Hauptmann Florian von der Mühle

DDR 1967/1968 Spielfilm

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Heinz17herne
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Kaiser Napoleon, so heißt es im animierten und ironisch kommentierten Prolog, will die Welt regieren. Was nicht so wie erwartet geklappt hat, im Gegenteil. Beim Rückzug hat seine geschlagene Armee im Preußischen noch ordentlich einen auf den Deckel gekriegt. Nicht zuletzt durch patriotische Freicorps. „Ich war auch dabei“ gibt "Manni" Krug zum Besten, bevor die Zahl 1815 eingeblendet wird und es richtig losgeht. In der habsburgischen Hauptstadt beim „Wiener Kongress“ - und bei Preußens irgendwo in der tiefsten Provinz auf einem Acker. Wo die Bauern ihrem verehrten Freischarhauptmann Florian, dem sie aus Resten ihrer Uniformen einen neuen Rock geschneidert haben, dabei helfen, die im Krieg zerstörte Mühle wieder aufzubauen. Auch zu ihrem Wohl, schließlich will das geerntete Korn auch gemahlen werden. Gebt dem Kaiser, was des Kaisers gebührt lautet ein weit verbreitetes Sprichwort. Das aus dem Mund des Gendarms, der hier als Steuerpfänder in Erscheinung tritt, wie eine Unverschämtheit klingt. Denn just die acht Monate Pacht- und Steuer-Rückstand des Müllers erklärt der Krieg, in dem er für Kaiser und Vaterland gegen Napoleon gekämpft hat. Von Befreiung kann aber offenbar keine Rede sein, denn statt eines Dankes schickt ihm der Kaiser jetzt den Zahlungsbefehl unters ramponierte Mühlendach.

Undank ist des Kaisers Lohn, was sich Florian nicht gefallen lassen will. Er jagt die Pfänder zum Teufel und macht sich auf nach Wien, wo die die adligen Herrscher nach dem Sieg über Napoleon die Pfründe neu verteilen. Am Rande des mehr tanzenden als tagenden Kongresses will Florian sein Recht einklagen. Wie die junge Witwe Josephine, Duchessa von Guastalla, der Kaiser Franz II. ihr Erbe streitig macht zugunsten seiner eigenen Tochter. Wie es der Zufall will, rettet Florian, als blinder Passagier auf ihre Kutsche gesprungen, Josephine, die incognito mit der Freifrau von Colloredo als deren Zofe reist, bei einem Überfall. Der offenbar politisch motiviert ist: der Wiener Polizeidirektor (Rolf Hoppe als Metternichs Geheimdienstchef) fahndet nach einem geheimen Brief des internierten Napoleon, den Josephine bei sich trägt – und die Freifrau nun sicherheitshalber heimlich in Florians Uniformjacke einnäht.

Bei einem Zwischenstopp im Colloredo-Schloss stellt sich heraus, dass Nepomuk, Verwalter der Freifrau, als Agent „Ypsilon“ ebenfalls im Dienste Metternichs steht. Aber auch die betreibt ein doppeltes Spiel, will nicht nur besagten Brief des Franzosen an sich bringen, sondern auch Josephines Heiratsurkunde, mit dem die Duchessa ihre Erbansprüche zu untermauern gedenkt. Ein Intrigantenstadel, in dem Florian schon 'mal den Überblick verlieren kann, was dem Zuschauer nicht viel anders geht. Ersterer wird als vermeintlich vergifteter Vorkoster seiner Majestät in Wien vom besoffenen Medicus (Herbert Köfer) für tot erklärt und zur späteren Sektion in dessen Behandlungsräume verfrachtet. Mit Hilfe einer frommen Frau (Carmen-Maja Antoni), die eine sofortige „Leichenöffnung“ verhindern kann, überlebt Florian glücklicherweise seine wilden Träume von wogenden Kornfeldern, vom Wind befeuerten rotierenden Mühlrädern, einem bunten Erntedankfest und einer, nein: seiner Braut ganz in Weiß – Josephine. Von einem heftigen Windstoß geweckt platzt Florian mitten hinein in einen opulenten Hofball – samt skurrilem Kronleuchter-Ballett.

Der Fürstkanzler hat allerdings kein Ohr für seine Regressforderung und lässt Florian in die „Schatzkammer“ führen, die sich als Gefängnis entpuppt. Aus dem ihm sein alter Kamerad und Freund Amadeus heraushilft, der ihn kurzerhand zum Trommler der berittenen Palastwache befördert, die gerade die Herzogin von Guastalla eskortiert. So sieht Florian „seine“ Josephine wieder und lernt bei dieser Gelegenheit auch ihre beste Freundin, die Tänzerin Fanny Schauendorf kennen. Auch sie verfolgt am Rande des Wiener Kongresses höchst eigene Interessen, stellt den beiden von Metternichs Agenten Verfolgten aber ihren Gartenpavillon als sicheres Quartier zur Verfügung...

Leichte Kost ist Mitte der 1960er Jahre angesagt in den Babelsberger Studios. So brachte Ralf Kirsten 1964 die Komödie „Mir nach, Canaillen“ nach dem Roman „Eine Sommerabenddreistigkeit“ von Joachim Kupsch mit Manfred Krug heraus, die Mitte des 18. Jahrhunderts in Preußen, Hannover und Sachsen spielt. Nach diesem Vorbild, aber vergleichsweise sehr viel umständlicher, inszenierte Werner W. Wallroth allzu frei nach historischen Tatsachen „Hauptmann Florian von der Mühle“, eine Adaption der Erzählung „Die Winternachtsabenteuer“ von Joachim Kupsch. Die als erster Defa-Film auf Orwo Color im 70-mm-Format in die Babelsberger Historie eingehen sollte, gedreht mit großer Ausstattung und einem Riesenaufgebot von Defa-Stars. Darunter auch Herbert Köfer, der am 17. Februar 2021 seinen 100. Geburtstag feiern konnte als ältester noch berufstätiger Schauspieler der Welt. Allerdings ist diese krude Mantel- und Degenkomödie von schlichtester Machart, bis hin zur Tortenschlacht ist kein Klamauk ausgespart. Die Kameraleute haben immer wieder die beiden Haudrauf-Protagonisten Manfred Krug und Rolf Herricht ins beste Licht gerückt – als Bud Spencer und Terence Hill im Babelsberger Spaghetti-Western in historischem Gewand. Zum guten Schluss hat der Müller Florian der ganzen tumben blaublütigen Mischpoke eine lange Nase gedreht und fährt zu viert, noch dabei Doris Abeßer als Nanderl, mit Säcken voller Geld retour in die Heimat, wo im Handumdrehen die Mühle repariert und das erträumte Erntedankfest-Spektakel Wirklichkeit wird.

Pitt Herrmann

Credits

All Credits

Assistant director

Script editor

Director of photography

Optical effects

Optical effects camera

Production design

Costume design

Editing

Choreographer

Music performer

Cast

Unit production manager

Location manager

Original distributor

Duration:
3812 m, 140 min
Format:
70mm, 1:2,21 (DEFA-70)
Video/Audio:
Orwocolor, 6-Kanal Magnetton
Screening:

Uraufführung (DD): 21.11.1968, Berlin, Kosmos

Titles

  • Originaltitel (DD) Hauptmann Florian von der Mühle

Versions

Original

Duration:
3812 m, 140 min
Format:
70mm, 1:2,21 (DEFA-70)
Video/Audio:
Orwocolor, 6-Kanal Magnetton
Screening:

Uraufführung (DD): 21.11.1968, Berlin, Kosmos