Queen of the Desert

USA 2014/2015 Spielfilm

Inhalt

Der Film erzählt die Geschichte der 1868 geborenen Gertrude Bell, die als Historikerin, Schriftstellerin und Angehörige des britischen Geheimdienstes entscheidend an der Weichenstellung für die politische Neuordnung des Nahen Ostens um 1920 beteiligt war. Als gebildete junge Frau, für die in England kein geeigneter Mann gefunden werden konnte, unternimmt sie eine Reise nach Teheran. Nach ihrer tragischen Liebe zu dem Diplomaten und besessenen Spieler Henry Cadogan entschließt sie sich, dem Privaten zu entsagen und als Forschungsreisende die Region zu erkunden. Vor dem Hintergrund des zusammenbrechenden Osmanischen Reiches lernt sie Sprachen, übersetzt Literatur, begegnet in Kairo, Basra und Bagdad muslimischen Würdenträgern und gewinnt mit Mut und Respekt deren Vertrauen. Prädestiniert, als Vermittlerin zwischen dem Orient und dem British Empire aufzutreten, ist sie nach dem Ersten Weltkrieg an den Grenzverhandlungen in der Region beteiligt. Und noch einmal zieht die Liebe in ihr Leben ein.

Werner Herzog lässt die weiten Wüstenlandschaften zum Seelenraum seiner Figuren werden. Ein episches Panorama über jene Frau, die als "weiblicher Lawrence von Arabien" in die Geschichte einging.

Quelle: 65. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)

 

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
1892. Die Oxford-Absolventin Gertrude Bell langweilt sich fürchterlich im Kreis zahlreicher junger Kavaliere der feinen englischen Gesellschaft. Und auf dem Landsitz ihrer wohlhabenden Industriellenfamilie. Vor allem will sie sich von ihrer Mutter Florence emanzipieren, träumt von einem selbstbestimmten Leben in möglichst weit entfernten Regionen des British Empire. Indien und Arabien sind die bevorzugten Ziele – und endlich stimmt ihr Vater Hugh ihren Reiseplänen zu. Hofft er doch, Gertrudes Onkel Frank Lascelles, britischer Botschafter in Persien, werde ihr die Flausen vertreiben. Zudem sei dessen junge, quirlige Tochter Florence sicherlich der rechte Umgang für sein etwas versponnenes Fleisch und Blut.

Doch als erstes macht Gertrude ihrer jungmädchenhaft-schwärmerischen Cousine den attraktiven Botschaftssekretär Henry Cadogan abspenstig, von dem sie sich Teheran und die Umgebung zeigen lässt. Beide erkennen in der gemeinsamen Leidenschaft für die persische Poesie ihre Seelenverwandtschaft – und auf dem Turm des Schweigens fällt der erste Kuss im Angesicht eines riesigen Geiers. Was für eine Inszenierung! Doch Papa Bell hat Wind von der Sache bekommen und Erkundigungen über den windigen und zudem hoch verschuldeten Spieler, der in Kürze sein Schwiegersohn werden soll, eingeholt. Gertrude reist auf die Insel, um ihn umzustimmen – vergeblich. Das Problem löst ein Brief aus Teheran, in dem das Liebespfand, seine Hälfte einer antiken, bei Ausgrabungen gefundenen Münze, steckt: Henry ist angeblich bei einem Unfall ums Leben gekommen, das Geldstück aber beweist, dass er sich das Leben genommen hat.

„Zum ersten Mal weiß ich, wer ich bin. Mein Herz gehört niemandem, nur der Wüste“: Gertrude braucht drei Jahre der Trauer, bis sie wieder arabischen Boden betritt. Nur von ihrem treuen Diener Fattuh begleitet, bricht sie zum Entsetzen des britischen Vizekonsuls in Damaskus, Major Charles Doughty-Wylie, zu den kriegerischen Drusen im Süden Syriens auf – aus der Sicht des britischen Militärs eine Himmelfahrtsexpedition. Wie die zu den britischen Ausgrabungen in Petra. Denn die im Nahen Osten miteinander rivalisierenden Stämme stehen nur formal unter türkischer Herrschaft, in der Wüste führen sie ein völlig autarkes Leben unter Führung ihrer jeweiligen Scheichs. Der in Jabal al-Druze lässt sich von der attraktiven europäischen Blondine verzaubern – und gewährt ihr Schutz.

