Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen



 



Quelle: Deutsche Kinemathek

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Mehr als ein Museum. Die Deutsche Kinemathek


Über eine Million Fotos, 16.000 Plakate, an die 20.000 Kostüm- und Architekturskizzen und Kopien von mehr als 13.000 Filmen werden in den Archiven der Stiftung Deutsche Kinemathek aufbewahrt. Ein kleiner Teil davon ist seit Herbst 2000 im Filmhaus am Potsdamer Platz ausgestellt. Die futuristischen Set-Entwürfe zu Fritz Langs "Metropolis" (1927), Marlene Dietrichs Singende Säge oder Kostüme aus Fatih Akins "Gegen die Wand" (2004) erzählen von der Faszination deutscher Filmgeschichte. Im Jahr 2006 eröffnete neben der Ständigen Ausstellung Film ein Pendant zur deutschen Fernsehgeschichte – eine in Europa einzigartige Kombination beider Medien unter einem Dach.
Seit ihrer Gründung 1963 sammelt und archiviert die Deutsche Kinemathek alles, was zur deutschen Film- und Fernsehgeschichte gehört. Sie bewahrt Nachlässe und Vorlässe (unter anderem von Heinz Rühmann oder vom Fernsehdokumentaristen Georg Stefan Troller) und sie beherbergt Deutschlands bedeutendste Drehbuchsammlung, darunter Skripte von Robert Wiene bis Christian Petzold. Wissenschaftler und Journalisten nutzen die vielfältigen Bestände für ihre Forschungen und Recherchen. Filmkopien werden vor Ort gesichtet und an Kinos verliehen. Zudem steht den Besuchern im Filmhaus eine der größten Fachbibliotheken Europas zur Verfügung.
Alljährlich betreut die Deutsche Kinemathek auch die filmhistorische Retrospektive und die Hommage der Internationalen Filmfestspiele Berlin. Einen Namen macht sie sich ebenso durch zahlreiche Publikationen zur Geschichte und Gegenwart von Film und Fernsehen, durch Sonderausstellungen sowie hochkarätig besetzte Symposien und Diskussionen.

 


Die Ständigen Ausstellungen


Von den Stummfilm-Pionieren über den Mythos Marlene Dietrich bis zum Kino von Andreas Dresen oder Doris Dörrie: Mehr als 100 Jahre deutsche Filmgeschichte durchstreift die Ständige Ausstellung Film auf 1.300 Quadratmetern. Ernst Lubitsch, Fritz Lang, G. W. Pabst und F. W. Murnau prägten den Film der Weimarer Republik. Ihm folgt die politische Vereinnahmung der Filmschaffenden in der NS-Zeit und für einige das Exil Hollywood. Bereits mit den Trümmerfilmen der Nachkriegsjahre begann das differenzierte Filmschaffen im geteilten Deutschland. Fotos, Requisiten, Filmprojektionen, Originaldokumente und private Erinnerungsstücke machen auch viele persönliche Schicksale lebendig: etwa Emil Jannings’ Oscar von 1929 – der erste Academy Award überhaupt – oder die Fanpost an Frank Beyer, dessen "Spur der Steine" (1966) gleich nach der DDR-Premiere verboten wurde.
Hans Dieter Schaals Ausstellungsarchitektur inszeniert die Exponate und Bilder in spektakulären Räumen und in nüchternen, leisen Passagen – auch in der Ständigen Ausstellung Fernsehen. Auf 600 Quadratmetern lässt sie gut 50 Jahre Fernsehgeschichte in West und Ost Revue passieren. Viele Bilder sind heute Teil unseres kollektiven Gedächtnisses: das Endspiel der Fußball-WM 1954 in Bern und die Berichte vom Fall der Berliner Mauer genauso wie die Unterhaltung mit Quizmastern oder Seifenopern. Die Zeitachse reicht von den ersten Fernsehversuchen bis zum Rund-um-die-Uhr-Programm auf allen Kanälen. Die Programmgalerie lädt zum Recherchieren ein: nach der legendären Übertragung der ersten Mondlandung, nach dem Lieblings-Tatort oder nach anderen Sternstunden des deutschen Fernsehens.


