Schwester Agnes

DDR 1974/1975 TV-Spielfilm

Inhalt

Sozialkritischer DEFA-Fernsehfilm über eine engagierte Gemeindeschwester, die in dem kleinen Dorf Krummbach in der Oberlausitz arbeitet. Mit ihrer gutmütigen, bisweilen aber auch vorlauten und einmischenden Art macht sie sich allerdings nicht nur Freunde. So will sie das Problem des knappen Wohnraums im Ort auf ihre ganz eigene Art lösen. Als sie deshalb mit dem neuen Bürgermeister in Konflikt gerät, greift sie zu einer kleinen Notlüge, um ihr Vorhaben doch noch durchzusetzen. Die Bürger des Ortes weiß sie dabei auf ihrer Seite.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Schwester Agnes, eine engagierte Krankenschwester mit echt Berliner Schnauze, hats mal wieder eilig. Ständig ist sie mit ihrem Mofa unterwegs, um die Bewohner Krummbachs, eines kleinen Dorfes in der Oberlausitz, und dreier anliegender Gemeinden zu betreuen. Dabei ist sie in erster Linie Sozialarbeiterin, Gesprächspartnerin für alte, alleinlebende Bewohner. Wie die Witwe Lotte Zierlich, die in ihrer Einsamkeit zur Hypochonderin geworden ist. „Ein Glück, dass auf mich niemand wartet zuhause“: Agnes hilft in allen Lebenslagen, macht sich mit ihrer zwar gutmütigen, aber auch resoluten, bisweilen gar vorlauten Art nicht nur Freunde. Denn sie mischt sich nicht nur ganz offiziell als langjähriges Mitglied des Gemeinderates in die politischen Angelegenheiten ein, sondern auch privat. Was dem neuen Bürgermeister Udo Patschek gehörig gegen den Strich geht. Wer hat hier schließlich das Sagen im Ort?

Zu einer harten, persönlich verletzenden Auseinandersetzung kommt es, als Agnes das neue, ehrgeizige Sportprogramm des Gemeinderatsmitglieds Udo Kottusch (Edgar Külow) und des Bürgermeisters übertrieben findet und dabei auch noch Unterstützung im Gemeinderat erhält. Udo Patschek will sich von der unabhängigen und offenbar allgegenwärtigen Gemeindeschwester lösen und sieht sein Ziel vor Augen, als Agnes der erneut schwangeren Verkäuferin Katja Lehnert, genannt Konsum-Kati, und ihrem Freund, dem Agrotechniker Frank Abendroth, eigenmächtig das Häuschen des Rentnerehepaares Otto und Meta Teschner, die zu ihren Kindern ziehen wollen, verspricht – an allen politischen Gremien vorbei: „Bis jetzt habe ich noch alles durchgesetzt.“

Nun ist das Maß voll für Bürgermeister Patschek, der den vergleichsweise großzügigen Wohnraum lieber einem Maurermeister aus der Stadt zuteilen will mit der Verpflichtung, dass dieser in den kommenden drei Jahren neuen Wohnraum für ein Dutzend Familien in Krummbach und den umliegenden Gemeinden schafft. Der Streit wird mit so harten Bandagen ausgetragen, dass sogar Patscheks Gattin Christa zur Mäßigung aufruft – und Parteisekretär Karl Willmann, Patscheks Vorgänger im Amt, schon gar. Freilich auch aus persönlichem Interesse: der äußerlich so gemütlich erscheinende Bienenzüchter hat schon lange ein begehrliches Auge auf Agnes geworfen, traut sich nur nicht, mit der Sprache herauszukommen. „Wenn man sich bloß eine dicke Haut kaufen könnte“: Agnes, die vor über dreißig Jahren als Rotkreuz-Helferin nach Krummbach gekommen ist und seither nur Kater Julius in den eigenen vier Wänden verwöhnt, zieht sich schwer beleidigt zurück und beschließt, für die nächste Zeit eine krankheitsbedingte Auszeit zu nehmen. Die Gemeinde, die gerade noch mit großer Jahrmarktsfete ihr 400-jähriges Bestehen gefeiert hat, steht Kopf. Bürgermeister Patschek muss sich einiges anhören lassen, gerade auch von der nach zwei, drei Likörchen zur lustigen Witwe mutierenden Lotte Zierlich. Vom schlechten Gewissen geplagt – und den Parteiauftrag im Kopf tritt er den Gang nach Canossa an…

Die heiter-unbeschwerte Defa-Fernsehkomödie über eine engagierte Gemeindeschwester lebt von der tollen Besetzung, allen voran Publikumsliebling Agnes Kraus. Aber auch Nebenrollen wie die des Brigadiers Willi Kabunke (Fred Delmare), dessen unbedachtes „Jägerlatein“ sich mehrfach wie ein Schuss nach hinten auswirkt, lassen das totale Happy End nach neunzig Minuten erträglich erscheinen. Zu dem auch gehört, dass besagter Willi sich mit der Gemeindesekretärin Waltraud (Bärbel Bolle) verlobt. Ein sozialkritischer Film, wie der MDR bei der Fernsehausstrahlung am 21. Januar 2019 behauptet, ist „Schwester Agnes“ jedenfalls nicht. Mit Ausnahme des Wohnraummangels werden nur sehr in Maßen Versorgungslücken in der Provinz angesprochen: Mitte der 1970er Jahre gibt’s im Dorf offenbar nur zwei Telefone beim Bürgermeister und in der Gastwirtschaft, was sich herausstellt, als ein Kind im Wald verunglückt ist und die Rettung gerufen werden muss. An den politischen Zuständigkeiten, dem Primat der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, wird nicht gerüttelt, wenn der Agrotechniker Frank Abendroth als Alkoholiker dargestellt wird, dem die Dorfgemeinschaft offenbar nicht helfen kann: Nun soll es die familiäre Gemeinschaft mit Kati richten.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 08.03.1975, DDR-TV

Titel

  • Originaltitel (DD) Schwester Agnes

Fassungen

Original

Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 08.03.1975, DDR-TV