Zwischen Charles und der ruhelosen, eigenwilligen Gertrude, die von dem mit Judith verheirateten Offizier für ihren Mut bewundert wird, entwickelt sich bald mehr als nur eine tiefe Freundschaft. Nur auf abenteuerlichen Wegen ist hier eine Zustellung kitschiger Liebesbriefe möglich, weshalb Gertrude stattdessen ein Tagebuch für Charles verfasst auf ihren Reisen durch Palästina, Syrien und Arabien. In der antiken Hethiter-Stadt Karkemisch trifft sie auf ein britisches Archäologen-Team, dem auch der junge T. E. Lawrence angehört.

1914. Ihre nächste waghalsige Expedition führt Gertrude am Vorabend des Ersten Weltkriegs durch die zentralarabische Nefud-Wüste nach Ha'il in die „verbotene Stadt“ des kriegerischen Clans der Ibn Raschid, wo sie den Emir treffen will, den selbst ernannten Anführer der Araber. Doch der stellt sich als ein noch halbes Kind (Anas Chrifi) heraus, in Wahrheit zieht dessen Tante Fatima im Hintergrund die Fäden. Wie durch ein Wunder kann sie durch souveränes Auftreten und Überrumpelungstaktik Ha'il wieder verlassen und nach Damaskus zurückkehren.

Wo sich Major Charles für den aktiven Dienst gemeldet hat, nachdem seine Gattin Judith die Scheidung verweigert. Er fällt durchaus mit eigenem Zutun kurz nach Ausbruch des Krieges. Den Gertrude als politische Beraterin im Arab British Bureau in Kairo übersteht, wo sie auch T. E. Lawrence wiedertrifft, der als britischer Verbindungsoffizier den arabischen Aufstand gegen die osmanischen Besatzer vorangetrieben hat. Als die Türken besiegt sind, sollen die arabischen Provinzen des Osmanischen Reiches nach dem Willen der Briten eigenständige Staaten werden. Der mit London verbündete saudische Prinz Faisal (Younes Bouab) wünscht, die berühmte Gertrude Bell persönlich zu treffen. Denn niemand aus dem Westen verstehe die Beduinen so wie sie, die „Khatun“ – die Königin der Wüste. Die eigenhändig die Grenzlinien zwischen den Königreichen der beiden saudischen Brüder zieht…

Für das episch-ausladende Abenteuer- und Liebesdrama hat Peter Zeitlinger wunderbare Landschaftsaufnahmen auf der Insel und in der marokkanischen Wüste gedreht. Zusammen mit Klaus Badelts eingängigem Musik-Mix aus europäischer Klassik und arabischen Arabesken ergibt das kein Porträt der historischen Figur Gertrude Bell (1868 bis 1926), sondern eine weichgespülte Schmonzette, die gern ein Melodrama wie in guten alten Zeiten wäre. Wie David Leans „Lawrence von Arabien“ von 1962 etwa.

Dabei hätte Werner Herzog viel mehr daraus machen können, worauf neben dem Ende auch der kurze Prolog hinweist, der zwölf Jahre später als die Filmhandlung spielt: Mit dem Untergang des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg endete 1918 die türkische Herrschaft im Nahen Osten. Zwei Jahre zuvor hatten Großbritannien und Frankreich bereits in einem Geheimabkommen die Region unter sich aufgeteilt. Die Engländer hatten sich frühzeitig mit dem aufständischen Stamm Ibn Saud verbündet und damit die Grundlage zur Macht des heutigen Saudi-Arabien gelegt. Die Folgen europäischer kolonialer Großmannssucht spüren wir bis heute – das wäre ein zeitgemäßer Stoff geworden. Die Free-TV-Premiere erfolgte am 12. April 2020 auf Servus TV.

Pitt Herrmann

Credits

Drehbuch

Schnitt

Musik

Darsteller

Alle Credits

Drehbuch

Kameraführung

Szenenbild

Kostüme

Schnitt

Musik

Darsteller

Produktionsleitung

Dreharbeiten

    • 12.01.2014 - 16.06.2014: Marokko
Länge:
129 min
Format:
DCP, 1:2,35
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 25.08.2015, 153864, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 06.02.2015, Berlin, IFF - Wettbewerb;
Kinostart (DE): 03.09.2015

Titel

  • Originaltitel (US) Queen of the Desert
  • Weiterer Titel (DE) Königin der Wüste

Fassungen

Original

Länge:
129 min
Format:
DCP, 1:2,35
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 25.08.2015, 153864, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 06.02.2015, Berlin, IFF - Wettbewerb;
Kinostart (DE): 03.09.2015