Von 17. bis 26. November 2023 steht das XX. cinefest – Internationales Festival des deutschen Film-Erbes im Kommunalen Kino Metropolis in Hamburg ganz unter dem Motto "ACHTUNG! Musik ... Zwischen Filmkomödie und Musical".
Ausgehend von den beliebten Unterhaltungsmedien der Bühnen-Operette und der Revue sowie einigen stummen Filmoperetten entstand nach Einführung des Tonfilms 1929 in Deutschland das populäre Genre der Tonfilm-Operette bzw. der musikalischen Komödie. (vgl. die CineGraph-Kongresse 1997 und 1998).
Nach dem Machtantritt der Nazis 1933 wurde ein großer Teil der gerade an diesem Genre beteiligten Regisseure (Wilhelm Thiele, Hanns Schwarz), Autoren (Franz Schulz, Fritz Rotter, Felix Joachimson/Jackson, Hermann Kosterlitz/Henry Koster), Komponisten (Jean + Robert Gilbert, Friedrich Hollaender, Paul Abraham, Hans May, Werner Richard Heymann) und Stars (Jan Kiepura, Marta Eggerth, Max Hansen) ins Exil vertrieben. Über Wien und Budapest kamen die meisten schließlich nach Hollywood.
Das Festival geht den Einflüssen nach, die sich aus der Vermischung von Künstlerinnen und Künstlern mit unterschiedlichen Traditionen für die Weiterentwicklung des Musicals bzw. der musikalischen Komödie ergaben.
Im Blick bleibt aber auch die Entwicklung im deutschen Kino mit dem Revuefilm sowie der Blick auf andere Exilländer (Niederlande, Großbritannien), wohin einige emigrierten.
Traditionsgemäß geht cinefest auch den Karrieren von Filmschaffenden nach, die aus Prag und dem k.u.k.-Reich stammten und im Weimarer Kino und darüber hinaus ihre Karriere entfalteten.
Eröffnet wird das cinefest am 17. November um 19:30 Uhr mit der Premiere der von der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung restaurierten Fassung von "Die verliebte Firma" (1931/32, Regie: Max Ophüls. Musik: Bruno Granichstaedten, Ernst Marischka. Buch: Fritz Zeckendorf). Im Rahmen der Eröffnung wird auch der Reinhold-Schünzel-Preis, Ehrenpreis für langjährige Verdienste um die Pflege, Bewahrung und Verbreitung des deutschen Film-Erbes, an Leonardo Quaresima (Filmhistoriker, Udine) verliehen.
Integriert in das Festival ist der 36. Internationale Filmhistorische Kongress, der vom 23. bis 25. November im Gästehaus der Universität tagt sowie auch online im Live-Stream verfolgt werden kann. Eröffnet wird der Kongress am 22. November um 20:00 Uhr mit "Die große Sehnsucht" (DE 1930, Regie: István Székely. Musik: Friedrich Hollaender, Joe Alex, Frank Strip, Paul Dessau. Buch: Hans H. Zerlett, Emmerich Pressburger). Im Rahmen der Kongress-Eröffnung werden die Willy-Haas-Preise an bedeutende internationale Publikationen zum deutschsprachigen Film in den Bereichen Buch und DVD-/Blu-ray-Edition verliehen.
Begleitend zum Festival wird am 18. November ein Forum zum Thema "Verbotenes Filmerbe"? Digitalisierte NS-Filme aus dem Bestand des Bundesarchivs veranstaltet.
Cinefest präsentiert mit über 25 Filmen - im Kino und online - einen Querschnitt durch die Geschichte des frühen Musikfilms. Etwa die Hälfte der gezeigten Filme werden von analogen 35mm Material vorgeführt. Bei den digitalen Vorführungen handelt es sich größtenteils um neu restaurierte Fassungen, die zum Teil als Premiere auf dem cinefest präsentiert werden. Zu allen Filmen gibt es fachkundige Einführungen. Live-Musikbegleitungen bei den Stummfilmen sowie Gäste runden das Filmerlebnis ab.
Quelle: www.cinefest.de