Spuk im Hochhaus - Teil 1: Feuer und Wasser

DDR 1982 TV-Spielfilm

Comments

You have seen this movie? We are looking forward to your comment!

Heinz17herne
Heinz17herne
„Wo die Tannen düster rauschen…“: Beim Wirtsleute-Ehepaar Jette und August Deibelschmidt hat Erstere die Hosen an, wenn es darum geht, Gäste „mit blanken Talern“ erst betrunken zu machen und dann auszurauben. Ein Kaufmann nach dem anderen (Hartmut Beer, Horst Papke und Paul Arenkens) findet sich so aller Mittel beraubt unter Reisigzweigen mitten im tiefen Wald wieder. Bei Friedrich Wilhelm Licht gerät das Paar jedoch an den Falschen: der „Polizei-Commissär seiner Majestät“ vertauscht den Weinbecher mit dem Schlaftrunk, sodass der Wirt in Morpheus Arme fällt und Jette zur Bratpfanne greift.

Vergeblich: Licht stößt einen Fluch aus, der sogleich wirkt. Während sich das zur Flucht außer Landes bereite Gaunerpaar um Gold und Preziosen zankt, fängt das Stroh auf dem Dachboden Feuer – und bald steht das ganze Wirtshaus in Flammen. Erlösung ist erst nach 200 Jahren möglich durch sieben gemeinsam begangene gute Taten. Als die Zeit um ist, kehren Jette und August zu ihrer Fuhrmannsschenke zurück. Doch wo einst ein hölzernes Blockhaus stand, ragt jetzt ein vielstöckiger Plattenbau (gedreht wurde in Berlin-Friedrichshain) in den Himmel.

Hausmeister Kegel ist der Erste, der zur Geisterstunde im Keller bei der Reparatur der Heizung den unheimlichen Neuzugang bemerkt. „Ich glaub‘ doch nicht an Gespenster“ macht er sich selber Mut und schweigt gegenüber seiner Gattin Margit (Ulrike Flegel). „Welch‘ niedliche Naht aus Eisen“: Es braucht seine Zeit, bis Jette erkennt, wie ein Reißverschluss funktioniert, wie frau einen Lippenstift benutzt und was es mit dem „kleinen Wasserfall“ im Badezimmer auf sich hat. Sie kann wie August durch Wände gehen und sich unsichtbar machen. Nur beim Archivar Licht klappt das nicht: Der Ur-ur-ur-ur-Enkel des Kommissars kennt die alte Geschichte und weiß um den Erlösungsplan.

Die erste gute Tat gilt nicht nur einem vielbeschäftigten Klempner, der für Gattin und Kinder (Sarah Sarkowski und Dirk Müller) nie Zeit hat, sondern der ganzen Hausgemeinschaft: ein Rohrbruch sorgt zwar für Überschwemmungs-Chaos nicht nur in der Rübesam-Wohnung, bringt andererseits aber Mieter zusammen, die sich bei Bier und Würstchen endlich richtig kennenlernen. „Vorwärts zu weiteren Etagenfesten“ hängt als Banner über dem Flur, als die Wasserschäden solidarisch beseitigt werden konnten.

Auch bei der zweiten guten Tat helfen die beiden Geister nicht nur der alleinerziehenden berufstätigen Frau Klingsporn, ihre beiden Söhne Ralf (Alexander Richter) und Frank (Mike Schubert) zu bändigen, sondern auch lärmgeplagten Mietern wie Herrn Neuhausen, Eisenbahner im Schichtdienst, oder Herrn Krögel (Dieter Kunst), der als Architekt auch daheim am Zeichenbrett sitzt, und seiner Freundin (Birgit Raatz), einer Kinderärztin, wenn die Rangen ‘mal wieder Fallschirmspringen im Wohnzimmer spielen.

Als der Sängerin Elfi Vogel (Heide Kipp) ein Klavier in die Wohnung gestellt wird, denkt sich ihre Nachbarin Traudl Mogel (Rosemarie Bärhold) Gemeinheiten aus, um sich und ihr Schoßhündchen gegen die musikalischen Übungen zu wehren. Der Kleinkrieg artet bis hin zu gefährlichen Rutschpartien auf dem Hausflur aus, was die Hausgemeinschaftsleitung auf den Plan ruft. Nachdem Jette und August gelernt haben, was die Abkürzung „HGL“ und das gerade häufig gebrauchte Wort „Kollektiv“ bedeuten, sperren sie die beiden Zicken kurzerhand im blockierten Fahrstuhl ein. Bei West-Bonbons kommen sich diese näher, während mit dem Ehepaar Poppe (Lutz Erdmann und Hanna Donner) samt Tochter Beate (Grit Meyer) Besuch aus der Provinz ungeduldig auf der Matte steht.

Jede vollbrachte gute Tat wird mit einem Erlösungsgong und dem aufmunternden Handschlag des Archivars Licht belohnt. Was bei Nummer vier einige Zeit braucht: die kleine Ulrike Fuchs (Anja Richter) ist mit ihren Eltern (Berndt Renné und Ingeborg Westphal) aus dem Erzgebirge in die Hauptstadt gezogen. Während Papa Ulrich im Ministerium nicht weiter auffällt, wenn er „Bemme“ statt „Stulle“ sagt, wird seine Tochter in Schule und Hochhaus gemobbt. Dagegen wissen die Deibelschmidts ein probates Mittel: „Nur nicht bange machen lassen.“ Leichter gesagt als getan…

Mit „Spuk unterm Riesenrad“ beginnt Ende der 1970er Jahre die Erfolgsgeschichte des Duos Claus Ulrich Wiesner und Günter Meyer: die siebenteilige Defa-Serie für Kinder im Auftrag des Fernsehens der DDR, nach einigen Zensur-Problemen im Januar und Februar 1979 erstausgestrahlt, wurde anschließend zum zweiteiligen Kinofilm verdichtet. Was auch für die ebenfalls siebenteilige Serie „Spuk im Hochhaus“ gilt, vom 25. Dezember 1982 bis 5. Februar 1993 im Fernsehen der DDR und zeitgleich auch in der Bundesrepublik bei RTL gezeigt. Oscar Ludmann produzierte die 210-minütige Serie und den mit „Feuer und Wasser“ betitelten 92-minütigen ersten, die Episoden 1 bis 4 bündelnden Teil, der als immer wieder (selbst-) ironisches, sehr realistisch grundiertes Märchen daherkommt.

Regisseur Günter Meyer (in: „Die Geister, die ich rief. Von dem Vergnügen, Filme zu drehen“, Defa-Stiftung 2011): „So konzipierten wir ‚Spuk im Hochhaus‘ quasi als einen ‚Mikrokosmos DDR‘. Die Mieter bildeten eine Art Querschnitt durch die Gesellschaft, wobei jeder eine kleine Geschichte bekommen sollte: Der schwarzarbeitende Klempner, die überforderte alleinerziehende Mutter, die verfeindeten Nachbarinnen, die jugendlichen Rowdys, die zugezogenen Sachsen, die alte Frau, deren Familie sie allein lässt – die großen und kleinen Probleme des Alltags...“

Pitt Herrmann

Credits

Director

Screenplay

Director of photography

Cast

All Credits

Director

Screenplay

Script editor

Director of photography

Prop master

Make-up artist

Cast

Format:
35mm, 1:1,66
Video/Audio:
Orwocolor, Stereo

Titles

  • Originaltitel (DD) Spuk im Hochhaus - Teil 1: Feuer und Wasser
  • Reihentitel (DD) Spuk im Hochhaus
  • Abschnittstitel (DD) 1. Feuer und Wasser
  • Abschnittstitel (DD) 2. Das zornige Sofa
  • Abschnittstitel (DD) 3. Wie Hund und Katz'
  • Abschnittstitel (DD) 4. Bemme und die sieben Geißlein

Versions

Original

Format:
35mm, 1:1,66
Video/Audio:
Orwocolor, Stereo

Archivfassung

Duration:
90 min
Format:
35mm, 1:1,66
Video/Audio:
Orwocolor, Stereo