Credits
Regie
Drehbuch
Produktionsfirma
Alle Credits
Regie
Drehbuch
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Aufführung:
Uraufführung (DD): 01.05.1977, DDR-TV
Titel
- Originaltitel (DD) Zweite Liebe - ehrenamtlich
Fassungen
Original
Aufführung:
Uraufführung (DD): 01.05.1977, DDR-TV
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Der Kraftfahrzeug-Mechaniker Peter Papenbold (Gojko Mitić) kennt in Sachen Disziplin keine Gnade. Zum Leidwesen seiner Gattin Gitte (Renate Blume) engagiert sich Peter rund um die Uhr als ehrenamtlicher Übungsleiter, sodass sie bisweilen den Eindruck gewinnt, dass er nicht mit ihr, sondern mit dem Sport verheiratet ist. Wofür sie andererseits als einst selbst erfolgreiche Schwimmerin volles Verständnis hat.
Schnitt. Theo Hansen (Harry Pietzsch) hört sich in seinem Büro Ingos (Klaus Nietz) Klage an, als Lehrer keine Freistellung als Übungsleiter erhalten zu haben. Was, wie Ingo vermutet, allein daran liegt, das Tennis keine medaillenträchtige Sportart sei und daher vom Staat nicht gefördert werde. Hansen widerspricht deutlich: Bildung sei für junge Menschen das Wichtigste – und gehe im Zweifelsfall vor Training.
Die Übungsstunde ist so gut wie beendet, als die Hausmeisterin Stange (Carola Braunbock) aufgeregt in die Halle stürmt und Peter zu seinem Trabi führt: Alle vier Reifen sind durchstochen worden. Klar, dass die beiden vom Training ausgeschlossenen Jungs verdächtig sind. Aber Papenbold bleibt gelassen, erinnert er sich doch an eigene Jugendstreiche. Ihn treibt vielmehr die Offerte des Deutschen Turn- und Sportbundes (DTSB) um, hauptamtlicher Übungsleiter für den besonders begabten Turnernachwuchs zu werden. Hochleistungssport, internationale Wettkämpfe, Olympische Spiele – für Peter ein Traum.
Theo Hansen ist naturgemäß dagegen, er würde nicht nur seinen beliebtesten Übungsleiter verlieren, der bereits im Kindergarten nach Talenten sucht, sondern der Kfz-Werkstattleiter Helmut (Helmut Müller-Lankow) seinen besten Schrauber, der auch noch regelmäßig für Sonderprämien sorgt. Hansen hofft auf Gitte Papenbold als Verbündete: „Träumen kann er auch zuhause.“ Für sie wäre ein Umzug nicht nur mit dem Wechsel der Arbeitsstelle verbunden, sondern auch mit einer neuen Schule für ihre beiden Jungs Henrik (Ferry Siering) und Udo (Holm Poever). Ihretwegen hatte sie einst ihre hoffnungsvolle Schwimmkarriere an den Nagel gehängt: „Seine Kinder wollt‘ ich schon selber kriegen“ gibt sie Hansen zur Antwort. Und: Zuraten werde sie Peter nicht, aber auch nicht abraten.
Heidrun (Gabriele Rackwitz) und der nur „Keule“ genannte Matthias (Dieter Rebmann) sind ausgezeichnete Turner, müssen aber eine zu klassischer Musik künstlerisch choreografierte gemischte Bodenkür heimlich außerhalb der Übungszeiten einstudieren. Weil eine solche im Spartakiade- Konzept nicht vorgesehen ist. Die beiden werden von der Hausmeisterin erwischt, als sie mittels einer Leiter durch ein Fenster in die Halle einsteigen. Frau Stange alarmiert Hansi Ziehbusch (Günter Wolf), den Sektionsleiter des Kreises, und Peter Papenbold, die sich das Extra-Training ansehen.
„Sport und Freude kommen aus der gleichen Quelle“: Nicht nur Letzterer ist begeistert, auch die bisher so überkorrekte Hausmeisterin, sodass sie den auch privat liierten Schülern künftig die Turnhallentür öffnet. Was Ziehbusch, der nur Medaillen und Urkunden im Kopf hat, achselzuckend zur Kenntnis nimmt: „Für ‚Freude‘ gibt es im Berichtsbogen keine Spalte.“ Aber für Disziplin. Als Horst „Hotte“ Bellmann (Michael Pape), ein Wortführer nicht nur in der Turnhalle, sich standhaft weigert, am Ende der Übungseinheit beim Aufräumen zu helfen, sperrt Peter ihn für drei Wochen, was für den Ausnahme-Turner das „Aus“ bei der bevorstehenden Bezirksspartakiade bedeutet. Auch eine Intervention von Theo Hansen und Hansi Ziehbusch ändern nichts an der Entscheidung Papenbolds, Hotte nur als Helfer mitzunehmen.
Der bewährt sich als Hilfs-Übungsleiter sowohl bei der Vorbereitung in der Halle als auch bei der Kinder- und Jugendspartakiade im Stadion, wobei sich Hotte die Maxime Papenbolds zu eigen gemacht hat und nun an seine Schützlinge weitergibt: „Leistung fängt mit Disziplin an.“ Am Ende zeichnen die offenbar erfolgreichen Kinder Peter mit einer selbstgebastelten Goldmedaille aus. Ob der so Geehrte und darob Gerührte die DTSB-Offerte annimmt, bleibt offen.
Die 72-minütige Adlershofer Produktion ist ab 19. August 1977 auch in den Kinos gezeigt worden. Eine seltene Ausnahme, die sicherlich damit zusammenhängt, dass der Babelsberger „Chefindianer” Gojko Mitić in der Hauptrolle zu sehen war. Für die er übrigens auf eigene Erfahrungen als Student an der Belgrader Sporthochschule zurückgreifen konnte.
„Zweite Liebe – ehrenamtlich“ von Wolfgang Held (Szenarium) und Hubert Hoelzke (Buch und Regie) spricht durchaus brisante Themen der DDR-Sportpolitik an: Dass ein Kollege sogar aus einer anderen Abteilung, Meißgeier (Werner Senftleben), für Peter einspringt, weil er selbst sportbegeisterte Kinder hat, ist keine Selbstverständlichkeit. Ehrenamtlicher Breitensport, ein Übungsleiter-Kollege Peters ist etwa der 79-jährige Opa Gröbel (Walter Kröter), musste stets hinter dem staatlich geförderten Spitzensport zurückstehen, wobei selbst populäre Sportarten wie Fußball, Eishockey und Tennis dem Ziel geopfert wurden, mit Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie Olympischen Spielen auch politisch zu punkten.
Pitt Herrmann