Filmarchiv und Filmverleih


Spielfilme und Dokumentarfilme, Experimental- und Animationsfilme: Unabhängig vom Genre hat das Filmarchiv der Kinemathek seit 1963 mehr als 13.000 deutsche und internationale Filmproduktionen gesammelt, erschlossen und teils aufwändig restauriert, wie zum Beispiel Sergej Eisensteins Stummfilmklassiker "Panzerkreuzer Potemkin" (1925).
Den Grundstock der Sammlungen – Filmkopien, Apparate oder Produktionsunterlagen – schuf der erste Direktor der Deutschen Kinemathek, der Regisseur Gerhard Lamprecht. Durch Schenkungen, Ankäufe und Deposita von Filmemachern und Produzenten und den Austausch mit anderen Filmarchiven, darunter den Partnern der FIAF (Fédération Internationale des Archives du Film), wächst der Bestand kontinuierlich. Dazu kommen seit 1973 sämtliche Arbeiten, die an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) entstehen.
Einige tausend Filme aus dem Archiv kann man zu wissenschaftlichen Zwecken am Schneidetisch oder im hauseigenen kleinen Kino ansehen. Man kann sie auch für den nichtkommerziellen Einsatz ausleihen. Einige zehntausend Filme können als Videokopien oder auf DVD gesichtet werden. Auf dem Verleihprogramm stehen deutsche und internationale Filmklassiker, Filme deutscher Exilanten, bundesdeutsche und internationale Dokumentarfilme und Filme mit Berlin-Bezug. Ein weiterer Schwerpunkt sind Experimentalfilme und die Filme der dffb und ihrer Absolventen.


Archive und Sammlungen


Die Noten zur Musik der ersten Filmvorführung im Varieté Wintergarten, die Drehpläne zu R. W. Fassbinders "Berlin Alexanderplatz" (1980), Programmhefte, Zensurunterlagen, Tondokumente und rund 30.000 Drehbücher lagern im Schriftgutarchiv der Deutschen Kinemathek. Hier werden auch die filmografischen Stammdaten für alle Archiv-Abteilungen betreut: über 75.000 Einträge zu Filmen und an die 18.000 Namen.
Das Fotoarchiv beherbergt Szenen-, Porträt- und Werkfotos zu 34.000 Filmen. Im Archiv für Kostüm-Design finden sich Entwürfe für Zarah Leander oder Liza Minelli. Im Plakatarchiv liegt das "King Kong"-Plakat (1933) neben dem Original zum "Blauen Engel" (1930), und das Spektrum der Architekturskizzen reicht von F. W. Murnaus "Schloss Vogelöd" (1922) bis zu Tom Tykwers "The International" (2009).
Allein 3.000 Objekte im Textilarchiv stammen aus dem Nachlass Marlene Dietrichs, den die Deutsche Kinemathek 1993 erworben hat. Fans und Filmhistoriker können sich ihre Kostüme – sowie jene von Hildegard Knef oder aus Wim Wenders-Filmen – auf Anfrage ansehen. Die Marlene Dietrich Collection Berlin verwaltet außerdem rund 16.000 Fotos und über 300.000 Dokumente, darunter Briefwechsel mit E. M. Remarque, Jean Gabin und Orson Welles.
Das Haus beherbergt auch die größte Dokumentensammlung zum deutschen Filmexil: Drehbücher, Briefe und Fotos von Max Ophüls, Curt und Robert Siodmak und viele andere. Die Paul Kohner-Agency in Hollywood war Anlaufstelle für viele Exilanten aus der Filmbranche. Ihre Korrespondenz zählt zu den Herzstücken des Nachlassarchivs. Das Archiv für 3D-Objekte verwaltet Filmrequisiten und Modelle. Im Filmtechnik-Archiv finden sich Kameras, Projektoren und Zubehör von der Pionierzeit des Kinos bis heute.


