Der Golem, wie er in die Welt kam

Deutschland 1920 Spielfilm

Landsbergers "Golem"-Musik

Von unserem musikalischen Mitarbeiter


–a., Lichtbild-Bühne, Nr. 46, 13.11.1920


Paul Wegeners "Golem" hat in Hans Landsberger einen Komponisten gefunden, der ernst genommen sein will. Mindestens ist sich Landsberger der Bedeutung der ihm gestellten Aufgabe gründlich bewußt. Er hat über das kaum je recht erkannte oder doch wohl (auch vom Nachdenklichen) unterschätzte Problem der Filmmusik klug theoretisiert und tritt mit wohltuender Entschiedenheit für "neue und geeignete Musik" ein,"die sich auf sinfonischem Boden bewegen und so das Milieu des Films heben, anstatt es zu erniedrigen." Man ersieht schon aus der rein programmatischen Formulierung, daß Landsberger von dem bequemen Verfahren der Kapellmeister, die ihre Partituren behelfsmäßig aus Entlehnungen zusammenstellen, durch reinere und ehrgeizigere Grundsätze abrückt; er will mit der Klitterung (dem Potpourri) aufräumen und das Mosaik durch logisch verknüpfte Klanggebilde von sinfonischem Eigenleben ersetzen. Er ließ der Kritik nun die Tat folgen, und man muß sagen, daß ihm dieser erste Versuch gelungen ist. Freilich – eine volkstümliche Sprache spricht Landsberger nicht; er schuf eine groß angelegte sinfonische Dichtung, die die Mittel neuzeitlicher Harmonik mit den Instrumentationskünsten letzter Herkunft paart. Aber eben dies – die edle, allem Billigen und Schlagerhaften abgewandte Führung seiner Partitur – ehrt das (zum Aufstieg bereite, zum Verzicht auf Popularität willige und zum Guten, ja, zum Besten fähige) Künstlertum ihres Urhebers.

Die Filmleinwand kann solche Männer brauchen, Persönlichkeiten, die geistige Schmiegsamkeit genug besitzen, der sprunghaften Gebärdenkunst des Films zu dienen, und doch Rückgrat genug, aus diesem Dienst am Film nicht Liebedienerei zu machen. (Sonst Kunst – ade!) In diesem Sinne begrüßen wir die aufrechte Tat Hans Landsbergers.

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