1963

11. Januar
Das Ost-Berliner Archivkino Studio Camera in der Friedrichstraße wird mit dem Exilfilm "Kämpfer" von Gustav von Wangenheim eröffnet. 30 Jahre lang hat nun die Filmgeschichte in der Camera eine Heimat. Der Eintrittspreis beträgt 1,55 Ost-Mark.

1. Februar
In West-Berlin wird die "Deutsche Kinemathek e.V." eröffnet. Ihre Basis ist die Film- und Dokumentensammlung des Regisseurs Gerhard Lamprecht. 1971 in eine Stiftung umgewandelt, wird sie auch filmkulturell aktiv. Ihr Vorstand ist von 1971 bis 1989 Heinz Rathsack.

27. März
In München stirbt der Regisseur und Schauspieler Harry Piel, 70, der beliebteste Sensationsdarsteller des deutschen Stummfilms.

1. April
Das "Zweite Deutsche Fernsehen" (ZDF) in Mainz beginnt seinen Sendebetrieb.

10. April
In Ost-Berlin wird der DEFA-Film "Nackt unter Wölfen" uraufgeführt, gedreht von Frank Beyer nach dem Roman von Bruno Apitz. Ein Kind gerät im KZ Buchenwald zwischen Henker und Opfer.

 

April
In München erscheint die erste Nummer der Zeitschrift "Film", herausgegeben von Hans-Dieter Roos. Sie ist auch nach einem Herausgeberwechsel neben der "Filmkritik" die wichtigste Filmzeitschrift der Bundesrepublik in den sechziger Jahren. 1971 eingestellt.

25. Mai
Gründung der "Freunde der Deutschen Kinemathek e.V." in West-Berlin. Sie zeigen in der Akademie der Künste, später im Kino "Bellevue" am Hansaplatz, interessante Filmprogramme und entwickeln sich zum filmkulturellen Treffpunkt der Stadt. Zu den Gründungsmitgliedern gehören Gero Gandert, Ulrich Gregor, Helmut Käutner, Friedrich Luft, Karena Niehoff, Hansjürgen Pohland und Reinold E. Thiel.

12. Juli
Der Regisseur Slatan Dudow, 60, ("Kuhle Wampe", "Frauenschicksale", "Stärker als die Nacht") stirbt nach einem Autounfall in Ost-Berlin. Geboren in Bulgarien, befreundet mit Brecht, vom Kommunismus überzeugt.

11. September
Richard Oswald, 82, stirbt in Düsseldorf. Er war als Produzent, Autor und Regisseur in vielen Genres erfolgreich: Melodram ("Lady Hamilton"), Aufklärungsfilm ("Anders als die Andern"), Historiendrama ("Dreyfus"), Komödie ("Der Hauptmann von Köpenick"). Die Emigration beendet seine Karriere.

7. Oktober
Der Schauspieler und Regisseur Gustaf Gründgens, 63, vor allem ein Mann des Theaters, stirbt auf einer Reise in Manila. In fünf Filmen hat er zwischen 1933 und 1939 Regie geführt, als Darsteller war er meist ein Bösewicht. Seine Theaterarbeit ist im "Faust"–Film (1960) von Peter Gorski dokumentiert.

15. November
In der Karl-Marx-Allee in Ost-Berlin wird das Kino "International" eröffnet: das modernste Filmtheater der DDR, in dem künftig die wichtigsten Premieren stattfinden. Es bietet 600 Zuschauern Platz. Der Eröffnungsfilm stammt aus der Sowjetunion und trägt den Titel "Optimistische Tragödie".

30. November
Im Münchner Stadtmuseum wird eine Abteilung Film eröffnet. Ihr Leiter, Rudolph Joseph, macht daraus eines der ersten "Kommunalen Kinos" in der Bundesrepublik

 

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Hans Helmut Prinzler: Chronik, 1895-2004. In: Wolfgang Jacobsen, Anton Kaes, Hans Helmut Prinzler (Hg.): Geschichte des deutschen Films. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Metzler 2004

© 2004 J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart.