Weitere Namen
Helke Sander-Lahtela (Weiterer Name)
Darstellerin, Regie, Regie-Assistenz, Drehbuch, Kamera, Kostümbild, Schnitt, Sonstiges, Produzent
Berlin

Biografie

Helke Sander, geboren am 31. Januar 1937 in Berlin, besuchte nach dem Abitur die Schauspielschule von Ida Ehre in Hamburg (1957/58). 1959 heiratete sie den finnischen Schriftsteller Markku Lahtela (1936-1981) und zog mit ihm nach Helsinki, wo sie von 1960 bis 1962 Germanistik und Psychologie studierte. Anschließend war sie als Regisseurin an verschiedenen finnischen Theatern tätig, so etwa am Finnischen Arbeitertheater und der Volksbühne in Helsinki; daneben veranstaltete sie auch experimentelle Happenings und Improvisationen. 1964/65 realisierte sie als Regisseurin TV-Filme für einen finnischen Privatsender.

1965 kehrte Sander mit ihrem Sohn Silvio nach Deutschland zurück. Von 1966 bis 1969 absolvierte sie ein Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb). Nebenher arbeitete sie als Übersetzerin und Reporterin. Während des Studiums drehte sie unter anderem den Kurzfilm "Subjektitüde" (1966) und den Kurz-Dokumentarfilm "Silvio" (1967), über den alltäglichen Tagesablauf ihres jugendlichen Sohnes. Sander engagierte sich in der Studentenbewegung und realisierte 1968 im Rahmen der Anti-Springer-Kampagne den Dokumentarfilm "Brecht die Macht der Manipulateure" (1968). Sie gehörte zu den Gründerinnen des Berliner "Aktionsrates zur Befreiung der Frauen; ihre Rede auf der Delegiertenkonferenz des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) im Herbst 1968 in Frankfurt am Main gilt als eine Initialzündung der bundesdeutschen Frauenbewegung.

Sanders politisches Engagement spiegelte sich auch in ihren Filmen wieder. So etwa in ihren Dokumentarfilmen "Kindergärtnerin, was nun?" (1969), "Kinder sind keine Rinder" (1969) und "Eine Prämie für Irene" (1971, TV), über die schwierige Situation von Frauen, Beruf und Familie in Einklang zu bringen. Mit dem TV-Dokumentarfilm "Macht die Pille frei?" (1972/73; zusammen mit Sara Schumann) setzte sie sich für die Streichung des "Abtreibungsparagrafen" 218 ein. Die Dokumentation "Männerbünde" (1973, TV; zusammen mit Sara Schumann) befasste sich mit dem Thema Fußball im Fernsehen.

1972 gehörte Sander zu den Gründerinnen der Frauengruppe "Brot und Rosen" und war Mitautorin des "Frauenhandbuchs Nr.1". In Zusammenarbeit mit Claudia von Alemann veranstaltete sie 1973 das "1. Internationale Frauenfilmseminar" in Berlin, das faktisch ein Frauenfilmfestival war. 1974 gründete sie die erste feministische Filmzeitschrift Europas: "Frauen und Film"; bis 1982 fungierte sie auch als deren Herausgeberin. Daneben schrieb Sander Bücher, Aufsätze und Artikel für diverse Publikationen. 1974/75 hatte sie einen Lehrauftrag an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg.

1977 drehte Helke Sander als Regisseurin, Autorin und Hauptdarstellerin ihren ersten Spielfilm: "Redupers – Die allseitig reduzierte Persönlichkeit" (1977) war eine essayistische Mischung aus inszenierten und dokumentarischen Episoden. Im Mittelpunkt steht eine alleinerziehende Berliner Pressefotografin, die zwischen Job und Privatleben aufgerieben wird; mit anderen Frauen realisiert sie ein ungewöhnliches Gruppenprojekt über Berlin – das jedoch den männlichen Auftraggebern nicht gefällt. "Redupers" lief im Forum der Berlinale und wurde auf Festivals in Brüssel und Hyères preisgekrönt. Heute zählt er zu den Schlüsselwerken des feministischen Films der 1970er Jahre.

Ebenfalls in einer Mischung aus Spielfilm und Dokumentarszenen erzählt Helke Sanders autobiographisch gefärbter Film "Der subjektive Faktor" (1981) von den Anfängen der Studentenbewegung und der neuen Frauenbewegung in Deutschland zwischen 1967 und 1970. Bei den Filmfestspielen von Venedig 1981 erhielt der Film den ISDAP Award. Im gleichen Jahr wurde Sander Professorin an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg (bis 2003).

"Der Beginn aller Schrecken ist Liebe" (1984), eine Dreiecksgeschichte zwischen zwei Frauen und einem Mann, war ein bei aller politischen Stellungnahme sehr persönliches Werk. Diese Verbindung individueller Perspektiven mit allgemein-politischen Sichtweisen zeichnet sämtliche Spielfilme von Helke Sanders aus.

Für ihren Kurz-Spielfilm "Nr.1 - Aus Berichten der Wach- und Patrouillendienste" (1985), über eine Frau, die mit einer radikalen Aktion auf den Wohnungsmangel in ihrer Stadt aufmerksam macht, wurde Sander auf der Berlinale 1985 mit dem Goldenen Bär für den Besten Kurzfilm ausgezeichnet. In "Die Deutschen und ihre Männer. Bericht aus Bonn" (1989, TV) ging Sander der Frage nach, inwieweit die Frauenbewegung und deren Ziele in der deutschen Politik angekommen sind. Für internationale Aufmerksamkeit sorgte der zweiteilige TV-Dokumentarfilm "BeFreier und Befreite" (1990–92), der sich mit den zahllosen Vergewaltigungen deutscher Frauen durch alliierte Soldaten gegen Kriegsende beschäftigt.

Einen weiteren Spielfilm drehte Sander mit "Dazlak" (1997): Das Roadmovie erzählt von einer jungen Filmassistentin, die gemeinsam mit einem Skinhead und einem Afrikaner eine skurril-ereignisreiche Nacht in der Provinz erlebt. Der Film wurde bei den Hofer Filmtagen uraufgeführt, fand aber nicht den Weg in die Kinos. Fürs Fernsehen realisierte Sander "Muttertier - Muttermensch" (1999), eine Bestandsaufnahme der Frauen/Mutter-Rolle und ihrer Veränderungen im Lauf der Zeit, und "Dorf" (2001), über das Leben in einem winzigen Dorf am ehemaligen Grenzstreifen zwischen DDR und BRD.

Als unabhängige Produktion realisierte Sander den Dokumentarfilm "Mitten im Malestream" (2005), über die Richtungskämpfe in der Frühphase der neuen Frauenbewegung Ende der 1960er Jahre. Einen Schwerpunkt bildet dabei die in Vergessenheit geratene Ursprungsidee der Bewegung, die Gesellschaft so zu verändern, dass Frauen Kinder gebären können, ohne dass ihnen dadurch Nachteile entstehen. "Mitten im Malestream" startete Ende 2005 in den Kinos. Er ist Helke Sanders bislang letzter Film.

FILMOGRAFIE

2022/2023
  • Mitwirkung
2005
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
2002-2005
  • Mitwirkung
2001/2002
  • Darsteller
2001
  • Mitwirkung
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
  • Interviews
  • Schnitt
  • Produzent
1998/1999
  • Mitwirkung
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
  • Produzent
1997
  • Regie
  • Drehbuch
1994/1995
  • Mitwirkung
1992/1993
  • Darsteller
1992/1993
  • Regie
  • Drehbuch
1990-1992
  • Regie
  • Drehbuch
  • Interviews
  • Schnitt
  • Recherche
  • Co-Produzent
1989
  • Mitwirkung
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
  • Produzent
1987
  • Regie
  • Drehbuch
1985
  • Darsteller
  • Regie
  • Produzent
1983/1984
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
  • Co-Produzent
1982-1984
  • Darsteller
1982/1983
  • Mitwirkung
1980/1981
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1980
  • Regie
  • Produzent
1977
  • Darsteller
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
1976
  • Darsteller
1973
  • Regie
  • Drehbuch
1972
  • Regie
  • Drehbuch
1971
  • Regie
  • Drehbuch
1969
  • Regie-Assistenz
1969
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
1968/1969
  • Regie
1969
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Schnitt
  • Produzent
1967/1968
  • Darsteller
1968
  • Mitwirkung
  • Regie-Assistenz
1967
  • Regie
  • Drehbuch
1967
  • Regie
  • Drehbuch
1967
  • Sprecher
  • Regie-Assistenz
  • Kommentar
1967
  • Darsteller
1967
  • Darsteller
  • Regie
  • Drehbuch
1966
  • Regie-Assistenz
1966
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
1965
  • Regie
1965
  • Regie
1964
  • Regie