Retrospektive, Hommage und Veranstaltungen


Seit 1977 betreut die Deutsche Kinemathek die Retrospektive der Internationalen Filmfestspiele Berlin. Filmhistorische Bedeutung und Originalität stehen bei der Themenwahl im Vordergrund – und der Anspruch, dem Publikum deutsche und internationale Filmschätze in neuen Kopien zu präsentieren. Oft beteiligt sich die Kinemathek selbst – in Kooperation mit anderen Archiven und privaten Sammlern – an der Restaurierung der Filme, um sie so brillant und originalgetreu wie möglich auf die Leinwand zu bringen.
Die Hommage der Berlinale ehrt herausragende Akteure vor und hinter der Kamera wie Jane Russel, Elia Kazan oder zuletzt den Filmkomponisten Maurice Jarre. Publikationen zur Hommage und zur Retrospektive ergänzen die Filmschauen ebenso wie Diskussionen mit den Regisseuren, Schauspielern und Ehrengästen oder Vorträge von Filmhistorikern und Autoren. Nicht nur während der Berlinale ist das Filmhaus ein Ort der Begegnungen und des intensiven Gedankenaustauschs. Begleitveranstaltungen zu den Film- und Fernseh-Sonderausstellungen, Symposien zu filmgeschichtlichen Spezialgebieten und Medienrecht, die jährliche Verleihung des Kinopreises des Kinematheksverbunds, Kolloquien zu aktuellen Themen der Filmarchivierung und die Vorstellung neuer Publikationen bringen regelmäßig Fachleute und Filminteressierte zusammen.


Publikationen und Forschung


Die Deutsche Kinemathek veröffentlicht Bücher und Broschüren zur Film- und Fernsehgeschichte. Einige Publikationen – wie der zehnbändige Katalog des deutschen Stummfilms, das Handbuch "Der Film der Weimarer Republik" und die "Geschichte des deutschen Films" – sind heute Klassiker der Filmliteratur. Auch grundlegende Werke zum Filmexil sowie umfangreiche Monografien, etwa zu Theo Lingen und Konrad Wolf, sind entstanden.
Die Bücher erscheinen in renommierten Verlagen, teilweise als Studienreihen. Die Reihe "Film & Schrift" zum Beispiel widmet sich der Geschichte der deutschen Filmkritik. Darüber hinaus werden Kataloge zu Sonderausstellungen und Dokumentationen wissenschaftlicher Veranstaltungen herausgegeben.


IT-Projekte


Die Zukunft der Archivarbeit zählt zu den zentralen Anliegen der Deutschen Kinemathek. Die Stichworte "Digitalisierung" und "Web 2.0" stehen dabei für den Strukturwandel, der von Museen mehr Zugänglichkeit, Vernetzung, Standardisierung und Nutzerbeteiligung fordert. Drei Projekte setzen diese Ansprüche bereits um: Auf dem Internetportal www.lost-films.eu werden Informationen zu verschollenen Filmen gesammelt und Filmfragmente identifiziert. Neben der Deutschen Kinemathek beteiligen sich unter anderem das Bundesarchiv-Filmarchiv, Berlin, das Centre national de la cinématographie (CNC), Paris, die Filmoteka Narodowa, Warschau, sowie zahlreiche Nutzer aus dem In- und Ausland. Die offene Plattform www.wir-waren-so-frei.de präsentiert private Filme und Fotos zur friedlichen Revolution 1989/1990 und die Website www.recherche-film.de bietet Filmhistorisches, etwa eine Datenbank zu Kameratechnik.


Bibliothek


Die Spezialbibliothek für Film und Fernsehen gehört heute zu den größten Europas. Der Bestand von rund 80.000 Medieneinheiten umfasst Publikationen zur Filmgeschichte inklusive der Vor- und Frühgeschichte sowie zur Fernsehgeschichte, Monografien, Bücher zu Filmtheorie und -ästhetik, zu Filmtechnik und -industrie, Lexika und Drehbücher. Außerdem sammelt die Bibliothek Materialien nationaler und internationaler Filmfestivals.
Vor Ort kann in filmspezifischen Datenbanken oder Periodika recherchiert werden. 250 deutsche und internationale Filmzeitschriften sind abonniert. Insgesamt beläuft sich der Bestand an Zeitschriften auf ungefähr 3.800 Titel. Hinzu kommen derzeit 1.200 DVDs und ein jährlich um 20.000 Artikel wachsendes Pressearchiv mit Zeitungsausschnitten zu Personen, Filmen und Institutionen.

Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen
Potsdamer Straße 2
10785 Berlin
Tel: +49 (0) 30 / 300 903-0
Fax: +49 (0) 30 / 300 903-13
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