Audio:
Orwocolor, Stereo

Titles

  • Originaltitel (DD) Spuk im Hochhaus - Teil 2: Abschied wider Willen
  • Reihentitel (DD) Spuk im Hochhaus
  • Abschnittstitel (DD) 5. Kuß oder Keile
  • Abschnittstitel (DD) 6. Omas Wunderkuchen
  • Abschnittstitel (DD) 7. Abschied wider Willen

Versions

Original

Format:
35mm
Video/Audio:
Orwocolor, Stereo

Archivfassung

Duration:
80 min
Format:
35mm, 1:1,66
Video/Audio:
Orwocolor, Stereo