Summary
Great Freedom
"Great Freedom" tells the life story of Hans Hoffmann in several interwoven time periods. Hans is twenty when he is imprisoned for the first time because of his homosexuality. Protective custody. Auschwitz concentration camp. At the end of the war, all prisoners are released from the concentration camps. All of them? No, Hans is transferred directly to prison. Paragraph 175, in force since 1872 and tightened in 1935, continues to apply. But Hans persists in searching for freedom and love, even when they are found at the most unusual place.
Source: German Films Service & Marketing GmbH
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Hans erinnert sich an kurze, glückliche Zeiten in Freiheit mit Oskar Mitte der 1950er Jahre, wie private Super-8-Aufnahmen belegen. Wobei „Freiheit“ lediglich bedeutet, dass beide sich nur unter stetem Zwang, ihre Liebe verstecken zu müssen, treffen können. Weshalb Hans überlegt, in die DDR zu gehen, wo der Paragraph 175 längst abgeschafft worden ist. Doch dieser holt beide wieder ein, bevor er seinen Entschluss in die Tat umsetzen kann. Zurück im Gefängnis verliebt er sich in einen jungen Mitgefangenen, Leo Giese, einen feinsinnigen Lehrer für Deutsch und Musik, der wunderbar Geige spielt. Beide können sich, häufig von Viktor u.a. mit einem Bibel-Kassiber eingefädelt, heimlich treffen. Doch Leo ist der Härte des Gefängnisalltags nicht gewachsen, weshalb ihm Hans mit einer Falschaussage vor Gericht zur Freilassung verhilft. Die für ihn eine Heraufsetzung des eigenen Strafmaßes bedeutet.
Ende der 1960er Jahre sind Hans und Viktor inzwischen Freunde geworden, Vertraute gar, die zusammen eine Zelle bewohnen. Hatte Viktor zu Anfang die Hans in den Arm tätowierte KZ-Häftlingsnummer mit einem Tattoo überdeckt, revanchiert sich Letzterer nun, indem er Viktor mit kaltem Entzug von seiner Drogensucht befreit, Voraussetzung für eine Entlassung aus dem Gefängnis. Während im Knast-TV die Mondlandung Neil Armstrongs übertragen wird, titelt das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ mit der Aufhebung des § 175. Hans wird entlassen, nun lockt die „Große Freiheit“ – in Form der Leuchtreklame für eine Jazz- und Schwulenkneipe…
Sebastian Meise und Thomas Reider erzählen auf den ersten Blick ein Gefängnisdrama in geradezu klaustrophobischen Ganz-Nah-Einstellungen der Kamerafrau Crystel Fournier, entstanden in einem für allumfassende Überwachung stehenden ehemaligen DDR-Gefängnis. Und eine aus heutiger Sicht schier unfassbare politische Geschichte, fiel der „Schwulenparagraph“ der Nazis skandalöserweise doch erst 1969 in der Bundesrepublik. „Große Freiheit“ ist aber, bisweilen verwirrend achronologisch erzählt über zwei Jahrzehnte zwischen 1945 und 1969, ebenso ein Liebesfilm. Mit harter Körperlichkeit und gleichzeitig schier unstillbarer Sehnsucht nach Zärtlichkeit.
Der für den Europäischen Filmpreis nominierte Franz Rogowski brilliert als Hans Hoffmann, der als Homosexueller in den 1940er Jahren vom NS-Regime wie von der noch jungen BRD unterdrückt und geradezu fertig gemacht wird, der im folgenden Jahrzehnt dagegen rebelliert, sich schließlich aber zu seiner gesellschaftlichen Außenseiterstellung bekennt und bereit ist, dafür die Konsequenzen zu tragen, seien diese auch noch so unmenschlich. Gleichgewichtiger Gegenpart ist Georg Friedrich als Viktor, was sich glücklicherweise auch bei den bisherigen Festivalpreisen widerspiegelt.
Pitt Herrmann