Reichsbanner-Umzug (1924)

Quelle
DFF - Deutsches Filminstitut & Filmmuseum

Das "Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund der republikanischen Kriegsteilnehmer" wurde im Februar 1924 in Magdeburg als überparteiliches Bündnis von SPD, der liberalen Deutschen Demokratischen Partei und der katholischen Zentrumspartei gegründet. Das Banner verstand sich als "Schutzorganisation der Republik und der Demokratie". Zunächst als Kriegsveteranenverein konzipiert, war es eingetragener Verein und paramilitärischer Kampfbund zugleich.

Den demokratischen Idealen der 1848er Revolution (auch in den Bannerfarben "Schwarz-Rot-Gold") verpflichtet, wollte es die Weimarer Verfassung vor den radikalen Demokratie-Gegnern verteidigen, insbesondere vor Nationalsozialisten, Monarchisten und Kommunisten. Nach dem Regierungsantritt der Nationalsozialisten und dann dem Verbot des Reichbanners im März 1933 wurden zahlreiche Mitglieder politisch verfolgt, vor allem sozialdemokratische und jüdische.

Die Gründungsversammlung der Wetzlarer Ortsgruppe des "Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold" fand am 8. Juli statt. Ernst Leitz II, Firmenchef der Leitzwerke, war ein prominentes Mitglied des Wetzlarer Reichbanners und unterstützte die Ortsgruppe aktiv. Oskar Barnacks Filmaufnahmen "Reichsbanner-Umzug" zeigen eine Kundgebung in Wetzlar, bei winterlichen Witterungsbedingungen, möglicherweise die "Bannerweihe" der Ortsgruppe am 16. November 1924.

Seit den 1910er Jahren hat Oskar Barnack, der Erfinder der Leica, mit seiner selbstkonstruierten Filmkamera Geschehnisse rund um Wetzlar im Bild festgehalten. Er dokumentierte Flutkatastrophen, Stadtfeste, medizinische Experimente, Sportereignisse und die Firma bei der er als Chefkonstrukteur beschäftigt war: die Optischen Werke Ernst Leitz in Wetzlar. Seine Filme bilden den Grundstock eines Filmarchivs, in dem die lokale Geschichte den gleichen Platz hat wie die Auswirkungen großer historischer Ereignisse.