Jan Bonny
Jan Bonny wurde 1979 in Düsseldorf geboren. Nachdem er 1999 einen Workshop an der New York Film Academy absolviert hatte, studierte er von 2000 bis 2006 Regie an der Kunsthochschule für Medien (KHM) in Köln. Sein Diplom machte er mit dem Drehbuch zu dem Spielfilm "Gegenüber", das er in direktem Anschluss an sein Studium auch verfilmte: ein Drama über einen scheinbar glücklich verheirateten Polizisten (Matthias Brandt), der jedoch von seiner Frau körperlich misshandelt wird. "Gegenüber" feierte bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2007 in der Sektion Quinzaine des réalisateurs Premiere und erhielt dort bei der Verleihung des C.I.C.A.E. Award eine besondere Erwähnung. Zahlreiche weitere Festivalteilnahmen in aller Welt folgten. Beim Münchner Filmfest 2007 gewann Bonny für "Gegenüber" den Förderpreis Deutscher Film für das Beste Drehbuch.
Zusammen mit Oliver Schwabe schrieb und inszenierte Bonny das Fernsehspiel "Ich, Ringo und das Tor zur Welt" (2010) über den legendären Autor und Regisseur Horst Königstein (1945-2013) – zu dessen Film "Unser Reigen" (2006, TV) Bonny das Drehbuch geschrieben hatte. Die Hauptrolle spielte erneut Matthias Brandt, mit dem Bonny anschließend noch die preisgekrönte "Polizeiruf 110"-Folge "Der Tod macht Engel aus uns allen" und das Musikvideo "Boogieman" (2015, für den Musiker Olli Schulz) drehte.
Gemeinsam mit Alex Wissel realisierte Bonny den Langzeitperformance-Film "Single", über Wissels als "Sozialskulptur" konzipierten Nachtclub "Single Club" in Düsseldorf. Der Film feierte im November 2015 beim Filmfestival "We Are a Parasite on the Institution of Cinema" im Wiener Museum Moderner Kunst (MUMOK) Weltpremiere. Mit Wissel realisierte er zudem die experimentelle Serie "Rheingold" (2016) und den Kurzfilm "Von da an" (2017).
Daneben inszenierte Jan Bonny auch zahlreiche Werbespots (anfangs in Zusammenarbeit mit Sonja Heiss unter dem Regiepseudonym Sonny & Bonny), etwa für McDonalds, Adidas und Audi.
Hervorragende Kritiken erhielt das intensive Fernsehspiel "Über Barbarossaplatz" (2016), über eine Psychologin, deren Leben nach dem Selbstmord ihres Mannes und Praxispartners in mehrfacher Hinsicht aus dem Gleichgewicht gerät. Auch Bonnys "Tatort"-Folge "Borowski und das Fest des Nordens" (2017) und die "Polizeiruf 110"-Folge "Das Gespenst der Freiheit" (2018, erneut mit Matthias Brandt als Münchner Ermittler Hanns von Meuffels) wurden für ihre intensive Emotionalität und die schonungslose Inszenierung gelobt. Als Webserie entstand "The Horror" (2018), bestehend aus vier rund achtminütigen Episoden.
Mit "Wintermärchen" (2018) drehte Jan Bonny schließlich wieder einen Kinofilm, seinen ersten seit "Gegenüber". Angelehnt an den NSU-Fall erzählt "Wintermärchen" von drei jungen, fremdenfeindlichen Menschen aus desolaten Verhältnissen, die wahllos mörderische Attentate auf Migranten und Ausländer verüben. "Wintermärchen" feierte im Wettbewerb des Locarno Film Festivals 2018 Premiere; beim Film Festival Cologne 2018 erhielt er den 'Made in NRW'-Preis. Im März 2019 startete der Film in den deutschen Kinos. Bereits vorher begann Bonny mit den Dreharbeiten zu seinem nächsten Fernsehspiel "Endlich Leben": Matthias Brandt verkörperte darin einen Mann, der als Kind mit ansehen musste, wie seine Eltern und sein bester Freund von zwei Polizisten erschossen wurden; als Erwachsener kehrt er in sein Heimatdorf zurück, um Rache zu nehmen.