Summary
Der 5-teilige Film dreht sich um das Leben der Großstadtjugend im München der 80er Jahre. Er wurde von fünf jungen Regisseuren gefilmt, die gerade ihre Abschlüsse an der Münchener Filmhochschule absolviert hatten. Der Film reflektiert die No-Future-Attitüde der damaligen Zeit.
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Es sind wahre Horror-Szenarien entstanden über das angebliche Lebensgefühl der damals „No-Future-Generation“ genannten Heranwachsenden, die heute, einige Jahrzehnte später, nur noch unfreiwillig komisch wirken. „Neonstadt“, obwohl als „Besonders wertvoll“ eingestuft, durfte seinerzeit erst ab achtzehn Jahren im Kino angesehen werden – also nicht vom Großteil des erklärten Zielpublikums. Was heute nicht weniger belustigt zur Kenntnis genommen wird.
Wolfgang Büld, zuvor bereits durch die Musik-Dokumentationen „Punk in London“ und „Reggae in Babylon“ sowie seinen Spielfilm „Brennende Langeweile“ bekannt, macht in seinem Horror-Streifen „Disco Satanica“ aus einem täppischen Bauernjungen einen Amokläufer, der sich blutig rächt an seinem Nebenbuhler und anderen erreichbaren Opfern zur Musik u.a. von D.A.F., „Fehlfarben“ und „The Stripes“: Der im Trachtenjanker gewandete Jung-Bayer fliegt nicht nur aus einer Schwabinger Disco heraus, sondern muss auch noch mit ansehen, wie seine Begleiterin Vergnügen findet an feschen Münchner Großstadtpflanzen – beim Auto-Sex in einem Waldstück.
Gisela Weilemanns Punker-Streifen „Verliebt, verlobt, BRDigt“ verspricht durch seinen Titel politische Substanz wenn nicht gar Brisanz, doch wird davon nichts eingelöst: Anstatt Hintergründe aufzuhellen, zu versuchen, die Motive der Punker zu ergründen, bleibt alles vordergründig-plakativ bis zum happy end. Immerhin sorgt die Besetzung für Interesse: An der Seite u.a. von Michaela May und Andreas Thiel ist Christiane Felscherinow, die spätere Christiane F., in ihrer ersten Rolle zu sehen.
Dominik Grafs Mini-Krimi „Running Blue“ ist der professionellste der fünf Kurzfilme, prominent besetzt mit Charles Brauer, Wolfgang Fink, Michaela May und Lisa Kreuzer: Ein kleines Rädchen in einem Waffenschieberring versucht ein Geschäft auf eigene Rechnung und kommt dabei um. Eine Talentprobe, die sich an Vorbildern des Genres wie dem französischen Regisseur Jean-Pierre Melville orientiert, ohne diese(n) billig zu kopieren.
Nach dem Drehbuch seines Protagonisten Stefan Wood zeigt Johann Schmid in „Panter Neuss“ einen Jungen, der mit der gestörten Beziehung zu seiner Mutter fertig werden muss. Schmidt macht sich ganz die Perspektive des Titelhelden zu eigen, sodass der Zuschauer alltägliche Begebenheiten und Begegnungen mit völlig neuen Augen sieht – für mich der beste, weil formal wie inhaltlich der interessanteste „Neonstadt“-Beitrag, zudem mit Barbara Freier und Axel Milberg toll besetzt.
Wie auch „Star“ von Helmer von Lützelburg u.a. mit Billie Zöckler und Traute Hoess: Andrea, eine vollschlanke Telefonistin, träumt nach Feierabend vom großen Glück, bestellt sich per Katalog exklusive Wäsche und teures Make-Up, verkleidet sich zur Mondänen und sucht einschlägige Cafés auf. Als sich dann tatsächlich ein junger Mann für sie interessiert, ihr Briefbote, hat sie Angst vor der eigenen Courage. Lützelburg gelingt es, innerhalb von zwanzig Minuten einen ganzen Roman zu erzählen, und das auch noch mitreißend-spannend.
Pitt Herrmann