Darsteller, Regie, Drehbuch, Kamera, Produzent
Westow, England, Großbritannien Berlin

Biografie

Thomas Brasch wurde am 19. Februar 1945 als Sohn jüdischer Emigranten im englischen Exil in Westow geboren. 1947 kehrte die Familie in die sowjetische Besatzungszone nach Deutschland zurück, wo sein Vater Horst Brasch als Staatssekretär und später als stellvertretender Minister für Kultur der DDR arbeitete, während seine Mutter Gerda als Journalistin tätig war. Brasch hatte zwei Brüder, den Schauspieler Klaus Brasch und den Schriftsteller Peter Brasch, die wie er der DDR und damit auch der Haltung des Vaters kritisch gegenüberstanden. Seine sechzehn Jahre jüngere Schwester Marion Brasch, die als einzige der Geschwister noch lebt, ist Hörfunkjournalistin und Schriftstellerin.

Nach dem Abitur arbeitete Thomas Brasch zunächst als Schlosser und Schriftsetzer, bevor er 1964 ein Journalistikstudium an der Karl-Marx-Universität Leipzig aufnahm. Nur ein Jahr später wurde er jedoch wegen politischer Plakataktionen zwangsexmatrikuliert. 1966 war er an der Volksbühne Berlin tätig, bis er 1967 ein Dramaturgie-Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen Babelsberg begann. Wegen politischer Aktivitäten wurde er erneut zwangsexmatrikuliert. Zudem verriet ihn sein Vater Horst 1968 an die Stasi: Da er Flugblätter gegen den sowjetischen Überfall auf die Tschechoslowakei gedruckt und verteilt hatte, wurde er zu einer Gefängnisstrafe von mehr als zwei Jahren verurteilt. Im Folgejahr auf Bewährung entlassen, musste er als "Erziehungsmaßnahme" als Fräser in einer Berliner Fabrik arbeiten.

1971 verhalf ihm Helene Weigel zu einer temporären Tätigkeit im Bertolt-Brecht-Archiv, die nach ihrem Tod wieder beendet wurde. Ab 1970 lebte Brasch als freier Schriftsteller, verdiente sein Geld aber zumeist mit Übersetzungen oder Texten für Kinder-Schallplatten. Seine eigenen Werke, für die er sich gerne experimenteller Formen bediente, waren durch seine Erfahrungen mit der Stasi geprägt, weshalb sie häufig der Zensur zum Opfer fielen. Mehrere Dramen der frühen 1970er Jahre wurden entweder nicht aufgeführt oder nach kurzer Zeit abgesetzt, wie die gemeinsam mit Lothar Trolle verfassten Lehrstücke "Das beispielhafte Leben und der Tod des Peter Göring" (1971) sowie "Galileo Galilei – Papst Urban VIII" (1972).

1976 stellte Thomas Brasch schließlich einen Ausreiseantrag und zog gemeinsam mit seiner Freundin Katharina Thalbach und deren Tochter Anna nach West-Berlin. Sein noch in der DDR entstandenes Buch "Vor den Vätern sterben die Söhne", das in Prosa-Miniaturen den Alltag der DDR zeigt, wurde Braschs erste Publikation im Westen, mit der er sofort großen Erfolg feierte. In den folgenden Jahren veröffentlichte Brasch weitere Prosawerke und Theaterstücke, die große Beachtung fanden und ihm verschiedene Auszeichnungen einbrachten, z.B. den Ernst-Reuter-Preis für "Robert, ich, Fastnacht und die anderen" (1978) oder den FAZ-Literaturpreis für "Der schöne 27. September" (1980).

Ab 1980 setzte sich Brasch auch in Filmen mit der deutschen Vergangenheit auseinander. 1981 erschien sein erster Spielfilm "Engel aus Eisen", der die wahre Geschichte der Gladow-Bande erzählt, die die unsicheren Verhältnisse der ersten Nachkriegsjahre zu Raubzügen im geteilten Berlin nutzt. Für diese Debütarbeit mit Katharina Thalbach in der Hauptrolle erhielt er den Bayerischen Filmpreis. Es folgten 1982 der beim Filmfestival Locarno ausgezeichnete Spielfilm "Domino", erneut mit Katharina Thalbach in einer tragenden Rolle als Schauspielerin während des Ost-West-Konflikts, und 1985 "Mercedes", in dem Brasch sein 1983 in Zürich aufgeführtes Bühnenstück als Videoproduktion für das niederländische Fernsehen inszenierte.

1987 führte er zum letzten Mal Regie bei einem Kinofilm. Für "Der Passagier – Welcome to Germany", über einen in den USA erfolgreichen, jüdischen Regisseur, der nach Deutschland zurückkehrt, um seine KZ-Vergangenheit aufzuarbeiten, konnte Brasch Tony Curtis für die Hauptrolle gewinnen. Es war Braschs erster Farbfilm.

Ab 1987 fokussierte er sich wieder hauptsächlich auf das Schreiben. Er übersetzte und bearbeitete mehrere Theaterstücke von William Shakespeare, Anton Tschechow und Maxim Gorki und erhielt 1992 den Kritikerpreis der Berliner Zeitung. 1999 wurden die Dramen "Stiefel muß sterben" und "Die Trachinierinnen des Sophokles oder Macht Liebe Tod" uraufgeführt, im Jahr 2000 folgte "Frauenkrieg. Drei Übermalungen". Sein letztes Stück, "Eine Märchenkomödie aus Berlin", blieb unvollendet.

Thomas Brasch starb am 3. November 2001 in Berlin an Herzversagen. Anlässlich seines zehnten Todesjahrs erschien 2011 der Dokumentarfilm "BRASCH – Das Wünschen und das Fürchten" (R: Christoph Rüter) über sein Leben und Wirken.

 

FILMOGRAFIE

2021/2022
  • Mitwirkung
1985
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1982-1984
  • Darsteller
1981/1982
  • Regie
  • Drehbuch
1980/1981
  • Regie
  • Drehbuch