Summary
Upsidedown
Ten-year-old Sascha gives his mother a very hard time. He lives with her and two older siblings in an estate on the outskirts of town. The endless complaints about Sascha’s behaviour mean that things are often tense at home. Sascha is in the habit of stealing. He also lies, is short-tempered and simply refuses to abide by any agreements. This is not to say the boy doesn’t have his good points: he’s a whizz at repairing bicycles. Moreover, he and his friend Elli love cruising the district in search of different sounds they can mix into musical-acoustic pieces.
When he looks set to fail school altogether his mother seeks help. A social worker decides Sascha needs medical assistance and doctors prescribe him pills for ADHD. The medication works wonders: things are soon fine again at school and the police no longer darken their door. Sascha is suddenly a model of calm obedience – so much so that even his long-suffering Mum becomes somewhat suspicious.
Something is missing. Elli manages to put her finger on what it is: she’s noticed that her friend is no longer able to laugh.
Source: 63. Internationale Filmfestspiele Berlin (Catalogue)
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Da kann sie keinen Ärger an der Supermarkt-Kasse gebrauchen: Die Kassiererin hat gesehen, wie Sascha heimlich ein Einweg-Feuerzeug eingesteckt hat, das er später bei seiner Schwester gegen zwei Zigaretten eintauschen wird. „Ich lass‘ mich doch nicht ausbeuten“: Bruder „Dani“ hat die Tischler-Lehre hingeschmissen und hängt mit zwielichtigen Freunden ab, wahrlich kein Vorbild für Sascha, der aufgrund schlechter Leistungen auf eine Förderschule gehen soll. Viel lieber ist er mit seiner gleichaltrigen Freundin Elli unterwegs, die so gut wie zur Familie Mertens gehört.
Wie sich auch Sascha umgekehrt häufig bei Elli aufhält, die im Arbeiterschließfach gegenüber wohnt (gedreht wurde in der Plattenbausiedlung Jena-Neulobeda) und deren Vater als Fernfahrer nur selten daheim ist. Sascha hat große Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, kann zwar gut rechnen, aber nicht nur kaum lesen, wie seine neue empathische Lehrerin Kunze gleich in der ersten Unterrichtsstunde feststellen muss, sondern fällt auch beim Schreibtest durch. Er fühlt sich nur wohl, wenn er zusammen mit Elli Geräusche mit dem Tonband aufnimmt, die sie später am Computer bearbeitet. Was auch gefährlich sein kann, etwa im abgesperrten Baustellenbereich des Jagdebergtunnels an der A 14.
Nachdem der rasch wütend werdende Sascha einen Mitschüler geschlagen hat und mehrfach bei kleineren Diebstählen erwischt worden ist, stellt ihm Frau Jentsch (Jutta Heurich) vom Jugendamt mit dem engagierten Frank Berger einen Erziehungsbeistand an die Seite. Beide lernen sich gegenseitig besser verstehen, als Sascha ihm seine selbst bestückte kleine Fahrradwerkstatt auf dem Dachgeschoss des Hochhauses zeigt. Frank Berger erkennt, dass das auffällige Verhalten seines Schützlings verbunden mit seiner Lese- und Rechtschreib-Schwäche medizinische Ursachen haben könnte.
Die konsultierte Kinderärztin Dr. Lange (Hannelore Koch) diagnostiziert eine kurz als ADHS bezeichnete Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung und verschreibt Sascha einschlägige Medikamente. Zusammen mit Ergotherapie und Nachhilfe verbessern sich Saschas schulische Leistungen innerhalb kurzer Zeit so beträchtlich, dass er in die sechste Klasse versetzt wird. Auch sein Sozialverhalten in der Schule ist nun ein anderes. Was selbst seiner naturgemäß erfreuten Mutter merkwürdig vorkommt: „Ganz geheuer ist mir das nicht.“
Und Elli schon gar nicht, die im Beipackzettel der Medikamente ihres Freundes von Nebenwirkungen wie Appetitlosigkeit, Übelkeit und Schlafstörungen liest. Und sich nun nicht mehr darüber wundert, dass Sascha einschläft, als sie am Computer zu den gesammelten Geräuschen mit Musik eine regelrechte Komposition erschafft. „Weißt du eigentlich, dass du nicht mehr lachen kannst?“ fragt sie Sascha, der ein letztes Mal mit Frank Berger zum Paddeln fährt: Sein Auftrag scheint erfüllt, er wird nun einen neuen Jungen betreuen. Was für Sascha nur schwer zu verkraften ist, der sofort eifersüchtig reagiert, als er ihn mit seinem neuen Schützling in der Eisdiele beobachtet. Er setzt die Pillen bewusst ab, um sich wieder ganz Elli und ihrer Geräuschsammlung zuzuwenden…
„Kopfüber“ ist, mit Unterstützung der HFF Konrad Wolf in Babelsberg und der Lobdeburgschule Jena, ganz aus der Sicht des Kindes gedreht. Und steht damit in der Tradition des 2012 in Berlin gestorbenen Defa-Regisseurs Helmut Dziuba, dem Bernd Sahling seinen im gleichen Jahr entstandenen Spielfilm gewidmet hat auch in Erinnerung an den gemeinsamen Film „Die Blindgänger“, der letzten Arbeit des renommierten Kinder- und Jugendfilmemachers der DDR.
Der Spielfilm stellt wichtige Fragen – nach den Problemen, die Sascha hat und denen, die andere mit ihm haben, nach Möglichkeiten und Grenzen medizinischer und psychologischer Betreuung und nicht zuletzt nach persönlichkeitsverändernden Nebenwirklungen gängiger Medikamente. Nicht eine einzige Frage wird beantwortet, aber sie in Form eines Spielfilms überhaupt gestellt zu haben, könnte schon zumindest gesellschaftlich ein Vorteil sein.
Pitt Herrmann