Der Tod des Professors

DDR 1973/1974 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Der Abend mit dem Klinikarzt Dr. Günter Harms (Wolfgang Dehler) ist doch länger geworden, weshalb ihm seine beiden Gastgeber, Eva (Brigitte Scholz) und Werner Lehmbruck (Gerd Blahuschek), die Autoschlüssel verweigern wollen. Andererseits muss er am anderen Morgen früh ‘raus und verspricht, ein Taxi zu nehmen. Das aber zu so später Stunde in Stralsund nicht zu bekommen ist, weshalb Günter Harms heimlich zu seinem Skoda zurückkehrt und sich angetrunken ans Steuer setzt.

Am gleichen Abend bespricht sein Vater, Professor Wolf Harms (Erwin Geschonneck), ein international gefragter, an der gleichen Klinik tätiger Chirurg, mit seiner Sekretärin Marianne (Gertraude Schwarzer) seine Abschiedsrede: Wolf Harms geht in den verdienten Ruhestand. Er lebt mit seiner um mehr als zwanzig Jahre jüngeren zweiten Frau Caroline (Jessy Rameik) in einer großzügigen Villa zusammen mit seinem Sohn Günter und Schwiegertochter Irene Harms (Friederike Aust).

Als, es geht schon um Mitternacht zu, das Familienquartett vereint ist, macht Günter Harms einen aufgelösten Eindruck: Er hat in einer unübersichtlichen Baustellen-Situation einen Mann angefahren, der ihm förmlich ins Auto gelaufen ist. Was dieser, Herr Kiefholz (Werner Röwekamp), auch gar nicht bestreitet und sich zunächst auch dagegen sträubt, von Günter Harms vorsorglich ins Krankenhaus gefahren zu werden. Nach einer erfolgreichen Operation, die seiner Tochter das Leben gerettet hat, ist Kiefholz dem Doktor sehr zu Dank verpflichtet und denkt gar nicht daran, den Vorfall anzuzeigen.

Am anderen Morgen bemerkt der Lampenwärter (Paul Knopf), dass es an seiner Baustelle gekracht haben muss und informiert die Polizei. Als Professor Harms, der seinem Sohn sofort geraten hat, den Unfall anzuzeigen, erfährt, dass beim Unfallopfer Kiefholz eine Splenektomie (operative Entfernung der Milz) durchgeführt werden musste und dieser eventuell bleibende Schäden davonträgt, die nicht von einem angeblichen Treppensturz herrühren können, stellt er Günter bis zum abendlichen Empfang zur bevorstehenden Pensionierung ein Ultimatum. Das sein Sohn verstreichen lässt – und plötzlich stirbt der unter Diabetes und Angina pectoris leidende Professor im Gartenhaus an Herzschwäche.

Die medizinische Diagnose eines natürlichen Todes ist nicht zu widerlegen, dennoch nehmen Oberleutnant Peter Fuchs und Leutnant Vera Arndt die Ermittlungen auf: Die Lage des Körpers des Toten auf dem Teppichboden und die seiner zersplitterten Insulin-Spritze passen nicht zueinander. Außerdem berichtet Dr. Ewald Marsburg (Fred Mahr), der Altphilologe und Leiter der Stadtbibliothek war ein Studienkamerad des Professors, von einem durch den Tod nicht zustande gekommenen persönlichen Gespräch über die offenbar gescheiterte Ehe von Wolf Harms.

Der nicht länger das in den eigenen vier Wänden provozierend offen geführte Verhältnis zwischen Caroline und ihrem früheren Kollegen am Theater, dem Schauspieler Hendrik Grableit (Volkmar Kleinert), mit ansehen wollte. Widersprechende Aussagen der Gäste des Empfangs bringen die Kriminalisten zunächst nicht weiter. Bis Peter Fuchs von einem alten Freund, Heinz Sänger (Dieter Jaßlauk), Sicherheitsinspektor der Volkswerft Stralsund, in den Hafen gebeten wird: Brigadier Poeschel (Albert Zahn) glaubt den Unfallhergang seines besten Mannes, Kiefholz, nicht, zumal die baufällige Treppe am Wasserturm schon längere Zeit nicht mehr existiert.

Das Auffinden des Unfallwagens in der Garage der Harms-Villa und der Gartenhaus-Schlüssel des Professors an ungewohnter Stelle an der Garderobe sind die letzten Mosaiksteinchen zur Lösung eines außerordentlichen Falls, in dem es weniger um die Frage Mord oder Totschlag geht als um die der individuellen wie gesellschaftlichen Moral: Weil der Professor lange Zeit das Fremdgehen seiner Gattin stillschweigend geduldet hat, fühlt sich sein Sohn Günter, darin bestärkt von seiner Gattin Irene, nicht zur Selbstanzeige bei der Polizei bemüßigt. Wie Irene die öffentliche Aufdeckung des Unfalls ihres Mannes fürchtet, kann sich Caroline nicht mit einer Scheidung abfinden, die sie zur Aufgabe ihres luxuriösen Lebens zwänge.

Die „Polizeiruf 110“-Folge „Der Tod des Professors“ ist vom 7. Mai bis 26. Juni 1973 in Stralsund und Umgebung gedreht worden. Der einmalige Auftritt des Defa-Stars Erwin Geschonneck in der populären Adlershofer Krimireihe führte zu einer hohen Sehbeteiligung von 60,5 Prozent.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Titel

  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110
  • Originaltitel (DD) Der Tod des Professors
  • Arbeitstitel (DD) Tod im Gatenhaus

Fassungen

Original

Länge:
1952 m, 69 min
Format:
35mm, 1:1.33
Bild/Ton:
s/w, Magnetton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 23.11.1974, DDR-TV