Lisbon Story

Deutschland Portugal 1994 Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Der Regisseur Friedrich „Fritzer“ Monroe scheitert bei seinem Versuch, einen dokumentarischen Film über Lissabon zu machen, den er als stummen Schwarzweiß-Streifen in alter Kurbelkamera-Technik drehen will. Und das mit exakt dem gleichen Modell, das Buster Keaton siebzig Jahre zuvor in „The Cameraman“ benutzt hat. So ruft Fritzer seinen Freund zu Hilfe, den Toningenieur Philipp Winter.

Doch der ist selbst noch unterwegs und findet die Karte aus Portugal mit dem S.O.S.-Ruf erst nach der Rückkehr in seine mit Zeitungen, Rechnungen und Werbung zugemüllten Frankfurter Wohnung vor. So kommt Winter zu spät nach Lissabon – und findet dort die vier Wände seines Freundes verlassen vor. Nicht ganz: Filmrollen mit fragmentarischem Material am Schneidetisch zeugen von den Versuchen Monroes.

Zudem stößt Winter auf die einheimische Gruppe Madredeus, welche gerade die Musik zum Film aufnimmt. Monroe bleibt spurlos verschwunden und Winter, fasziniert von der Stadt und ihren Tönen, zweifellos aber auch von Teresa, der Leadsängerin der Gruppe, entschließt sich, vor Ort auf seinen Freund zu warten. Während Winter, Wim Wenders Alter ego Nummer eins, auf eigene Faust die Töne der Stadt und damit die Geräusche für den Film sucht, beschreitet Monroe, Wim Wenders Alter ego Nummer zwei, im BMW-Oldtimer und mit einer Videokamera auf dem Rücken ganz andere Wege...

„Lisbon Story“, das muss man heute wieder in Erinnerung rufen, ist ein filmischer Essay, eine Auftragsarbeit der Stadtväter nach Lissabons Ernennung zur Kulturhauptstadt Europas 1994. Wim Wenders fuhr ohne Skript an den Tejo, aber mit einigen persönlichen Erfahrungen: Zwei seiner früheren Filme, „Der Stand der Dinge“ und „Bis ans Ende der Welt“, wurden in der portugiesischen Hauptstadt gedreht.

„Lisbon Story“ entwickelt sich von einem zunächst reichlich verunglückten Road Movie der Autofahrt Winters (mit Gipsbein!) in einem alten Citroen von Frankfurt über Paris und Bordeaux nach Lissabon übergangslos zu einer bestechend schönen Liebeserklärung an die (Alt-) Stadt mit ihren verschwiegenen Winkeln, malerischen Gassen und ihrem alles beherrschenden Strom (Kamera: Lisa Rinzler, Poesie: Fernando Pessoa) – und mündet in eine sehr poetische Romanze zwischen Winter und der Sängerin.

„Lisbon Story“ ist gleichzeitig ein sehr persönliches, einerseits ungewöhnlich humorvolles und nostalgisches, andererseits aber auch melancholisches und dabei leider auch larmoyantes Bekenntnis zum Autorenfilm mit zahlreichen Bezügen zur Filmgeschichte, von Buster Keaton über Federico Fellini, dem der Film gewidmet ist, bis hin zu Manuel de Oliveira, dem großen alten Mann des hierzulande nahezu unbekannten portugiesischen Kinos. Der 87-Jährige vollführt spontan eine scheinbar so leicht – und leichtfüßig – hingeworfene Chaplin-Nummer, das einem der Atem stockt.

Ob man dieses Fest für Cineasten gleich zum „Rückblick auf 100 Jahre Kino“ hochstilisieren muss, wie es die enthusiasmierte internationale Kritik nach der umjubelten Premiere auf dem Festival in Cannes im Wonnemonat des Jahres 1995 tat, sei dahingestellt. So jubelte „La Voce“: „Ein Meisterwerk, einer der wichtigsten Filme der letzten zehn Jahre, sicherlich einer der schönsten, die jemals über das Kino gedreht wurden“. Und der „Corriere de la Sera“: „Ein Zauber von Leichtigkeit, von Freiheit und Mozartscher Anmut geht von diesem ‚kleinen Werk’ aus. Eine Hymne auf die 100 Jahre Kino, auf seine einfachsten und profundesten Wahrheiten.“

„Lisbon Story“ gewährt auf ganz unspektakuläre Weise einen Blick hinter die Kulissen des Films, für den deutschen Regisseur ja kein neues Thema. Größtes Verdienst des Films ist es jedoch, das deutsche Publikum mit Teresa Salgueiro und ihrer Gruppe „Madredeus“ bekannt gemacht zu haben. Ihre Musik hat Wim Wenders zu einer Art Leitfaden durch die Stadt erkoren: „Ich habe noch nie einen Film gemacht, der von Anfang an so stark von seiner Musik inspiriert war. Von Madredeus geht ein warmes Gefühl aus, ein sehr mächtiges Gefühl, trotz oder gerade wegen seiner Menschlichkeit und Aufrichtigkeit.“

Die Uraufführung am 16. Dezember 1994 in Lissabon war ein Ereignis, der Kinostart hierzulande am 18. Mai 1995 weniger: Für das breite Kinopublikum passiert binnen 103 Minuten einfach zu wenig. Für die Erstausstrahlung sorgte am 27. Februar 1998 der Westdeutsche Rundfunk.

Pitt Herrmann

Credits

All Credits

Director

Assistant director

Intern

Script supervisor

Director of photography

Assistant camera

Assistant editor

Sound assistant

Audio mixing

Music performer

Cast

Commissioned by

Unit production manager

Location manager

Production assistant

Production coordinator

Production office

Shoot

    • 1994: Lissabon und Umgebung, Portugal, Frankfurt am Main und Umgebung, Paris, Frankreich
Duration:
2825 m, 103 min
Format:
35mm + Video, 1:1,66
Video/Audio:
Farbe + s/w, Dolby Stereo SR
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 02.06.1995, 73290, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (PT): 16.12.1994, Lissabon;
Kinostart (DE): 18.05.1995 [2. Fassung/Verleihfassung]

Titles

  • Originaltitel (DE PT) Lisbon Story

Versions

Original

Duration:
2825 m, 103 min
Format:
35mm + Video, 1:1,66
Video/Audio:
Farbe + s/w, Dolby Stereo SR
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 02.06.1995, 73290, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (PT): 16.12.1994, Lissabon;
Kinostart (DE): 18.05.1995 [2. Fassung/Verleihfassung]

Restaurierte und digitalisierte Fassung

Duration:
103 min
Format:
DCP
Video/Audio:
Farbe + s/w, Dolby
Screening:

Voraufführung (DE): 27.10.2019, Frankfurt, Kino des DFF - Deutsches Filminstitut & Filmmuseum;
Uraufführung (PT): 24.11.2019, Lissabon, Lisbon & Estoril Film Festival